Ein wenig nervös betrat Remus den Gemeinschaftsraum und wünschte sich schon Sekunden später, dass er ihn nicht betreten hätte.Sirius stand dort, eng umschlungen mit einem Mädchen, das Remus nur vom Sehen her kannte.
Remus stockte der Atem und er stolperte rückwärts, bevor er so schnell wie möglich den Raum durchquerte und die Treppen zum Jungenschlafsaal hochstürmte.
Der Schlafsaal war leer.
Remus war in diesem Moment sehr froh darüber.
Mit tränenverschleiertem Blick liess er sich auf sein Bett sinken.
Er hat sie geküsst.
Diese Worte hallten in seinem Kopf wider und machten ihn verrückt.
Sie hatten einen Nachmittag nicht miteinander gesprochen und Sirius knutschte schon mit der nächsten Person.
Bin ich ihm so egal?
Fragte sich Remus.Er spürte den stechenden Schmerz in seiner Brust und das Gefühl erstickt zu werden.
Remus schluchzte laut auf und vergrub sein Gesicht in seinem Kopfkissen.
Es roch nach ihm und er schmetterte es an die Wand, weil er diesen Duft im Moment nicht riechen wollte.
Weil er es nicht ertragen konnte, ihn zu riechen...Er hat sie geküsst.
Wieder waren es diese Gedanken, die ihn sie so unglaublich wütend machten.
Remus wusste nicht, dass diese Wut vielmehr der unsägliche Schmerz war, den er fühlte.
Ich habe ihm vertraut! Ich war dumm genug und hätte alles für ihn gegeben! Ich war dumm genug zu glauben, dass sich jemand, wie Sirius Black, in mich verlieben könnte!
Er hätte am Liebsten geschrien, doch in diesem Moment flog die Schlafsaaltür auf und ein vollkommen verstört aussehender Sirius kam herein.
Er steuerte auf Remus Bett zu, blieb aber stocksteif stehen, als er Remus entdeckte, der mit verweinten Augen und wütender und verletzter Miene daraufsass.
„Was ist los? Ist etwas passiert?" Fragte Sirius unsicher.
„DASS DU DAS NOCH FRAGST!" Schrie Remus wütend.Sirius zuckte zusammen.
„Es ist nicht so, wie es ausgesehen hat." Versuchte Sirius, es zu erklären, doch Remus glaubte ihm kein Wort.
„DU BIST EIN VERDAMMTES ARSCH SIRIUS BLACK!" Schrie Remus und dicke Tränen rollten seine Wangen hinunter.
„Bitte hör mir zu. Ich kann es erklären." Flehte Sirius verzweifelt und Tränen traten in seine Augen.
„Ich habe schon verstanden, was abgeht. Du brauchst es also nicht zu erklären!" Entgegnete Remus kalt.
„Doch das muss ich!" Meinte Sirius.
„Ich will deine Ausreden und Lügen nicht hören, also lass mich in Ruhe!" Sagte Remus.Er zog die Vorhänge seines Bettes zu und verzauberte sie so, dass ihn keiner hören konnte und er der einzige war, der sie wieder öffnen konnte.
Sirius schluchzte laut auf und verliess dann fluchtartig den Schlafsaal.
Er hatte es nicht gewollt.
Sie hatte ihn ohne Vorwarnung an sich gezogen und ihn fest an sich gedrückt, so dass er schlussendlich Schwierigkeiten gehabt hatte, sich zu lösen.Alle hatten gesehen, was danach geschehen war.
Alle ausser Remus, denn der hatte nur das Eine gesehen.Unsägliche Angst kroch in ihm hoch.
Angst, dass er ihn verloren hatte.Das würde er nicht aushalten.
Er würde es nicht überleben.Ohne es zu realisieren, kam er am schwarzen See an.
Der helle und fast volle Mond spiegelte sich im schwarzen Wasser des See's.Sirius erinnerte sich an ihren ersten Kuss.
Es war so wunderschön gewesen.
Jeder Kuss mit Remus war wunderschön.Sirius sank zu Boden.
Er konnte nicht mehr.Bilder von Remus, wie er so unglaublich traurig, enttäuscht und wütend ausgesehen hatte, schwirrten in seinem Kopf herum.
Sirius wollte sich nicht vorstellen, was Remus gerade durchmachen musste.
Er verstand zum ersten Mal, was Regulus gemeint hatte und was Dumbledore in seiner Rede meinte.
„Ich will sie nicht mehr lieben, denn sie zu lieben tut zu sehr weh."
„Hass, weil es einfacher ist zu hassen, als zu lieben."Zu hassen war soviel leichter, es war immer leichter gewesen...
Er hatte den Schmerz all die Monate gefühlt.
Den Schmerz, wenn Remus in den Vollmondnächten litt.
Den Schmerz, als Remus sich selbst so sehr hasste.
Den Schmerz, wenn Remus traurig war.Sirius hatte es jedesmal aufs Neue das Herz aus der Brust gerissen.
Und jedesmal war es Remus gewesen, der ihn geheilt hatte.
Remus war einer dieser wenigen Menschen gewesen, die ihm das Gefühl gaben, dass er glücklich war.All die Jahre war es die pure Liebe gewesen, welche ihn leben liess, obwohl er schon Zuviel hatte ertragen müssen, um innerlich noch richtig leben zu können.
Er war kaputt.
Kaputt, weil seine Familie und der Krieg ihn zerstört hatten.Er starrte über den schwarzen See, der ihm in diesem Moment so unendlich erschien.
Sirius erinnerte sich an den Tag, als er und die anderen Rumtreiber im See schwimmen gewesen waren.
Remus und er hatten eine Wasserschlacht gemacht und James hatte versucht Lily mit seinen Muskeln zu beeindrucken, während Peter fast ertrunken war vor lachen.
Sirius lächelte ein wenig, denn dies war einer dieser Tage gewesen, an denen er das Gefühl gehabt hatte, glücklich zu sein.
Damals hatte er noch nicht verstanden gehabt, was das für Gefühl war, welches er in Remus Nähe fühlte.Sirius hatte die halbe Nacht am schwarzen See gesessen.
Er zitterte mittlerweile am ganzen Körper und seine Lippen waren blau vor Kälte, doch es war ihm egal.
Immer noch liefen heisse Tränen seine Wangen hinunter.
Die letzten Tage waren einfach Zuviel gewesen.
Marys Tod, Regulus, der sie geliebt hatte und Remus, der ihn nun hasste und der ihn nicht erklären liess, was geschehen war.Es war bereits 04:00 Uhr morgens, als er sich endlich aufraffen konnte, um ins Schloss zurückzukehren.
Der Weg in den Gemeinschaftsraum kam ihm unendlich weit vor, abgesehen davon, dass er stark darauf achten musste, nicht gesehen zu werden, vor allem in seinem Zustand.
Er war todmüde und wusste, dass er schrecklich aussehen musste, wahrscheinlich wie eine Leiche, die tagelang irgendwo vor sich hin gegammelt hatte, ohne dass sie irgendjemand fand.
Endlich kam er bei der fetten Dame an, die ihm zuerst einen missbilligenden Blick zuwarf, jedoch schon bald beschloss, dass er diesen nicht verdient hatte, als sie ihn genauer betrachtete.
Er krächzte das Passwort und sie schwang zur Seite.
Der Gemeinschaftsraum war menschenleer und Sirius liess sich gar nicht erst länger aufhalten und ging in seinen Schlafsaal.Er warf einen traurigen und sehnsüchtigen Blick zu Remus Bett, bei welchem die Vorhänge nach wie vor zugezogen waren.
Er versuchte gar nicht erst, sie zu öffnen.
Er liess sich mitsamt Klamotten auf sein eigenes Bett fallen und wartete dann unter seiner Decke zusammengekauert darauf, dass endlich der Morgen kam.
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To the Moon and back {Wolfstar Fan-Fiction}
FanfictionRemus hätte sich am liebsten nie verliebt, denn er war ein Monster und deshalb nicht für die Liebe geschaffen. Man kann sich jedoch nicht aussuchen wann, wo, ihn wen und ob man sich verliebt. Sich als Junge in seinen besten Freund zu verlieben, war...