93. Kapitel

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Remus ging ihnen die ganze Woche aus dem Weg.
Er streifte alleine durchs Schloss und sprach nur das aller Nötigste.
Mit Sirius sprach er überhaupt nicht mehr.

Dieser hatte es versucht, doch Remus war jedes Mal geflohen.

Dann war er halt ein Feigling.

Sich von Sirius fernzuhalten war jeden Tag aufs Neue ein Kampf gegen seine Gefühle.

Er hat die letzten Tage weder richtig gegessen, noch geschlafen und er war nicht der einzige.

Obwohl es nicht Vollmond war sah er blass und krank aus.

So sehr er Sirius auch zu ignorieren versuchte, sah er dennoch die verletzten, traurigen und sehnsüchtigen Blicke.
Das Schlimmste daran war, dass er sie erwiderte und das obwohl er sie gar nicht erwidern wollte.

Ihm stiegen jedes Mal die Tränen in die Augen und der Schmerz, den er fühlte, war kaum auszuhalten.

Er liebte Sirius und er bezweifelte, dass er jemals damit aufhören würde, ihn zu lieben.

Ihn nicht lachen zu sehen und dabei zu wissen, dass es seine Schuld war, dass Sirius nicht glücklich war, machte ihn innerlich kaputt.

Er konnte hören, wie sich Sirius jeden Abend stundenlang in den Schlaf weinte und jedes Mal, bei jedem Schluchzen, brach sein Herz ein weiteres Mal.

Auch an diesem Tag war es nicht anders.
In der letzten Nacht hatte er kaum geschlafen und beim Essen hatte er keinen Hunger gehabt.
Er hatte den ganzen Tag kein einziges Wort gesprochen, geschweige denn gelacht.

Es wurde Abend und er hatte nicht vor, sich länger als nötig im Gemeinschaftsraum aufzuhalten, vor allem weil Sirius hier war.

Er sass zwar bei James, Lily und Peter, aber Remus wusste, dass er eigentlich gar nicht wirklich da war.
Er starrte mit einem traurigen Blick in die Luft und sagte die ganze Zeit kein Wort.

Remus wollte sich unbemerkt in den Schlafsaal schleichen und bekam dabei nicht mit, dass Sirius Blick ihm folgte.

Er liess sich auf sein Bett fallen und nun, da er endlich alleine war schluchzte er laut auf und die Tränen, die er den ganzen Tag zurückgehalten hatte, bahnten sich nun ihren Weg.

„Remus..." Kam es plötzlich von der Tür.

Remus fuhr hoch und war nicht überrascht, als er einen traurigen Sirius im Türrahmen stehen sah.

In diesem Moment hätte er sich am Liebsten von Sirius in den Arm nehmen lassen.
Dennoch widerstand er dem Drang, der so übermächtig war und blieb auf dem Bett sitzen.

„Lass mich in Ruhe!" Sagte er kalt, doch Sirius schien andere Pläne zu haben.
„Bitte erklär mir nur wieso..." Flehte Sirius und eine einsame Träne rollte seine Wange hinunter.
„Ich habe es dir bereits erklärt." Antwortete Remus und wollte bereits aufstehen, um sich aus dem Staub zu machen, doch Sirius versperrte ihm den Weg.
„Ich will die Wahrheit hören." Verlangte Sirius.
„Das war die Wahrheit!" Versuchte sich Remus rauszureden.
„Hör auf damit, mich anzulügen!"
„Ich...Ich...-"Wollte Remus anfangen, doch er brach ab.

Sirius sah ihn abwartend an.

„Und? Sag schon! Was ist der Grund?"
„Als ob du dir das nicht selbst denken könntest." Lachte Remus freudlos.
„Ob du's glaubst oder nicht! Nein, kann ich nicht!" Entgegnete Sirius.
„Ich habe dir wehgetan." Flüsterte Remus schwach.
„Du hast mein Herz gebrochen..."
„WEIL ICH NICHT WILL, DASS DU NOCH EINMAL VERLETZT WIRST! Das ist das Beste für dich.
Du wirst jemanden finden, der gesund ist und der dir später mehr bitten kann.
Du wirst jemanden finden, der wunderschön ist.
Jemanden, der nicht diese Narben trägt und der von der Gesellschaft nicht als Abschaum bezeichnet wird.
Du wirst jemanden finden, der deine Liebe verdient." Erklärte Remus und wieder liefen Tränen seine Wangen hinunter.

Sirius machte einen Schritt auf ihn zu und Remus wich automatisch zurück.

„Und was ist, wenn ich das alles nicht möchte?" Fragte er ihn traurig.
„Weshalb sollte jemand das alles nicht wollen?" Wollte Remus wissen.
„Das einzige, das ich jemals wollte, warst du! Ich will dich und nur dich! Bei Merlin Remus ich liebe dich!" Sagte er schwach.
„Du darfst mich nicht wollen! Du darfst mich nicht lieben!" Wehrte Remus ab.
„ICH TU ES ABER!" Erwiderte Sirius.
„DANN HÖR AUF DAMIT!"
„ICH KANN NICHT!" Schrie Sirius verzweifelt.

Remus starrte ihn erschrocken an.

„Du glaubst, dass es so einfach wäre, damit aufzuhören, aber man kann nicht einfach so damit aufhören, jemanden zu lieben! Es gibt keinen Knopf, mit welchem man die Gefühle einfach so ausschalten kann!" Fügte er hinzu und senkte den Blick.
„Es ist auf so viele Weisen falsch." Hauchte Remus.

Zu mehr war nicht im Stande.

Sirius kam langsam auf ihn zu, um sicher zu sein, dass Remus dieses Mal nicht zurückwich.
Remus war wie angewurzelt stehen geblieben, er starrte Sirius an, der so wunderschön war und in diesem Moment so verzweifelt wirkte.
Sirius blieb direkt vor ihm stehen und legte zärtlich seine Hände auf Remus Wangen.

„Fühlt sich das etwa falsch an?" Fragte er leise und Remus spürte die Wärme und das angenehme Kribbeln auf seiner Haut.

Er konnte nicht antworten.
Er konnte keinen Finger bewegen.

Sirius gab ihm einen kurzen und sanften Kuss.
Es kostete ihn all seine Willenskraft, sich wieder von ihm zu lösen.

„Oder fühlt sich das falsch an?" Fragte er erneut.

Remus spürte, dass seine Mauer aus Widerstand langsam bröckelte.

Er wollte den Kuss so gerne erwidern.
Er wollte so vieles mehr, als nur den einen Kuss zu erwidern.

Er raffte das letzte Häufchen Verstand zusammen, das übrig geblieben war und sagte schliesslich:
„Es ist nicht richtig. Du und ich, das darf nicht sein. Wir..Ich kann nicht mit dir zusammen sein."

Für Sirius war in diesem Moment eine Welt zusammengebrochen. Eine Welt, die schon längst nicht mehr heil war.

Es war, als wäre die letzte Chance darauf, dass Remus Herz über seinen Kopf siegen würde, durch ihren letzten Kuss untergegangen.

Er hatte noch einmal mit ihm sprechen wollen und nun wünschte er sich, dass er es nie getan hätte, denn Remus hatte sein Herz gestohlen und er würde es nicht mehr zurückbekommen.

Er liess sich auf Remus Bett fallen und vergrub sein Gesicht in dem Kissen, welches so sehr nach ihm roch.

Sirius hatte in der letzten Woche kaum geschlafen, nur schon weil Remus und sein einzigartiger Geruch nicht bei ihm gewesen waren, doch nun, da er in Remus Bett lag und ihn sein Geruch umgab, überkam ihn die Müdigkeit, auch wenn immer noch unzählige Tränen seine Augen verliessen.

To the Moon and back {Wolfstar Fan-Fiction}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt