91. Kapitel

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Remus konnte kaum sehen, wohin er lief, denn die Tränen verschleierten seine Sicht.

Seine Gedanken kreisten um Sirius.

Sirius, der so verletzt gewesen war.
Sirius , den er mehr, als alles andere auf dieser Welt liebte, den er aber nicht lieben sollte und durfte.

Er hielt erst an, als er auf dem Astronomieturm ankam.
Er sackte zu Boden, während sein ganzer Körper zitterte.

So richtig es auch war, in diesem Moment fühlte es sich alles andere als richtig an.

Er hatte Sirius verletzt und das war das Letzte, das er gewollt hatte.

Das war der Schmerz der Liebe.

In diesem Moment wünschte er sich mehr als je zuvor, Sirius küssen zu können.
Er wünschte sich, dass Greyback ihn nie gebissen hätte und er all diese Narben nicht tragen würde.

Weshalb musste er auch lieben?
Jemand wie er wurde nicht für die Liebe geschaffen, denn er war ein Monster.

Wieso hatte sich Sirius ausgerechnet in ihn verlieben müssen?
Weshalb hatte er sich nicht einfach in einen gesunden Menschen verlieben können?

Er hörte Schritte, doch er sah nicht hoch.
Er hoffte, dass die Person einfach wieder gehen würde, dass sie ihn in Ruhe lassen würde, doch die Schritte kamen näher.

„Remus..." Sagte Lily sanft, kniete sich neben ihm nieder und nahm ihn fest in die Arme.
„Was machst du denn für Sachen? Sirius ist am Boden zerstört wegen dir!"

Remus sah hoch und versuchte so ungerührt und kalt wie möglich auszusehen, doch die unzähligen Tränen und der Gesichtsausdruck, als würde er unsägliche Schmerzen erleiden, sprach Bände.

„Es ist gut so, wie es ist!" Schaffte er es dennoch zu sagen.

Lily starrte ihn schockiert an.

„Nein ist es nicht!" Erwiderte sie.
„Das ist es ganz und gar nicht!"
„Ich hab ihn nicht verdient!" Schluchzte Remus und wollte aufspringen, um wieder davonzulaufen, doch Lily hielt ihn fest.
„HÖR AUF DAMIT, IMMER VOR PROBLEMEN WEGZULAUFEN, VOR DENEN DU NICHT WEGLAUFEN KANNST!" Schrie sie und nun stiegen auch ihr Tränen in die Augen.
„MACH DOCH DIE AUGEN AUF UND SIEH MICH AN! ICH BIN EIN MONSTER!"
„NEIN REMUS BIST DU NICHT!" Entgegnete sie.
„Ach nein? Also stammt die Narbe an Sirius Hüfte nicht von mir? Ich habe ihm wehgetan Lily."
„Das weiss Sirius und es ist ihm egal!"
„Mir ist es aber nicht egal und ihm sollte es auch nicht egal sein!" Schrie er.
„SIRIUS WEISS WAS ER TUT! DU WÄRST IN DIESER NACHT FAST GESTORBEN UND ER WAR KRANK VOR SORGE. SEINE WUNDE WAR IHM IN DIESEM MOMENT SOWAS VON EGAL GEWESEN, DAS EINZIGE, WAS ZÄHLTE, WARST DU!" Schrie sie verzweifelt.
„ICH HÄTTE IHN IN DIESER NACHT UMBRINGEN KÖNNEN! WAS GLAUBST DU, WIE ES MIR DANACH ERGANGEN WÄRE!?" Fragte er sie.
„Du hast ihn aber nicht umgebracht Remus!" Entgegnete sie.
„Ich will ihn doch nur beschützen. Ich will, dass er glücklich wird und dass er jemanden bekommt, der ihn verdient."
„Sirius liebt dich und das mehr, als du glaubst. Es gibt nichts und niemanden, der ihn jemals so glücklich machen könnte, wie du es tust! Kapier das doch endlich!" Redete sie weiter auf ihn ein.
„Ich liebe ihn aber nicht!" Sagte er kalt.
„Hör auf zu lügen!"
„ICH LÜGE NICHT!" Schrie er wütend.
„Doch das tust du! Du belügst dich selbst und das aus purem Selbsthass, weil du nicht verstehen kannst und nicht verstehen willst, weshalb dich jemand liebt, obwohl du ein Werwolf bist!"
„Du hast doch keine Ahnung davon, was ich fühle!" Schoss er zurück.
„Ja und du willst nicht sehen, was du fühlst!" Konterte sie.
„Ich fühle nichts! Was sollte ein Monster schon fühlen?" Sagte er.

Er wusste, dass es eine Lüge war, denn Schmerz war ein Gefühl, genau wie Sehnsucht, Liebe und Trauer.

„Du bist kein Monster Remus..." Flüsterte sie verzweifelt.
„Doch das bin ich!" Spuckte er mit möglichst viel Verachtung in der Stimme aus.

Egal wo er hinkam, er verletzte Menschen, nicht nur körperlich sondern auch seelisch.
Er sorgte dafür, dass sie an ihm kaputt gingen.

Die Mehrheit der Menschen hassten ihn für das, was er war.

Lily hatte geschwiegen, während eine Träne nach der anderen ihre Wangen hinuntergerollt war, doch nun sagte sie etwas.

„Ich dachte du seist ein Gryffindor, der mutig genug ist, um dazu zu stehen, was er fühlt."

Remus starrte sie an.

Sie hatte ihm so etwas ähnliches schon einmal gesagt, doch nun erschien es ihm lächerlich.

„Dann hat der Hut wohl einen Fehler gemacht." Spottete er und lachte freudlos auf.
„Ja, vielleicht hat er das." Stimmte sie ihm mit einer kalten Stimme zu.

Ihn verletzten diese Worte für einen kurzen Augenblick, doch er versuchte angestrengt, seine Fassung zu waren und sich nichts anmerken zu lassen.

„Mut ist nicht alles im Leben." Meinte er schlicht.
„Du machst einen grossen Fehler." Sagte sie.
„Nein, den grossen Fehler habe ich schon gemacht!" Erwiderte Remus.
„Fehler sorgen dafür, dass jemand zu Schaden kommt, doch eure Liebe tut keinem weh! Das was du hier tust, tut jemandem weh."
„Ich versuche nur, Sirius zu beschützen!"
„ER WILL UND MUSS ABER NICHT BESCHÜTZT WERDEN!" Entgegnete sie aufgebracht.

Weshalb konnte er es nicht einfach verstehen und akzeptieren, dass sie zusammengehörten?
Weshalb musste er sich und Sirius so fertig machen?

Sie hätte ihm in diesem Moment am Liebsten eine links und rechts gescheuert.

„Du kannst ihm sagen, dass er sich von mir fernhalten soll!" Sagte er kalt und wollte sich schon umdrehen und gehen, doch Lily war anscheinend noch nicht fertig mit ihm.
„Das werde ich ihm ganz sicher nicht sagen, denn vielleicht kann er ja dafür sorgen, dass du dein Gehirn wieder zum Denken und dein Herz wieder zum Fühlen benutzt!" Keifte sie, stiess ihn zur Seite und stürmte die Treppenstufen des Turms hinunter.

Remus blieb noch einige Augenblicke stehen und blickte über die Ländereien.
Es war mittlerweile ein wenig wärmer geworden, da es wahrscheinlich schon bald Mittag war.

Er hatte keinen Hunger und ausserdem wollte er in diesem Moment einfach nur alleine sein.

Das, was er tat, war richtig, denn alles andere wäre egoistisch und unverantwortlich.
Das Schlimme war, dass es sich nicht richtig anfühlte, denn Schmerz konnte nicht richtig sein.

To the Moon and back {Wolfstar Fan-Fiction}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt