Nach Valentin Morgensterns Tod gelang es den Schattenjägern, auch seinen verdorbenen Sohn Jonathan Christopher Morgenstern zu besiegen und mit ihm alle Dämonen. Sie befreiten die Welt von dem Bösen, verbrüderten sich mit den Schattenwesen und lebten glücklich und in Frieden bis ans Ende ihrer Tage.
Wütend schmiss sie den Stift durch den Raum. "Was für ein Scheiß!" Ein weiterer folgte. Referieren sie über die Auswirkungen der sogenannten Himmelsschlacht und das derzeitige politische Klima der Schattenwelt. Eine langweiligere Fragestellung konnte sie sich derzeit nicht mal vorstellen!
"Jolene!" Die Lehrerin an der Tafel starrte sie intensiv an. Es war nicht das erste mal an diesem Tag. Oder in dieser Woche. Oder in diesem Jahr. Sie grinste frech zurück. "Benimm dich", sagte die Frau streng.
Jolene stand auf und klopfte sich den imaginären Staub vom Rock. "Ich hab echt keine Lust auf das hier!", sagte sie langsam und deutlich, bevor sie nach ihrer Tasche griff und durch den Raum stolzierte. Blicke und leises Raunen folgten ihr. Sie wartete auf die üblichen Proteste, das übliche spitze Nörgeln über ihr Desinteresse.
Aber Felicity Merryweather lächelte sie nur an, als sie vor dem Lehrertisch angekommen war. Ihr Gesicht wirkte friedlich und nicht im mindesten gereizt, nicht so wie sonst, wenn das Mädchen überdeutlich zeigte, wie gleichgültig ihr all das lernen war. "Jolene, wenn du dich beim Direktor melden möchtest, weißt du ja, wo sein Büro ist. Wenn nicht, wäre das auch nichts neues für uns." Sie klang gar nicht wütend, nicht so wie sonst. Als wäre es ihr diesmal vollkommen egal. Jolene vermied es, zu schlucken, um nicht zu zeigen, wie nervös sie das machte.
Der Blick der Lehrerin schweifte über die Klasse. Sie war eine kleine Frau mit glattem, schwarzem Haar und einem hübschen, spitzen Gesicht, aus dem kluge Augen jeden einzelnen stahlhart musterten. "Wenn sich jemand Jolene anschließen will", sagte sie, "kann er das gern tun." Niemand regte sich. Es wäre auch ein Wunder gewesen.
Jolene knallte das kaum beschriebene Blatt ihrer Klassenarbeit auf den Tisch und musterte die Lehrerin grinsend, als diese das wenige überflog, zu dem Jolene sich herabgelassen hatte. "Ich werde das einfach ignorieren", sagte Felicity Merryweather und spitzte die Lippen herablassend. "Ich weiß, du kannst mehr, aber wir belassen es diesmal einfach bei einer Sechs, hm? Schließlich geht es nicht tiefer."
Jemand kicherte, aber Jolene drehte sich nicht um. Oh ja, sie konnte viel mehr. Aber das hier war verschwendete Zeit. Und sie würde allen beweisen, was sie konnte, wenn sie erst einmal hier raus war.
"Einen schönen Tag noch", sagte sie lächelnd und marschierte auf die Tür zu. Das Klicken hinter ihr, dann die dumpfe Stimme der Lehrerin, die ungerührt mit dem Unterricht fort fuhr, als wäre das niemals passiert. Jolene durchquerte das Haus und betrat die Straße. Es war ein wunderschöner Sommermorgen in Alicante. Die Dächer glänzten nass von einem schwachen Regenschauer, und weit über ihr, einander zugeneigt wie drei Tänzerinnen in der Sonne, standen die gläsernen Türme, die die Stadt vor allem bösen schützen sollten. Sie strich sich das Haar aus der Stirn und atmete tief durch. Hoffentlich musste sie das alles bald nie wieder sehen.
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Right by your Side
FanfictionWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...