Ruby keuchte. Sie fühlte Blut ihren Arm hinab laufen. Die Wunde schmerzte, aber sie versuchte, sie zu ignorieren. Ihr Arm zitterte, also packte sie das Schwert mit beiden Händen und richtete es wieder auf Victor.
Er war zu schnell für sie. Er schwitzte nicht einmal. Er spielte nur mit ihr. Sie hatte anfangs versucht, an ihm vorbei zu kommen, um den Hexenmeister zu töten, oder ihn wenigstens außer Gefecht zu setzen, aber er hatte ihr jedes mal den Weg versperrt. Er lächelte dabei. Auch, als er ihr mit einer fast beiläufigen Bewegung den ersten Schnitt versetzte.
"Das fängt an, mich zu langweilen", sagte Victor und wandte sich dann an den Hexenmeister, ohne Ruby aus den Augen zu lassen. "Wie lange brauchst du noch? Wir sind schon seit einer Stunde hier!"
Der Hexenmeister lachte trocken und Ruby sah ihn sich das erste mal genauer an. Er hatte blasse Haut, krankhaft weiß wie der Bauch eines toten Fisches. Als er sich ihr zu wandte und sie spöttisch anlächelte, sah sie, dass er keine Nase hatte und keine Ohren. Sein Gesicht war fast konturlos, bis auf die Öffnung seines Mundes und die roten, glühenden Augen. Er war eines jener bedauernswerten Wesen, die sich niemals unter den Menschen verstecken konnten.
"Dies ist ein Schattenjägerinstitut", sagte er mit seiner harten, bösen Stimme. "Was glaubst du, wer ich bin, Junge? Magnus Bane? Du wirst deine Rache schon noch bekommen! Also genieße jede Minute davon."
"Ich genieße ja", sagte Victor. Sein Schwert zielte erneut auf sie und Ruby konnte gerade noch aus seiner Reichweite taumeln. "Aber ich würde gern schneller genießen."
"Kinder", murmelte der Hexenmeister verächtlich, doch dann hielt er inne. Sein Kopf drehte sich langsam zu Ruby und sie fürchtete schon, er würde jetzt beenden, was Victor angefangen hatte, doch er sah nicht sie an, sondern die offene Tür hinter ihr. "Es kommt jemand", sagte er missmutig.
Ruby hielt den Atem an, bis sie Schritte hörte. Schnelle Schritte. Jemand rannte und er kam näher.
Victors Gesicht verdüsterte sich. "Nie hat man seine Ruhe", murmelte er und dann stürzte er sich plötzlich auf sie, das Schwert vorgestreckt, als wolle er sie aufspießen und an die Wand nageln. Ruby kreischte und schlug nach ihm. Ihre Nerven lagen blank, aber jemand kam und sie betete inständig zum Erzengel und zu jedem Gott, von dem sie jemals gehört hatte, dass diese Person auf ihrer Seite war.
Victor schlug erneut nach ihr, seine Schwertspitze ritzte ihr die Wange auf. "Hilfe!", kreischte sie.
Die Schritte auf dem Gang beschleunigten sich. "Lizzy!", brüllte jemand und sie wäre vor Schreck beinahe in Ohnmacht gefallen.
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Jace rutschte aus. Der Boden war glitschig von Dämonenblut. Er sah Isabelles goldene Peitsche durch die Luft sirren, doch sie war so weit weg. Der Dämon über ihm holte aus und Jace riss den Arm hoch, um sein Gesicht zu schützen, doch der erwartete Schlag kam nicht. Statt dessen steckte ein Pfeil vibrierend im Schädel des Dämons, der wankend in sich zusammensackte.
"Jace!" Alec kam auf ihn zu gestürmt und schoss noch im Laufen weitere Pfeile ab. Keiner verfehlte sein Ziel.
"Gottverdammt, was tust du hier?!" Jace hackte nach einem fliegenden Dämon, dessen wespenähnlicher Stachel knackend splitterte. Das Ding trudelte heulend zu Boden, wo er es aufspießte.
"Jace", Alec keuchte. Er wirbelte herum, als ein weiterer Dämon sich auf sie zuwalzte wie eine donnernde Lokomotive. "Du musst mitkommen..." Er war so außer Atem, dass er kaum sprechen konnte. "Und Isabelle..."
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Right by your Side
FanfictionWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...