89 - To change the World

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Stimmen. Lichter. Ruby stöhnte auf, als sie sich herum rollte. Um sie zuckten die Schatten. Sie versuchte, die Augen zu öffnen, doch ihre Lider fühlten sich so schwer an wie Blei. Langsam drückte sie sich hoch und würgte. Versuchte, sich nicht zu übergeben. Alles an ihr schmerzte, jeder Muskel. Ihr Kopf schmerzte. Ihre Beine zitterten, als sie es schaffte, taumelnd aufzustehen. Etwas Weiches, Nachgiebiges ließ ihren Fuß wegrutschen und endlich riss sie die Augen auf.

Beine. Schwarze Jeans. Dreck und Blut aus einer anderen Welt. Ihre Augen folgten dem Verlauf, bis sie auf Jolenes Gesicht trafen. Blaugrüne Augen starrten sie zwischen wirrem, rötlichem Haar an. "Auch endlich aufgewacht?", fragte Jolene heiser und Ruby glotzte sie verständnislos an.

Stimmen wurden lauter und sie drehte sich um. Der Hain schien zu brennen, aber vielleicht waren es auch nur die Überreste des Bannkreises. Gestalten bewegten sich zwischen den flimmernden Lichtbahnen und sie rieb sich zitternd das Gesicht. Gestalten. Schattenjäger. Hexenmeister. Sie stolperte einen Schritt vorwärts, um mehr zu sehen und sah Magnus. Kniend. Etwas glühte um ihn, wie ein Käfig, der ihn einschloss. Hätte er sich wehren können? Er kniete. Wartete. Sein Gesicht war eine Mischung aus Verzweiflung und Resignation. Sie machte noch einen Schritt und seine grünen Katzenaugen fixierten sie. Sie sah die Bitte um Vergebung darin, bevor jemand ihn hoch zerrte und vorwärts stieß. Wortlos sah Ruby ihm nach, seinen müden, ergebenen Schritten. Versuchte zu verstehen, was vor sich ging. Die Schattenjäger beachteten sie nicht.

"Schön oder?", fragte Jolene neben ihr und Ruby sah sie wieder an. Das Mädchen saß dort, die Arme aufgestützt, und ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Hass und Triumph. "Er kriegt, was er verdient..." Jolenes Stimme klang aus, dann sah sie Ruby wieder an. Etwas glitzerte in ihren Augen. "Er kriegt, was er verdient hat", wiederholte Jolene und fletschte die Zähne. Es sollte vielleicht ein Grinsen sein.

Ruby schauderte. Sie machte einen Schritt auf Jolene zu, um ihr die Hand hin zu strecken und ihr aufzuhelfen. Versuchte zu denken, zu verstehen, was vor sich ging. Ihre Augen begannen von allein, den Platz abzusuchen, diesen geheimen Ort, der doch entdeckt worden war. Sie fühlte sich benommen und wirr. "Wo ist Victor?"

"Er ist nicht da." Finger packten ihre, Nägel bohrten sich in ihre Haut und Ruby schnappte nach Luft. Jolene grinste, als sie sie wieder ansah. Sie grinste und saß dort, eine Hand auf den Boden gestützt die andere in Rubys, als wollte sie sie zu sich herabziehen. "Er ist nicht mehr durchgekommen. Magnus hat ihn einfach zurückgelassen." Sie lachte plötzlich und ließ Rubys Hand los. "Er ist tot." Ihr Lachen wurde lauter. Wurde zum Kreischen.

Ruby glotzte sie an. "Er ist nicht...", stammelte sie und Jolene lachte immer noch.

"Er ist tot! Er ist tot, verstehst du das nicht?"

Ruby taumelte. Schwärze begann, ihr Blickfeld einzuengen. Er ist nicht tot, versuchte sie zu sagen. Schwärze hüllte sie ein. Sie merkte es nicht mal mehr, als sie auf dem Boden aufschlug.


☆☆☆☆☆


Das Licht hinter ihren geschlossenen Lidern war sanft und blass. Ruby lauschte der Stille um sich, lauschte auf Atemzüge, auf Flüstern, während sie wartete, dass der Traum sich verflüchtigen würde. Der schreckliche Traum. Der schlimmste. Der Traum davon, dass Victor gestorben war. Aber das konnte ja nicht sein. Das konnte nicht passieren! Ihre Hand tastete über das Laken, auf der Suche nach ihm.

"Na, endlich aufgewacht?" Die Stimme ließ sie zucken und Jolene lachte heiser. Ruby presste die Augen fester zu. Ein Traum! Es war nur ein Traum!

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