43 - Überleben

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Edward schwieg jetzt, während er sie mit triumphierendem Grinsen über den Platz jagte. Staubwolken hatten sich wie Nebel um ihre Füße geballt, während sie mit schnellen Schritten umeinander herum tanzten. Sein Stilett hackte ein ums andere Mal nach ihr, während er sie gleichzeitig mit seinem Schwert bedrängte, aber Isabelle hatte schon bemerkt, dass er mit zwei Händen lange nicht so gut war wie Victor, dessen zwei Schwerter wie Verlängerungen seiner Arme wirkten. Trotzdem konnte sie darüber keine Genugtuung empfinden.

Annamarie Highsmith.

Der Name dröhnte durch ihren Schädel und sie verbiss sich in die eiskalte Wut, die in ihr aufgestiegen war und ihr mehr Kraft verlieh. Sie konnte Schweißperlen auf Edwards Stirn sehen, die sich mit dem Staub vermischten und schmutzige Spuren über sein Gesicht zu ziehen begannen.

"Annamarie Highsmith!", brüllte sie ihn an und er lachte auf, als sie einen Treffer landete und ihre Klinge seinen Oberarm aufriss.

"Komm schon!", schrie er zurück und riss den Dolch nach unten, diesmal erwischte er sie auch und sie spürte ein Brennen an ihrem Bauch, wo er den Stoff ihrer Jacke und ihres Oberteils durchtrennt hatte. Sie kümmerte sich nicht darum. Wenn die Waffe tatsächlich vergiftet war, konnte sie sich darüber immer noch später Gedanken machen.

"Anna-Marie-Highsmith!", ihre Stimme war ein Zischen und die Wut in ihr ließ die Welt blutig rot werden. Sie riss das Knie hoch, als ihre Klingen erneut aufeinander prallten, und er ihr nah genug war, traf aber nur seinen Oberschenkel. Trotzdem war es hart genug, um ihn zum Stolpern zu bringen und sie sah befriedigt, dass er zu humpeln begann.

Isabelle blieb gnadenlos, während seine Bewegungen langsamer wurden. Sie konnte erneut Hass in seinem Gesicht sehen, doch jetzt war es nicht mehr das kontrollierte Gefühl, mit dem er ihr seine Herkunft enthüllt hatte, um sie vielleicht unsicher werden zu lassen. Hatte er etwa gedacht, sie dadurch besiegen zu können, und es sich deshalb bis zum Schluss aufgehoben?

Sie ließ zu, dass er mit dem Stilett erneut nah genug an sie heran kam, um ihr einen weiteren Schnitt am Bauch zuzufügen - nicht tief, nein, aber sie hätte es in ihrer rasenden Wut ohnehin nicht gespürt - und ließ den Griff ihres Schwertes krachend auf sein Handgelenk nieder sausen. Mit einem schmerzerfüllten Keuchen taumelte Edward zurück, das Stilett fiel klirrend zu Boden und sie schenkte ihm ein wölfisches Grinsen, als klar war, dass sie ihm etwas gebrochen hatte. Seine Finger waren zu Klauen verzerrt und er presste die verletzte Hand gegen seinen Bauch, ohne jedoch nachzulassen.

Ein paar schnelle Schritte brachten sie an ihn heran, ihre Körper prallten gegeneinander, als sie einem Hieb auswich und seine Hand ins Leere schlug, dann rammte sie ihm die Faust ins Gesicht. Knochen knirschten und sein Kopf wurde zurück gerissen, sie sah seine Brille ins Gras fliegen, die zerbrochenen Gläser schimmerten und Edward ging in die Knie. Das Schwert noch in der Hand stützte er sich schwer ab, spuckte Blut aus. Es schimmerte schwärzlich.

Isabelle ließ ihm keine Zeit, aufzustehen. Sie zerrte sich die Peitsche vom Gürtel, wo sie sie fest gemacht hatte, ehe der Kampf so richtig los ging. Das dünne Metall sirrte pfeifend durch die Luft und wickelte sich um seinen Hals. Sie riss ihn mit einem Ruck herum, dass er mit dem Rücken im Dreck landete und trat ihm das Schwert aus der Hand, ehe sie ihm einen Fuß auf die Brust setzte und die Klinge an die Kehle.

"Annamarie Highsmith", flüsterte sie. Immer noch war es da, das Bild in ihrem Kopf. Die hübsche Frau, die sich so unscheinbar gegeben und dann ihre Familie zerstört hatte.

"Na los", röchelte Edward. Er bewegte sich keinen Millimeter, nur sein Adamsapfel hüpfte aufgeregt, während er keuchend Luft holte. "Du willst es doch. Bring es zu Ende!"

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