Der Aeshma richtete sich auf zu seiner vollen Größe, eine Masse aus Gestank und Gift von drei Metern Höhe, und Ruby sprang zurück, um nicht von seinem Atem getroffen zu werden. Die Säure darin hätte sie in Sekunden zur Unkenntlichkeit verätzt. In diesem Moment war sie Isabelle dankbar für das wochenlange, gnadenlose Training.
Ruby machte einen weiteren Schritt zurück und beobachtete das Wesen vor sich genau. Seine schmutzig-gelben Augen musterten sie mit einem Ausdruck, der spöttisch schien. Es würde jede Sekunde angreifen.
Sie rollte sich zur Seite, noch ehe der Hieb kam. Sie hatte ihn gespürt, in der Veränderung des Geruchs, sie hatte ihn in diesen hasserfüllten Augen gesehen, und nur den Bruchteil einer Sekunde nach ihrer eigenen Bewegung schlug eines der langen, tentakelähnlichen Gliedmaßen dort ein, wo sie eben noch gestanden hatte. Ihren eigenen Schwung nutzend kam sie schnell wieder auf die Füße und packte den Rand einer großen Mülltonne, um sich hoch zu schwingen. Das Ding wirbelte zu ihr herum und sie hielt die Luft an, und sprang ab, um auf seinem Nacken zu landen.
Edward stand da und starrte sie an.
Der Bruchteil einer Sekunde genügte, ihre eigene Verblüffung, und der Dämon glitt zur Seite. Ruby landete hart auf dem Boden und konnte sich unsanft abfangen. Dann war Edward an ihrer Seite und sie hatte keine Zeit mehr, sich zu fragen, ob der Ausdruck auf seinem Gesicht wirklich das war, wofür sie es im ersten Moment gehalten hatte.
Das Ding griff wieder an und sie tänzelte zur Seite. Eine Wolke aus Säure erfüllte die Luft und sie spürte vereinzelte, feine Tröpfchen auf ihrem Gesicht, sie brannten wie Feuer und Ruby hackte in eines der langen Tentakel, die auf sie zu geschossen kamen.
Auf der anderen Seite hörte sie Edward keuchen. "Los, mach schon!", brüllte er und rammte seine Klinge in den massigen Körper.
Der Aeshma brüllte wütend auf und drehte sich herum. Edwards Schwert riss eine tiefe Wunde in das eitrige Fleisch und er schien zu lange zu brauchen, sie wieder heraus zu reißen. Er wirkte hilflos und Ruby zögerte, wollte ihm zu Hilfe kommen.
"Los!", knurrte er durch seine gefletschten Zähne. Sein Gesicht war hasserfüllt, seine Augen wanderten zu ihr.
Erneut hechtete sie auf den Container zu und stemmte sich hoch, es ging nicht ganz so leicht dieses Mal, sie konnte die Kampfgeräusche hinter sich hören und ihr Kopf summte, so sehr wollte ein Teil von ihr zurück und ihm helfen. Aber sie musste jetzt dieses Ding vernichten, während er ihr dafür den Rücken frei hielt. Egal, was ihm dabei geschah, sie musste andere Prioritäten setzen.
Edward hackte wild auf eines der Tentakel ein, das sich um sein Bein geschlungen hatte. Sie konnte schwarzes, klebriges Blut auf seiner Jacke sehen und feine Dampfwolken, wo die Säure seine Kleidung zerfraß.
Mit einem wütenden Schrei sprang sie. Der Salto, den Alec sie gelehrt hatte, katapultierte sie direkt auf den zerklüfteten Rücken des Dämons, und ihre Füße gruben sich in sein zerfasertes Fleisch. Sie stieß die Klinge tief in die Stelle, die in den Büchern beschrieben wurde und betete.
Der Aeshma ruckte herum und das riss sie beinahe von den Füßen. Sein tiefes Grollen, wie entfernter Donner, wurde höher und höher, zu einem schrillen, rasenden Kreischen, und sie duckte sich unter seinen wild rotierenden Gliedern weg, die Engelsklinge noch weiter in den zuckenden Körper drückend.
Edward war zurückgewichen. Er humpelte und sie konnte sein schmerzverzerrtes Gesicht kaum erkennen. Ihre Augen tränten von dem Gestank und sie wusste nicht, ob sie sich noch lange halten konnte. Doch dann begann der Koloss in sich zusammen zu sacken, sie riss das Schwert heraus und sprang von ihm weg. Ein Tentakel erwischte ihren Fuß und brachte sie aus dem Gleichgewicht, so dass sie hart auf dem Boden aufschlug, die Arme schützend um den Kopf gerissen. Ihr Engelsschwert polterte klirrend gegen die Wand. Die Luft war erfüllt von schrillen Schreien und in ihrem Kopf drehte sich alles, sie wartete keuchend auf den nächsten Angriff, aber dann war es still.
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Right by your Side
FanfictionWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...