"Es muss sein", zischte Jolene und packte Rubys Hände. "Was denkst du denn, was uns jetzt noch retten soll?! Und wenn es echt soweit kommt, dass wir keine Wahl mehr haben..."
"Aber das wird es nicht!", unterbrach Ruby sie und Jolene lachte bitter.
"Das ist kein Märchen! Also hör auf, dir einzureden, dass der Ernstfall nicht eintreten kann!" Sie verstärkte ihren Griff um Rubys Hände, als wollte sie mit dem Schmerz ihre Worte noch bedeutungsvoller machen. "Alles kann da oben passieren! Und wenn es wirklich so ist, dass wir keine Wahl mehr haben dann musst du...", sie atmete tief durch, als würde es ihr selbst schwer fallen, es auszusprechen, "jemanden von uns opfern. Du musst, ob es dir gefällt oder nicht."
Rubys Lippen öffnete und schlossen sich unkontrolliert, aber sie konnte nicht. Vor ihren Augen verschwamm alles, und sie wusste, das sie nicht mehr viel Zeit hatte. Das Ding zerrte an ihr. Noch konnte sie es versuchen, konnte mit Jolene reden und dann...
"Du wirst es tun!", forderte Jolene hart. "Der Junge wird dir helfen, ob er will oder nicht. Männer sind alle gleich, egal ob sie sechzehn sind oder sechzig oder ein tausend Jahre alter Dämon. Sie wollen sich mächtig fühlen. Also musst du ihm geben, was er will. Er will einen von uns? Okay, dann kriegt er das eben. Und du zwingst ihn dazu, dass er dir deinen Körper zurück gibt."
"Und warum sollte er das können?", erwiderte Ruby hilflos. "Wieso denkst du, dass das geht? Wieso sollte er das tun, wenn er sich damit gegen Lilith stellt?!"
Jolenes Lippen verzerrten sich. "Weil wir sonst am Arsch sind. Er muss es können. Also hör auf, darüber nachzudenken und tu es einfach."
Ruby schluckte. "Und wer... wie soll ich entscheiden, wen er bekommt?"
Jolenes Hände schossen vor und packten ihr Gesicht, zogen es zu sich heran. Diesmal flüsterte sie, und es wäre nicht beängstigender gewesen, wenn sie geschrien hätte. "Hör zu. Und tu, was ich dir sage. Vertrau mir! Du wirst ihm Victor anbieten, nein, hör mir zu! Du musst das tun! Das ist es, was er will! Dass du dich entscheidest! Aber wir werden ihn austricksen! Ich weiß, dass es funktioniert! Du gibst ihm Victor und er wird mich nehmen! Weil er dann hat, was er will! Du hast dich entschieden und er gibt dir, was du willst, deine Freiheit von dem Dämon! Wenigstens ein bisschen, also musst du schnell sein. Und du musst wegsehen. Bitte..." Sie atmete wieder heftig ein. "Ich kann das ertragen, verstehst du? Das ist nicht so schlimm. Wenn du ihm Victor gibst, gibt er dir deine Freiheit und dann nimmt er mich. Weil er dir damit zeigen kann, dass er viel mächtiger ist als du. Und wenn er dann abgelenkt ist..."
Ruby umklammerte ihre Hände, ihre schmalen, kleinen Finger. "Aber ich kann doch nicht... Du kannst nicht ... Und wenn du dich irrst?"
"Ich irre mich nicht!", fauchte Jolene heftig. "Es wird funktionieren. Es muss. Und darum wird es funktionieren. Weil wir keine andere Wahl mehr haben, wenn es erstmal soweit ist. Und vielleicht wird's das ja nicht."
"Warum reden wird dann darüber?"
"Weil es immer so kommt, wie man es nicht gebrauchen kann. Und jetzt geh zu Edward. Überzeuge ihn. Sag ihm... Sag ihm...! Red einfach mit ihm. Vielleicht ist er ja noch nicht total hinüber. Und wenn du dann da oben bist, wenn wir dann da sind und wenn es wirklich soweit kommt, dass du uns opfern musst, dann..."
Und dann? Was dann??
Ruby keuchte, als Jolene ihren Namen sagte. Ihr Hirn war wie leer gefegt und die Waffe in ihrer Hand zitterte. Alles in ihrem Kopf drehte sich. Jetzt. Sie musste es jetzt tun. Aber was? Was nur?! Sollte sie wirklich sterben, weil sie sich nicht mehr erinnern konnte?!
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Right by your Side
FanfictionWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...