"Jace!", sagte Isabelle überrascht, als sie das Sanktuarium betrat. Sie sah gut aus, ausgeschlafener als in den letzten Wochen. Ihre Augenringe waren verschwunden und ihre Bewegungen wirkten weicher. Er hatte Alec gebeten, sie hier her zu holen, wo sie ungestört sein würden. Man konnte den Raum von innen verriegeln und nur von außen öffnen, wenn man den richtigen Schlüssel hatte. Und den nahm Alec gerade an sich.
"Du bist früh zurück", sagte Isabelle, nachdem sie ihn mit einer Umarmung begrüßt hatte. Sie lächelte und es tat ihm Leid, dass er ihr gleich die gute Laune verderben würde. Sie merkte ohnehin schnell, dass etwas nicht in Ordnung war und verzog fragend das Gesicht.
"Es gibt Neuigkeiten", erklärte Jace leise, nachdem Alec zu ihnen gekommen war. Er hatte bewusst den hintersten Teil des Raumes gewählt. Vielleicht war das paranoid, aber er musste vorsichtig sein.
Ohne zu zögern berichtete er von seinem Ausflug nach Alicante und wie er spontan beschlossen hatte, an der kurzfristig einberufenen Besprechung des Inquisitors teilzunehmen. Er war nicht eingeladen worden, aber nach Roberts Drohung, Isabelle das Institut wegzunehmen, hatte er eigentlich nachfragen wollen, wie es jetzt weiter ging. Und was mit Edward geschehen sollte. Niemand von ihnen wusste mehr über den Verbleib des Jungen, als dass man ihn bei den Stillen Brüdern in eine Zelle gesteckt hatte.
"...Und als ich gerade den Raum betreten wollte, höre ich, wie Robert sagt, Edward hätte Lilith beschwören wollen. Und es vielleicht sogar geschafft!"
In geschocktem Schweigen starrten ihn die Geschwister an und Jace fuhr sich unsicher durchs Haar. "Ich meine, er hat nicht gesagt, Edward hätte tatsächlich Lilith beschworen. Aber er hat gesagt, er hätte es versucht. Und dass irgendwas frei gekommen ist. Und ich nehme mal an, es war etwas Großes, denn so, wie er sich um eine eindeutige Aussage herumgedrückt hat, sind die Hexenmeister vermutlich tot, die die Beschwörung ausführen sollten. Und das nicht durch die Hand von Schattenjägern."
"Bist du sicher?", fragte Alec, nachdem er einen Moment lang überlegt hatte. Isabelle starrte Jace nur weiterhin an. Er wusste nicht, ob sie zu entsetzt oder einfach nur nachdenklich war.
"Nein, ich bin eben nicht sicher!", gab er grimmig zu. "Nicht mal Robert ist sich sicher. Oder er ist es und will das auch verschweigen! Tatsache ist, dass ich wirklich nur durch einen reinen Zufall von der Besprechung erfahren habe. So als wollte er es nur die allernötigsten Leute wissen lassen. Und von denen hat er auch noch gefordert, dass sie die Sache erstmal geheim halten!"
"Aber das ist doch Unsinn", schaltete sich Isabelle plötzlich ein. "Überleg doch mal! S...imon hat sie mit dem Kainsmal regelrecht zerfetzt und in ihre Dimension geschickt! Wir wussten damals schon, dass sie Jahre brauchen wird, um sich zu sammeln! Jahrzehnte vielleicht! Wieso sollte es jetzt möglich sein, sie zu beschwören?"
Jace musterte Isabelle. Ihm war nicht entgangen, dass sie bei Simons Namen gezögert hatte, als würde sie sich an etwas Unangenehmes erinnern. Er ging nicht darauf ein, es war ohnehin ein schwieriges Thema. "Im ersten Moment war ich eigentlich auch nur sauer, dass er von einer ernsten Situation ausgeht und uns nicht informieren will, obwohl es sich ja um New York dreht!", gestand er. "Aber ich hatte schon ein paar Stunden Zeit zum nachdenken, bis ich jemanden gefunden habe, der mir ungeplant ein Portal öffnet. Und ..." Er atmete tief ein und warf Alec einen hilfesuchenden Blick zu, doch sein Parabatai wartete nur ab.
"Was ist, wenn genug Jahre vergangen sind?", fragte er dann, stieß die Worte hervor, als wolle er sie los werden und er fühlte sich nicht gut dabei. "Es waren immerhin fast zwanzig Jahre. Was ist, wenn das genügt hat? Was ist, wenn das nicht die erste Beschwörung war? Wenn Clary nicht die erste war, die sie opfern wollten? Was ist, wenn sie schon Menschen geopfert haben?"
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Right by your Side
FanfictionWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...