Die Sonne schien zum Fenster herein, als sie erwachte und Ruby vergrub das Gesicht tiefer in den Decken, bis ihr klar wurde, dass es keine Decke war, sondern Haut. Sie verharrte still und lauschte dem gleichmäßigen Atmen neben und hinter sich. Jemand schnarchte leise.
Es kostete sie alle Mühe, nicht verzweifelt zu kichern und sie presste eine Hand vor den Mund. Jemand grunzte unwillig, als sie vor unterdrücktem Lachen zuckte und Ruby biss sich hart auf die Zunge, um es endgültig zu ersticken, obwohl ihr dabei Tränen in die Augen traten.
Als sie sicher war, dass sie sich beruhigt hatte, drehte sie sich vorsichtig auf den Rücken. Ein Arm lag über ihr, Finger zuckten im Schlaf und kitzelten ihre Taille. Mit ihrer freien Hand - ihr linker Arm steckte unter einem Körper fest - strich sie sich das Haar aus den Augen und sah sich um.
Jolene schlief seelenruhig rechts neben ihr, den hübschen Mund leicht geöffnet. Sogar mit ihrem leisen Schnarchen war sie eine süße Erscheinung. Also musste Victor auf ihrer anderen Seite liegen. Anscheinend hatte Isabelles Befehl sie nicht interessiert, keinen von beiden. Irgendwann in der Nacht waren sie einfach in ihr Zimmer gekommen, um hier zu schlafen. Sie erinnerte sich blass an einen Traum, und an Hände, die sie beruhigend herunter zogen.
Victor murmelte etwas Unverständliches im Schlaf, er bewegte sich, so dass sie fast frei kam, aber sein Arm spannte sich an und zog sie näher. Sein warmer Atem streifte ihrem Nacken und Ruby bemühte sich vergeblich, seinen Griff zu lösen. Er knurrte nur im Schlaf und presste seine Hand besitzergreifend gegen ihre Rippen.
"Soll ich gehen?", fragte eine leise, weibliche Stimme und Ruby warf Jolene einen erschrockenen Blick zu. Sie hatte nicht bemerkt, dass das leise Schnarchen verstummt war und jetzt funkelten ihr spöttische grüne Augen entgegen.
"Du kannst mir hier raus helfen", flüsterte Ruby und deutete auf den Arm, der sich um sie gelegt hatte.
"Sicher?" Jolene setzte sich vorsichtig auf und grinste auf die beiden neben sich herunter. "Also für mich sieht das ziemlich gemütlich aus."
"Dann schrei wenigstens nicht so!", fauchte Ruby unterdrückt, obwohl Jolene nicht wirklich laut gesprochen hatte.
Die brünette Schattenjägerin strich sich die wirren Locken hinters Ohr - offenbar schlief sie immer mit offenem Haar. "Weißt du eigentlich, dass du mich letzte Nacht Mommy genannt hast?" Sie kicherte und vergrub dann das Gesicht in den angezogenen Knien, während Ruby sie verblüfft beobachtete. "Mommy!", das klang gedämpft zu ihr und als Jolene das Gesicht wieder hob, waren ihre Wangen gerötet und ihre Augen blitzten.
"Also mich hat sie nicht so genannt", ertönte eine Stimme hinter ihr und Ruby quiekte erschrocken. Sie versuchte erneut, sich von dem Arm zu befreien, aber Victor ließ sie erst eine Weile zappeln, ehe er sich lachend zurückzog.
Als Ruby sich aufgerichtet hatte, versetzte sie Victor einen Stoß, der ihn mitsamt der Decke vom Bett beförderte. Sein überraschter Gesichtsausdruck ließ Jolene in prustendes Gelächter ausbrechen.
"Vollidiot", sagte Ruby grinsend und griff nach der Decke, da Victor völlig ungeniert ihre nackten Beine betrachtete.
"Ich bin übrigens nackt", erklärte er ohne rot zu werden, als sie an der Decke zog, und Ruby ließ sie hastig wieder los.
Jolene krabbelte ganz ungeniert zu ihr herüber. "Wirklich?", fragte sie grinsend und griff nach dem knittrigen Stoff.
Ruby drehte sich von ihm weg. "Du lügst!", verkündete sie überzeugt, sah aber trotzdem nicht hin, als es raschelte. Jolene stieß ein enttäuschtes Seufzen aus.
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Right by your Side
FanfictionWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...