68 - Ich bereue nichts

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Jemand hatte irgendwann in der Nacht seinen Schädel mit einer Abrissbirne verwechselt. Alles schmerzte, dröhnte und stöhnend schob er einen Arm über die Augen. Die Helligkeit ließ sofort nach, aber ein leises Klirren verunsicherte ihn. Kaltes Metall an seiner Haut. Er tastete danach. Ein Ring, verbunden mit einem zweiten durch stählerne Kettenglieder. War er im Gefängnis?

Aber Gefängnisse hatten keine so weichen Matratzen und man nahm einem in der Zelle die Handschellen ab. Jedenfalls beim letzten mal, als er angetrunken von den Bullen erwischt und wie ein Irdischer in die Ausnüchterungszelle gesteckt worden war. Wieso hatte er sich nur von Jared dazu überreden lassen?

Victor atmete tief durch und senkte dann den Arm wieder. Die Helligkeit stach durch seine geschlossenen Lider und er brauchte noch ein paar weitere Minuten, bis er sich traute, die Augen zu öffnen.

Die Decke stimmte schon mal. Sie war weiß und langweilig. Genau so, wie sie jeden Morgen aussah. Jemand hatte die Gardinen zugezogen und er schauderte bei dem Gedanken daran, dass draußen die Sonne schien. Auch so war es schon eine Qual, überhaupt wach zu sein.

Nach einigen weiteren Minuten hob er schließlich den rechten Arm. Es hing tatsächlich eine Handschelle daran, aber so angestrengt er sich auch bemühte, sich zu erinnern - es gab einfach keine logische Erklärung dafür.

Außer der Tatsache, dass sich plötzlich etwas neben ihm bewegte. Er wusste, dass er sich jetzt umdrehen musste, zumindest weit genug, um herauszufinden, wer da lag. Bruchstücke seiner Sauftour mit Jared sprangen ihm wieder ins Gedächtnis. Die Mädchen vor der Disko. Die schwachsinnige Wette, auf die er sich nur eingelassen hatte, weil er ... Wem hatte er eigentlich etwas beweisen wollen? Und hatte er vielleicht sogar gewonnen? Er wusste nicht, ob ihm diese Möglichkeit gefiel.

Ächzend stemmte er sich hoch. Sein Bett. Was gut war. Unterwäsche. Das war zumindest teilweise gut. Er rieb sich das Gesicht, um noch ein paar Sekunden zu gewinnen, dann drehte er den Kopf.

Ein Mädchen. Nicht unbedingt so gut. Bis auf einen Hinterkopf mit blonden Haaren konnte er nichts erkennen. Eine Blonde war dabei gewesen, aber bis auf diese Tatsache versteckten sich noch all seine Erinnerungen im Alkoholnebel. Er schielte nach irgend etwas auf dem Boden, das ihm mehr verraten konnte. Der Versuch brachte ihm weitere stechende Kopfschmerzen und keinen Erfolg. Was auch immer sie vorher an gehabt hatte - jetzt trug sie eines seiner T-Shirts.

Er vergrub den Kopf in den Händen und dachte angestrengt nach. War er gestern so wütend gewesen und betrunken genug, um irgend ein Mädchen von der Straße aufzugabeln und mit hier her zu nehmen? Betrunken genug, es zu versuchen auf jeden Fall. Ein weiteres Bild blitzte vor seinem inneren Auge auf. Klar. Jared und die Wette. Ein paar Mädchen abschleppen. Einfach nur so. Um zu sehen, ob er es immer noch in unter dreißig Sekunden schaffte. Natürlich war das nicht Teil der Wette gewesen. Abschleppen hätte gereicht. Also hatte er gewonnen?

Ein Geräusch neben ihm, das Mädchen seufzte im Schlaf und drehte sich um. Ein langes, schlankes Bein kam zum Vorschein, als die Decke zur Seite rutschte. Neunzig Zentimeter perfekte, blasse Haut, das Shirt war ihr über die Hüfte gerutscht, aber nicht weit genug um zu sagen, ob sie noch einen Slip trug. Mühsam riss er die Augen davon los und sah ihr ins Gesicht.

Sie blinzelte gerade verschlafen, graugrüne Augen unter dunklen Wimpern und er ließ den Kopf wieder auf seine Knie sinken, während er erleichtert lachte.

"Morgen", murmelte Ruby neben ihm. Er konnte die Schwingungen der Matratze fühlen, als sie sich aufsetzte. Sein Magen schwang unangenehm mit.

"Morgen." Seine Stimme klang schmerzhaft laut in seinen eigenen Ohren, aber das hatte er wohl verdient. Als er sie wieder ansah, hatte sie die Decke über ihre nackten Beine gezogen. Ihre Augen musterten ihn argwöhnisch, als würde sie damit rechnen, dass er sie gleich ansprang.

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