Epilog - Im Himmel

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"...Soweit wir sagen können, wurden somit alle notwendigen Maßnahmen getroffen, um die Bedrohung durch die Dämonin Lilith erfolgreich zu bekämpfen", schloss Isabelle ihren Bericht. Ihre Finger zitterten und sie schob ihre Notizen zu einem ordentlichen Stapel zusammen. Vor ihr betrachteten der Inquisitor und seine Berater sie ausdruckslos.

Nach einem Moment des Schweigens fragte Benedikt Starkweather: "Welche Verluste sind während den Kämpfen zustande gekommen?"

Isabelle verzog keine Miene, obwohl er die Zahlen vor sich hatte. Sie alle hatten eine Kopie der Dokumente vor sich. Trotzdem musste sie es laut aussprechen. Den hässlichen Teil der Angelegenheit. "Siebzehn Tote, dreiundzwanzig schwer verletzt. Eine unbekannte Anzahl leichter bis mittlerer Verletzungen, die bereits am folgenden Tag eine Abreise in heimatliche Institute oder nach Idris gerechtfertigt haben. Sieben Personen werden noch immer vermisst." Keine schlechte Bilanz. Es hätte schlimmer kommen können. Viel schlimmer. "Zur Abwehr möglicher nachfolgender Angriffe habe ich die Division für zwei Wochen verstärken lassen, obwohl ich natürlich hoffe, dass sich das als unnötige Maßnahme herausstellen wird."

Isabelle sah von ihren Papieren auf, obwohl sie das nicht hätte ablesen müssen. Es war alles in ihr Hirn eingebrannt. Vor allem die Anzahl der Toten, zu denen sie die Vermissten inzwischen auch zählten, nachdem eine ganze Woche ohne Hinweise vergangen war. Selbst einer wäre schon zu viel gewesen, aber in ihren finsteren Träumen vor dem Blutmond hatte sie so viele mehr sterben sehen.

Ihr Vater öffnete den Mund, gerade als sie den Kopf hob. Sie wusste, was er sagen wollte. Glaubte, es zu wissen. Es würde ein Vorwurf sein, egal wie gut sie die Situation gemeistert hatten.

"Der geflohene Edward Highsmith gehört zu den Vermissten. Bisher gibt es noch keine Spuren, die zu ihm führen könnten", unterbrach sie alles, was er vielleicht von sich geben konnte.

Robert schloss den Mund wieder. Lautlos und reglos. Sie hatte sich nicht getäuscht und er hatte die Warnung verstanden.

Schweigen folgte und Isabelle beobachtete, wie die Berater Blicke austauschten. Diesen Teil hasste sie besonders. Diese wortlose, ausdruckslose Verständigung. Doch schließlich erhob sich ihr Vater. Ein Zeichen, dass ihre Befragung beendet war. Endlich.

"Es wurde übereinstimmend entschieden", erklärte er formell, "dass die gesamte Angelegenheit unter der Leitung des New Yorker Instituts auf angemessene Weise und unter Berücksichtigung des geringstmöglichen Gefahrenaufwands zur allgemeinen Zufriedenheit erledigt wurde. Alle nachfolgenden Maßnahmen zur Sicherung des Bezirks New York werden im vollen Umfang der Institutsleiterin Isabelle Lightwood überlassen."

Robert starrte sie an und Isabelle starrte zurück. Sie wartete, ob er es ihr schwer machen würde. Er könnte. Und sie könnte ihm erneut drohen. Es würde ihre ohnehin schon gesplitterte Beziehung wohl kaum noch mehr belasten können.

Nach einer endlos erscheinenden Minute räusperte Robert sich, als hätte er nur einen kurzen Moment der Besinnung gebraucht. Vielleicht, um abzuwägen, wie sie reagieren könnte, und zum gleichen Schluss zu kommen. "Die Untersuchungen bezüglich der Eignung von Isabelle Lightwood haben uns unter Berücksichtigung der letzten Ereignisse zu dem Schluss kommen lassen, dass es keinen Zweifel an ihren Fähigkeiten gibt. Das Institut von New York bleibt somit weiterhin unter ihrer Leitung und alle vorgebrachten Gegenargumente können als gegenstandslos betrachtet werden."

Beinahe hätte sie vor Erleichterung aufgeschluchzt, aber sie tat es nicht. Bewahrte ihre ausdruckslose Miene. Das Institut gehörte weiterhin ihr. Natürlich blieb da ein Zweifel, ob ihr Vater diese Worte aus tatsächlicher Überzeugung gesprochen hatte, oder aber wegen dieser Sache, die sie gegen ihn in der Hand hatte. Doch selbst wenn - sie sah keinen Zweifel in den Gesichtern seiner Berater. Keinen Widerstand. Das Institut gehörte ihr und sie hatte dafür die Legitimation des Rates.

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