Ruby stürmte vor, um Edwards Lachen zu entkommen, doch schon die wenigen Schritte, die sie aus dem Raum in den nächsten tragen sollten, ließen sie zurück prallen. Der gleiche Raum. Der gleiche Edward, der sich vor Lachen schüttelte, sich zusammen krümmte, als er ihren fassungslosen Gesichtsausdruck sah, und noch lauter lachte. Ruby wirbelte herum, machte erneut einen Schritt und sah ihn wieder. Sein Gesicht, so rot, als würde es ihn zerreißen. Hektisch drehte sie den Kopf. Er war vor ihr, hinter ihr. Der gleiche Raum. Der gleiche Edward. Als sie zur zweiten Tür starrte, der auf der anderen Seite, sah sie sich selbst auf der Schwelle stehen, wie in einem Spiegel. Sie zuckte zurück und ihr Abbild verschwand.
"Lauf noch ein bisschen", sagte Edward plötzlich hinter ihr und Ruby sprang quiekend zur Seite, bevor sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Er starrte sie an, aus der Mitte des Raumes, jetzt plötzlich ganz ruhig und gar nicht mehr rot, als wäre das alles nur eine Illusion gewesen. "Lauf, na los. Mir ist so langweilig."
Ruby wurde bewusst, dass sie noch ihre Waffe in der Hand hielt, aber bevor sie sie heben konnte, warf Edward einen herablassenden Blick darauf. "Mach doch. Töte mich. Erlöse mich von meinem Leid!" Seine Hände zerrten seine Jacke auf, den Kragen seines Hemdes herunter, bis sie den Punkt auf seiner hellen Haut sehen konnte, auf seiner Brust, wo sie sein Herz unmöglich verfehlen konnte.
"Ich sollte dich aufspießen, wie du es mit Victor gemacht hast!", brach es aus ihr heraus, aber sie konnte nicht. Konnte nicht auf ihn zu stürmen und es tun. Sie hatte Angst.
Edward hob die Augenbrauen, bevor er lächelte. "Oh ja, das hat besonders viel Spaß gemacht", er grinste selbstgefällig. "Wie er zusammen gebrochen ist und wie du fast geheult hast." Sein Grinsen wurde noch breiter. "Hat er dich auch schon so aufgespießt, liebste Lizzy? War es nicht phantastisch?" Erlachte zweideutig, als sähe er sie vor sich, so wie letzte Nacht. Als wäre er dabei gewesen und sähe nun alles vor sich in seiner schmutzigen Phantasie.
Ruby stürzte sich auf ihn, um ihm das gleiche anzutun, um das Bild zu vertreiben, das er heraufbeschworen hatte, doch Edward wich ihr fast gelangweilt aus. "Nicht doch", sagte er missbilligend. "Wir haben doch mit unserer Unterhaltung gerade erst angefangen."
"Ich will mich nicht mit dir unterhalten!", fauchte Ruby zurück, senkte aber die Waffe. Sie wusste, dass sie keine Chance gegen ihn hatte. Nicht nachdem, was im Institut bei diesem Kampf geschehen war. Vielleicht hätte Victor ihn besiegt, wenn er sich nicht so sehr auf sie konzentriert hätte. Aber sie selbst hatte keine Chance. Nicht jetzt, nachdem er gut genug wusste, sie sie kämpfte, nach dem gemeinsamen Training, bei dem er sich so verstellt und sie alle studiert hatte wie Laborratten. "Was willst du von mir? Was soll das, warum lässt du mich hier nicht raus?"
Edward lächelte. "Ich will nicht, dass du gehst", erklärte er zufrieden. "Deshalb kommst du hier nicht raus. So einfach ist das."
Ruby blinzelte und starrte in den anderen Raum. Er wirkte jetzt leer, aber sie war sicher, doch wieder hier zu landen, wenn sie noch mal weg rannte. Unschlüssig verlagerte sie ihr Gewicht und sah wieder zu Edward. Er lächelte immer noch so ruhig, dass es sie plötzlich wütend machte. "Was willst du?", fragte sie erneut und deaktivierte ihre Waffe. Wegrennen war zwecklos. Vielleicht konnte sie sich etwas ausruhen, solange sie herauszufinden versuchte, wie sie entkommen konnte.
"Nur dich", er sah sie an, als würde er es ernst meinen. So ernst, dass sie schauderte.
"Na, dann vergiss das mal ganz schnell", entgegnete sie trotzdem so kalt wie möglich. "Ich bin schon vergeben."
Edward lachte auf. "So plötzlich lässt du mich fallen? Nachdem wir doch so verliebt waren?" Ruby zischte nur und er zwinkerte ihr zu. "Bist wohl auf den Geschmack gekommen? Ist er denn so gut? Vermutlich, hm? Konnte ja lange genug üben. Für die nächste Kerbe in seinem Bettpfosten. Ich wusste gar nicht, dass du so leicht zu haben bist. Sonst hätte ich mir wirklich mehr Mühe gegeben."
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Right by your Side
FanficWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...