42 - The Truth behind

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Jace starrte in den Himmel, den er hier und da zwischen den Baumwipfeln erkennen konnte. Die Sterne waren verschwunden und nur der Mond leuchtete noch durch eine schmale Lücke. Es würde bald regnen, den Boden rein waschen und alles fortspülen, als wäre nichts gewesen.

"Du solltest nicht da bleiben", erklärte Alec. Sie hatten lange geschwiegen, während sie durch den Park liefen und nach Hinweisen suchten, wo Isabelle hätte sein können. Der beste Plan war einfach, einen Kreis zu ziehen um den Ort, an dem sie den Behemoth bekämpft hatten. Immerhin hatten sie Isabelle dort zuletzt gesehen. Irgendwo würden sie ihre Spuren finden und wenn nicht, dann zogen sie den Kreis eben weiter. Und vielleicht lief sie ihnen ja auch über den Weg und beschimpfte sie, dass sie sie einfach allein gelassen hatten. Er hoffte es wirklich.

"Wo sollte ich nicht bleiben?", fragte Jace, als ihm klar wurde, dass Alec etwas gesagt hatte.

"In Alicante", sagte Alec leise.

Jace stöhnte auf. "Du jetzt auch noch?", er hob in gespielter Verzweiflung die Hände. "Clary hat mich deswegen schon angeschrien und deine Schwester auch. Und meine Tochter! Kannst nicht wenigstens du mich verstehen?" Er versuchte ein schiefes Grinsen.

Alec schüttelte den Kopf. "Nein. Sie haben recht. Das bist nicht du. Das ist nicht der Ort, an dem du glücklich bist. Und wenn sogar Clary wieder hierher ziehen will, dann solltest du doch mal darüber nachdenken, ob du dich nicht falsch entschieden hast."

Jace packte ihn am Arm und zwang seinen Parabatai, stehen zu bleiben. "Hast du mir eigentlich zugehört?", fragte er wütend. "Ich wäre beinahe drauf gegangen! Und du übrigens auch! Glaubst du, ich lasse sie einfach im Stich, indem ich mich umbringen lasse?!"

Alec schnaubte, er versuchte nicht einmal, sich aus Jaces Griff zu befreien. "Ich habe dir zugehört!", erklärte er überdeutlich. "Aber ich halte das für Mist! Denk doch mal nach! Du hast es überlebt! Wir haben noch schlimmere Dinge überlebt!"

"Ich hab jetzt Kinder!", widersprach ihm Jace, obwohl es ja erst in zwei Monaten so weit sein würde. Noch hatte er nur ein Kind.

"Und deshalb willst du dich wie ein ängstlicher alter Mann in Alicante vor der großen, bösen Welt verstecken?" Alec schüttelte den Kopf. "Weißt du, ich frage mich wirklich, wie Clary dich dazu gebracht hat, deine Kleine zu uns zu schicken. Das muss dir doch den Schlaf rauben!"

Jace machte sich nicht die Mühe, sofort darauf zu antworten, er starrte Alec nur an, bis dieser betreten den Blick senkte. "Natürlich raubt es mir den Schlaf", erklärte er schließlich knurrend. "Es hat mir genauso den Schlaf geraubt, dass sie sich mit diesem russischen Hübschling abgegeben hat!"

"Aber es war dir lieber, dass sie hier in Lebensgefahr gerät, als dort vielleicht..."

"...geschwängert zu werden, ja! Außerdem hab ich darauf vertraut, dass du und Izzy sie aus Schwierigkeiten raus haltet! Wobei ich mich ja mal wirklich getäuscht habe!" Er ballte die Hände zu Fäusten, um Alec nicht zu schütteln.

Alec schüttelte belustigt und ein wenig traurig den Kopf. "Manchmal verstehe ich dich nicht, Jace", sagte er leise. "Obwohl... eigentlich verstehe ich dich doch." Das Grinsen in seinem Gesicht wurde breiter. "Eigentlich bist du weitaus leichter zu durchschauen, als du glaubst."

"Was meinst du?", fragte Jace misstrauisch.

"Na ja, überleg doch mal. Ich meine - ich glaube es dir ja, dass du damals Angst hattest, zu sterben und deine kleine Familie allein zurück zulassen. Und du musst wirklich eine scheiß Angst gehabt haben, um nach Alicante zu ziehen, und genau das Gegenteil von dem zu leben, was du immer wolltest! Aber musst du dir nicht eingestehen, dass du deine Tochter nur hier her geschickt hast, weil du selber es nicht mehr ertragen kannst, dich dort zu langweilen? Eigentlich willst du doch zurück, aber du hast Angst, dass dir Clary das Leben schwer macht, wenn du dich wieder wie früher Nacht für Nacht in den Kampf stürzt."

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