Edward hustete verwirrt und seine Augen schienen nicht zu wissen, wo sie zuerst hinsehen sollten. "Ich...Wir..." Er fuhr sich mit der freien Hand über den Mund, starrte ihre bloßen Schultern an und schien tatsächlich etwas zu erröten. Ruby fiel auf, dass sie jetzt beide gleich groß waren.
"Ich ... dachte..."Er stammelte tatsächlich und Ruby starrte ihn wortlos an. "Waren wir nicht...? Ich meine..." Edward trat einen Schritt zurück und sah sich hilfesuchend nach beiden Seiten um, als hoffte er, es würde gleich irgend jemand kommen und ihm sagen, was er tun sollte. "Ich glaub, ich hab mich..." Er machte noch einen Schritt und drehte sich dann um, den Blick fest auf die Marmorfliesen gerichtet. "Ich... frag einfach mal Isabelle, ich dachte, wir wären..."
Ruby sah ihm nach, wie er davon trottete. In ihrem Kopf spielte alles verrückt. Wollte er sie zur Jagd abholen? Eigentlich müssten sie ja auch los, Isabelle hatte ewig gebraucht und sie noch in ein Bistro zum Abendessen geschleppt.
"Edward!" Sie streckte die Hand aus und machte ein paar Schritte auf ihn zu, um ihn aufzuhalten. Jedenfalls war es so geplant gewesen, denn schon beim ersten Schritt glitt der dünne Absatz auf den Marmorfliesen aus und sie stürzte dem verblüfften Schattenjäger direkt in die Arme. Es war wie in einem kitschigen Liebesroman.
"Entschuldige", murmelte Ruby und richtete sich langsam auf, ohne den Blick von ihren eigenen Füßen zu nehmen. War da eine Laufmasche im linken Strumpf? Isabelle würde sie töten. "Ich beeil mich", sagte sie den schwarzen Schuhen, während sie sich an seinem Arm fest hielt, um sie auszuziehen, und nicht noch auf dem halben Meter in ihr Zimmer zurück erneut zu stürzen. "Wart einfach im Foyer, ich brauch nur fünf Minuten." Oder zehn. Diese Sachen konnte sie nicht einfach in die Ecke schmeißen, wie ihre üblichen Klamotten. Dann würde Isabelle sie wirklich töten.
"Klar." Edwards Augen wirkten riesig, als er ihr nachstarrte. Sie konnte ihn nur kurz an sehen, ihr Gesicht brannte vor Scham und sie war erleichtert, als sie ihre Tür erreicht hatte und hörte, wie er davon ging. Bevor sie die Tür schloss, konnte sie sich nicht davon abhalten, noch einmal nach ihm zu sehen, sein Kopf drehte sich gerade, als hätte er die gleiche Idee gehabt und sie zuckte zurück.
War da nicht ein Schatten gewesen? Ruby zog die Tür erneut auf und sah hinaus. Edward verschwand gerade um eine Ecke und alles war leer. Stirnrunzelnd drückte sie das Holz ins Schloss. Sie war sicher, einen Kopf gesehen zu haben. Und braunes, langes Haar.
Sie verstaute die Schuhe sorgsam im Karton und das Kleid auch. Sie hätte lieber alles aufs Bett geworfen, aber die Sachen waren so teuer gewesen. Danach zog sie sich an, aber das braune Haar ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Hatte Jolene spioniert? Zugetraut hätte sie es ihr.
☆☆☆☆☆
Frei haben. Jolene marschierte lustlos durch die Gänge. Frei haben war wirklich scheiße. Man durfte sich "ausruhen" und saß eigentlich nur allein rum und wartete, dass die Zeit verging, während die anderen shoppen gingen! Oder jagen. Warum tat niemand ihr diesen Gefallen? Sie hätte wirklich neue Sachen gebraucht - und dass ihr Kleiderschrank schon aus allen Nähten platzte, war kein Argument. Sie hatte das alles schon mindestens drei mal an gehabt. Nur leider war das auch kein Argument für Isabelle. Was vielleicht auch daran lag, dass sie heute mal wieder etwas zu "frech" gewesen war. Jolene schnaubte wütend.
Vor sich hörte sie eine Stimme. Edward. Und da vorn war Rubys Zimmer. Sie blieb stehen und sah vorsichtig um die Ecke. Da stand er und starrte diese dürre Blondine in ihrem roten Fummel an wie ein Weihnachtsgeschenk. Grimmig bohrte sie ihre Finger in den Sandstein. Die konnte es echt nicht lassen! Dabei war sie doch ganz sicher nicht undeutlich gewesen in ihren Forderungen.
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Right by your Side
FanfictionWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...