Rückblende: Rubys und Victors erstes Treffen aus seiner Sicht. (Zu Kapitel 6 und 7) Die Idee kam mir während einer Schreibblockade und ich wollte es unbedingt schreiben ^^
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Er hatte ihn schon kommen hören. Die Schritte waren unverkennbar. Eine der vielen Annehmlichkeiten, wenn man so lange und so eng zusammen wohnte. Trotzdem wartete er mit geschlossenen Augen, bis Edward ihn nachlässig mit dem Fuß anstieß, bevor er den Kopf hob, und ihn desinteressiert ansah. "Was'n los?"
Edwards Lippen zuckten. Er hasste es, wenn man ihn nicht beachtete. Er versuchte es natürlich zu verstecken, aber jeder musste nun mal ein kleines Geheimnis haben, und bei Eddi war es seine eigene Wichtigkeit. Netter Kerl, natürlich, aber wie jeder andere konnte er es nicht leiden, ignoriert zu werden.
"Willst du Isabelle schon wieder wütend machen? Sie hat doch gesagt, dass wir heute hier nichts verloren haben." Edward verschränkte die Arme vor der Brust, seine Imitation von Autorität, die er nur an Victor ausprobierte. Das hatte man davon, wenn man das schwarze Schaf war und der gute Junge versuchte, einem überlegen zu sein.
"Oh ich denk schon, ich hab hier was verloren", Victor sah sich gespielt suchend um. "Meine Kontaktlinsen sind weg. Hast du sie vielleicht geseh'n?"
Edward schnaubte und streckte ihm die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. "Jetzt komm schon. Du hast doch genug Ärger, oder willst du noch eine Woche Jagdverbot?"
Victor grinste ihn solange und so breit an, dass Edward sich unruhig zu bewegen begann, bevor er sich umständlich hochstemmte und imaginären Staub von seiner Hose klopfte. "Oooh, natürlich will ich nicht, dass sie mir eine Woche Schönheitsschlaf gönnen, ungestörte Nachtruhe. Das wäre doch wirklich total scheiße, mal ohne Augenringe durch die Gänge zu latschen. Ich würde gar nicht mehr zum Inventar passen."
Edward atmete tief ein und Victor war sicher, dass er ihn jetzt hatte. Ein bisschen Action hier in diesem Totenhaus. Er konnte sich gar nicht mehr erinnern, wann sie sich das letzte mal so richtig schön geprügelt hatten. Aber dann rückte der andere Schattenjäger nur seine randlose Brille zurecht - das Ding ließ ihn aussehen wie einen Bibliothekar - und lächelte nachsichtig. "Ich kann sie ja überreden, dich weiterhin Patrouille um das Institut laufen zu lassen. Solange du nicht wieder..."
"Jaja, halt die Fresse." Victor stopfte seine Fäuste in die Hosentaschen und starrte ihn ärgerlich an. "Wärst du nicht mit irgendwas wichtigerem beschäftigt gewesen, wär das nicht passiert! Kannst du mir mal sagen, was du hier ständig treibst, dass ich mir den Scheiß alleine geben muss? Hat sie wenigstens ordentliche Titten?" Er grinste anzüglich, aber Edward ließ sich nicht beirren.
Er starrte Victor nur weiterhin mit diesem unerträglich ruhigen Blick an. "Hast du inzwischen die Leichen beseitigt?", fragte er schließlich.
"Soll ich das jetzt auch noch alleine machen?", blaffte Victor zurück. "Seh ich aus wie die Putzfee?"
"Ich hab sie da nicht rein gelockt, das warst du allein." Edward hob das Kinn, und starrte auf ihn herab. Er war sowieso schon einige Zentimeter größer als Victor. "Jetzt mach deinen Dreck auch allein weg."
Er wusste nicht, wie oder wieso, aber im nächsten Moment standen sie sich Auge in Auge gegenüber, und er hielt Edward am Kragen gepackt. Seine Faust zitterte, er hatte sie schon erhoben und alles in ihm schrie danach, einfach zuzuschlagen. Zuschlagen und dann abhauen. Nach Norden, wo es kühler war. Die Familie besuchen. Irgendwas in seinem Schädel kicherte irre, aber er wollte jetzt nicht an die Wiedersehensphantasien denken, die er sich schon so oft ausgemalt hatte, in all ihren grauenvollen Versionen.
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Right by your Side
FanfictionWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...