53 - The Morning after

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Graue Leiber, wie dicke Muskelstränge, augenlos. Sie rang nach Luft, als der Druck ihr den Atem abschnürte, zerrte an der Wand aus Fleisch, versuchte zu schreien. Ihre Nägel brachen, als sie sich hinein krallte, sie stöhnte, ihre Augen füllten sich mit Tränen, während das Grau sie einhüllte, sie fühlte, wie ihre Bewegungen langsamer wurden. Die Würmer umschlossen ihre Arme, ihre Beine, gleich würden sie anfangen, ihren Körper auseinander zu reißen...

Keuchend riss Ruby die Augen auf, doch es nützte nichts. Sie waren immer noch da, zerrten an ihr, versuchten, sie nieder zu drücken. Sie konnte sie hören, das Zischen, das Geräusch, das die übereinander gleitenden Leiber machten, wie Stoff, der über Stoff raschelt. Sie wehrte sich, blind in der Dunkelheit. Ihre Nägel rissen über Haut...

Über Haut.

Ächzend wartete sie, während Hände sie ins Kissen drückten. Heftige Atemzüge, wie ihre. Ein Schatten bewegte sich und sie zuckte zusammen, aber es war nur Victor. Draußen färbte sich der Himmel grau und sie konnte ihn jetzt sehen, seine Silhouette, die sich gegen die helle Zimmerdecke abzeichnete.

Eine Ewigkeit lang lag sie einfach nur da, wartete darauf, dass ihr rasendes Herz sich beruhigte. Sie wusste nicht, ob sie ihn ansah oder das Nichts um ihn herum. Aber irgendwann konnte sie seine schimmernden Augen ausmachen, die auf sie herab blickten. Das Atmen fiel ihr jetzt nicht mehr so schwer und ganz langsam, als wäre er darauf gefasst, sie vielleicht wieder festhalten zu müssen, zog er sich zurück.

Sie setzte sich auf, zog die Beine an und schlang ihre Arme darum. Es war noch nicht besser,aber so war es gut. Zusammengekauert wie ein Fötus, das Herz geschützt vor allen Angriffen. Auf der Zunge glaubte sie, die Würmer schmecken zu können, von dem Moment, als sie gefallen war und sie sich über sie ergossen hatten wie Regen.

Sie wartete auf ein Wort von ihm, und hoffte, dass nichts kommen würde. Sie wusste nicht, ob sie schon sprechen konnte, aber es blieb lange still. So lange, dass sie sich schließlich umdrehte, als ihr Körper den Traum endlich abgeschüttelt hatte. Jeden Morgen dauerte es länger. Jeden Morgen erwachte sie früher. Saß dann stundenlang da in der Dunkelheit und wartete, dass sie endlich diese Bilder vergessen würde und aufstehen konnte.

Victor saß neben ihr, als sie sich umdrehte. Die Ellbogen auf seine verschränkten Beine gestützt sah er sie wartend an. Jolene war eine dunkle Erhebung neben ihm, sie schlief ruhig und schnarchte leise. Es war so niedlich und so surreal, dass Ruby plötzlich lachen musste.

Hastig schlug sie die Hände vor den Mund, als das Kichern überhand nehmen wollte, um das andere Mädchen nicht zu wecken. Sie beugte sich vor, lachte in ihre Hände und merkte, wie ihr die Tränen kamen, bis das Lachen zum Schluchzen wurde. Sie konnte nichts dagegen tun. Und Victor sagte immer noch nichts, er rutschte nur heran, legte die Arme um sie und zog sie an sich, obwohl sie sich wehrte. Hielt sie fest, bis das Schluchzen aufhörte, ihren Körper zu schütteln.

Irgendwann war es vorbei. Der Himmel war jetzt rosa mit sanften Schattierungen von Violett. Sie starrte die Sterne an, die nach und nach verschwanden und durch immer mehr blitzende Lichter auf den Straßen ersetzt wurden. Die Leuchtreklamen auf der anderen Straßenseite, die die nachts einladend lockten, wirkten jetzt schäbig in der Grausamkeit des Morgenlichts.

"Alles wieder gut?", murmelte Victor neben ihr und sie zuckte zusammen. Es waren die ersten Worte, die er sagte, und sie rissen die Ruhe dieses Augenblicks mit sich fort, aber auch die Alpträume, die immer noch irgendwo in der Nähe zu lauern schienen.

Vorsichtig schob sie ihn weg und rieb sich mit dem Ärmel ihres Oberteils die Tränen vom Gesicht. Als sie zu ihm hin sah, glänzte seine Haut nass, da wo sie an seine Schulter geweint hatte und sie konnte nicht anders, als erneut zu lachen, als sie es mit dem zweiten Ärmel abwischte. Diesmal stimmte er mit ein und eine Weile lang saßen sie kichernd auf dem Bett, während der Tag voran schritt.

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