17 - Take you on a Cruise

98 9 0
                                    

"Stopp", sagte Ruby und Father Jonathan hielt an.

"Gefunden?", fragte er erfreut und sie nickte.

"Ja", sagte Ruby leise und griff nach dem Rucksack, der zwischen ihren Füßen stand. "Ja, ich hab ihn gesehen." Sie öffnete die Autotür und besann sich dann. "Danke", sagte sie. Beinahe hätte sie es vergessen, so dringend wollte sie zu Victor, aber er schien das verstehen zu können. "Danke, dass sie das gemacht haben. Ich hätte das wirklich nicht erwartet. Die ganze Zeit über hab ich so viele unfreundliche Menschen getroffen..."

"Ist schon gut", sagte Father Jonathan. "Sei vorsichtig, Mädchen. Und grüß deinen Bruder von mir. Er hat wirklich Glück, so eine tolle Schwester zu haben." Er lächelte sie an. Immer noch war das Strahlen nicht von seinem Gesicht gewichen. Sie erinnerte sich an den Moment, an dem sie noch halb verschlafen in die kleine Küche schlurfte, in der er schon das Frühstück vorbereitet hatte. Kaffee und frische Brötchen für zwei. Er war wirklich zum Bäcker gegangen. Und hatte sie trotzdem angesehen wie einen Geist, als sie in der Tür stand und ihm höflich einen Guten Morgen wünschte. Aber seit dem war er glücklich. Vielleicht hatte er die Nacht schlaflos verbracht und sich immer wieder gefragt, ob er träumte, aber er hatte es nicht gewagt, in das kleine Gästezimmer zu sehen, ob sie wohl wirklich dort lag und schlief.

Sie öffnete die Tür und wollte gerade aussteigen, als Father Jonathan sie noch einmal zurückhielt, ihren Arm fast zögernd ergriffen. "Ist er ... tot?", fragte er leise. Es war unmissverständlich, was er meinte.

Ruby starrte ihn wortlos an und dachte darüber nach ihn anzulügen, aber vermutlich würde er es merken. "Ja. Einer von ihnen. Aber diese Art... sie jagen nie allein. Es wird noch einer da sein. Vielleicht zwei." Sie starrte auf den Rucksack in ihrer Hand. Sie schämte sich, ihm die Wahrheit zu sagen, aber er hatte sie verdient.

"Hm", machte Father Jonathan, er hatte die Hände am Lenkrad und starrte auf die Fahrbahn. Seine Knöchel traten weiß hervor, so fest umklammerte erden mit Leder umwundenen Griff, aber sein Gesicht verriet nicht, ober Angst hatte. "Wird ... jemand kommen und sie töten?"

Sie hob den Kopf und lächelte ihn an. "Natürlich", sagte sie überzeugt. "Wir lassen niemanden im Stich. Sobald ich zurück bin, werde ich den anderen Bescheid geben und wir töten sie."

Er lächelte sie nachsichtig an. "Verrätst du dann nicht dein kleines Geheimnis?" Es klang, als würde er ihr das wirklich gerne glauben wollen. Und sich Sorgen machen.

Ruby biss sich auf die Lippen und lachte unsicher. "Ja, vermutlich. Aber auch Schattenjäger bekommen höchstens Hausarrest." Das war wirklich eine Lüge, aber das musste er ja nicht erfahren. "Ich werde es sie wissen lassen, wenn alles erledigt ist."

"Also sehen wir uns noch einmal wieder?" Er klang hoffnungsvoll. Ein freundlicher, alter Mann, dem das größte Geschenk seines Lebens gemacht wurde.

"Nein", sagte Ruby leise. "Das denke ich nicht. Aber sie werden es wissen." Dann stieg sie aus und verabschiedete sich. Father Jonathan nickte ihr zu und startete dann den Wagen. Sie sah ihm nach, bis er um eine Ecke bog, genoss die letzten Sekunden, bevor sie sich etwas anderem stellen musste. Um sie herum lebte die nachmittägliche Stadt, aber sie kam sich trotzdem einsam vor.

Und doch. Sie hatte es geschafft. Und bis zum letzten Moment war sie sich nicht einmal sicher gewesen, dass sie Victor in der Kleinstadt überhaupt finden würde! Der Kleinstadt, die immer noch so groß war, dass sie stundenlang laufen und ihn trotzdem ständig verpassen konnte. Aber sie hatte Victor schon vor ein paar Minuten gesehen. Und beinahe übersehen. Er hatte die Runen aufgetragen. Vor allem die Unsichtbarkeitsrune. Das hatte sie verwirrt und ihr war gerade noch rechtzeitig eingefallen, dass sie vielleicht das gleiche tun sollte. Es war schließlich Tag und die Irdischen würden es merkwürdig finden, wenn sie mit der Luft redete.

Right by your SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt