62 - Demons are a girls best friend

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Das Institut hätte still sein sollen, doch irgendwie knisterte die Luft in den Gängen, als Ruby aus dem Aufzug stieg. Nichts war zu hören und gleichzeitig wusste sie, dass sie überall waren. Als hätten sie überall ihre Spuren hinterlassen.

Fast automatisch wählte sie einen Weg durch selten benutzte Gänge - inzwischen kannte sie sich gut genug aus - und betrat ohne anzuklopfen das Zimmer ihrer Eltern. Sonst hätte sie vielleicht gezögert und sich doch nur verkrochen. Aber sie wollte jetzt einfach bei ihrer Mutter sein und zu ihrer Erleichterung saß Clary allein da und strickte. Einer ihrer vielen hoffnungslosen Versuche, etwas zustande zu bringen, aber offensichtlich amüsierte sie sich über jeden der winzigen misslungenen Pullover, die dabei herauskamen.

"Elizabeth!" Clary lächelte erfreut, als sie ihre Tochter sah, doch sie schien sofort zu merken, dass etwas nicht stimmte. "Schatz, was ist los?" Sie legte das Strickzeug zur Seite und Ruby beeilte sich, zu ihr zu kommen, damit sie nicht aufstand.

"Hey Mom", sagte sie lächelnd und setzte sich neben ihr auf den Boden, um ihren Kopf auf Clarys Knie zu legen, wie sie es früher als Kind gemacht hatte, wenn sie traurig war. Clary streichelte ihr Haar und sie fühlte sich um Jahre zurückversetzt, als wäre sie in einer Zeit gelandet, in der noch alles einfach war.

Clary wartete ruhig, als wüsste sie, dass ihre Tochter jetzt nicht reden wollte. Das Fenster war offen und in der Ferne rauschte der Verkehr. Taxis hupten eine merkwürdige Symphonie. Und irgendwann merkte Ruby, dass sie genug hatte vom Schweigen, und hob den Kopf.

"Alles wieder gut?", fragte Clary und lächelte sie an.

Ruby sah ihre Mundwinkel zucken, als wollte sie Fragen stellen, aber sie stand hastig auf und ließ sich auf die Couch fallen. "Was wird's denn diesmal?", fragte sie grinsend und nickte dem Strickzeug zu. Heute war es grün, ein helles Sommergrün wie frische junge Triebe an einem Apfelbaum.

"Lach mich nicht aus!" Clary drohte ihr mit einem Finger, aber sie lächelte dabei. "Irgendwann schaffe ich es, und dann bekommst du zu Weihnachten einen Schal und eine Mütze und..."

"Socken in Pink, ich weiß." Ruby streckte ihr die Zunge heraus, aber sie musste auch lächeln. Vermutlich würde es jetzt tatsächlich Pink werden, nur damit ihre Mutter sie ärgern konnte. Dabei war Pink noch okay. Gelb wäre viel schlimmer gewesen.

"Du bist viel zu vorlaut", knurrte Clary und nahm das unfertige, grüne Ding wieder zur Hand. Aber sie lächelte dabei. Ruby lauschte dem Geräusch der klappernden Stricknadeln und dem Summen ihrer Mutter.

"Dein Dad will, dass ich mit dir rede", sagte Clary, als die Geräusche fast begonnen hatten, sie einzuschläfern.

Ruby knurrte. "Oh Gott, ich ahne es. Halt dich von Jungs fern, lerne mehr, trainiere mehr, sei brav..." Sie warf den Kopf zurück und starrte an die Decke.

Neben ihr lachte Clary leise. "So ungefähr", murmelte sie und das leise Klicken untermalte ihre Worte. "Er macht sich eben Sorgen. Wir beide." Sie warf ihrer Tochter ein entschuldigendes Lächeln zu. "Wenn du selbst mal Kinder hast, wirst du das verstehen."

"Dann bekomme ich eben keine!" Trotzig senkte sie den Blick wieder und sah ihre Mutter spöttisch lächeln. "Was denn? Wenn's nach euch geht, könnte ich doch in einem Kloster leben! Oder mit einem Keuschheitsgürtel. Also bekomme ich eben keine Kinder. Dann muss ich mich später auch nicht über sie ärgern." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und hätte gern provozierend gelächelt, aber es war eine Sache, ihren Vater damit zu ärgern, der keine fünf Minuten mit ihr reden konnte, ohne ihr irgend eine Strafe anzudrohen, oder ihre Mutter, die niemals drohte. Sie war eben Clary. Klein und zart, die beste Mom der Welt, und stahlhart, wenn sie ihren Willen durchsetzen wollte. Und den bekam sie immer.

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