Die Tür schloss sich und sie waren allein. Ruby starrte das Holz an und den bewegungslosen Griff und versuchte sich in Erinnerung zu rufen, wie sie sich damals gefühlt hatte, als sie das erste mal mit Alexej allein gewesen war, zu der Zeit, als er nicht mehr nur mit ihr flirten wollte. Aber irgendwie wollte ihr dieser Gedanke nicht wirklich weiterhelfen und sie brach in hilfloses Kichern aus.
Als sie sich wieder beruhigt hatte, warf sie Victor einen Blick zu, betrachtete ihn zwischen den Haarsträhnen, die ihr ins Gesicht fielen und hinter denen sie sich am liebsten verstecken wollte. Er starrte sie konzentriert an und sie wusste nicht wirklich, was sie mit dem Ausdruck in seinen Augen anfangen sollte.
"Also?", wagte sie schließlich zu fragen.
"Also was?" Victor starrte zurück, er wirkte verwirrt.
Seltsamerweise beruhigte das ihr rasendes Herz und Ruby rutschte herum, bis sie ihn ansehen konnte, ohne sich drehen zu müssen. Hinter ihr war die Matratze zu Ende, was ihr nur zu bewusst war, als seine Augen für einen winzigen Augenblick dort hin zuckten. Sie hätte zu gern gewusst, was er gerade dachte. Oder vielleicht auch lieber nicht?
"Was machen wir jetzt?", fragte Ruby und ihre Stimme klang heiser.
Victor blinzelte und seine Augen zuckten hin und her, als würde er die verschiedenen Möglichkeiten durchgehen und sie allesamt verwerfen. Plötzlich raufte er sich die Haare und knurrte: "So sollte das jetzt wirklich nicht laufen!", als würde er mit sich selbst sprechen. Sein Blick glitt zu ihr zurück und er hob eine Augenbraue. "Was machen wir jetzt?", fragte er zurück. "Nein, sieh mich bloß nicht so an! Ich hatte noch nie ne Beziehung! Woher zur Hölle soll ich wissen, was man in so einem Fall tut?!"
"Also haben wir jetzt eine Beziehung?", flüsterte Ruby vorsichtig. Der Gedanke war aufregend und beängstigend zugleich.
Victor warf ihr einen kurzen, misstrauischen Blick zu. "Definitiv, und es gibt nichts, was du dagegen jetzt noch tun kannst!", erklärte er schließlich überzeugt, aber sie konnte sehen, dass er irgendwie nervös war, bis sie schließlich lächelte.
Sie starrten sich wiederan und Ruby kam der unangenehme und absolut peinliche Gedanke, dass sie hier noch genauso dasitzen und sich fragend ansehen würden, wenn Jolene zurück kam von ihrem Werwolfdate. Und dieser Gedanke war absolut nicht hilfreich. Hastig verdrängte sie alle Vorstellungen davon, was die kleine Brünette jetzt wohl gerade tun könnte.
"Was würdest du denn normalerweise jetzt machen?", fragte sie, um sich abzulenken, und bereute das sofort, als sich ein schmutziges Grinsen auf Victors Gesicht stahl.
"Nein!", er hob abwehrend die Hände und fuhr sich durchs Haar. "Das erzähl ich dir besser nicht. Oder doch, wenn du's wissen willst. Ja, ist ja schon gut! Sieh mich nicht so an! Wenn du wüsstest, was gerade in meinem Schädel so vorgeht, würdest du mich vermutlich vor einen Zug schmeißen."
"So viele andere Frauen?", fragte Ruby grinsend, aber sie wusste, dass sie eifersüchtig klang.
"Nur eine." Er sah sie nur an und der Blick aus seinen glitzernden Augen machte sie sprachlos. Am liebsten wäre sie noch einen Meter weiter hintergerutscht, aber da war das Bett zu Ende und sie würde absolut peinlich nach hinten über kippen und sich den Kopf anschlagen und...
Ohne Vorwarnung beugte Victor sich plötzlich vor, packte ihren Arm und zog sie zu sich heran, sodass sie ihm einfach in die Arme fiel. Der Schwung riss sie vom Bett und sie landeten krachend auf den Dielenboden. Das schmerzhafte an dem ganzen blieb ihr nur erspart, weil es ihm irgendwie gelungen war, dass er sie im Fallen auf sich zog. Ruby fing hilflos an zu kichern und strich sich das Haar aus der Stirn, bevor sie auf ihn hinuntersah. "Das war also dein Plan?"
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Right by your Side
FanfictionWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...