"Nach New York?", keuchte Ruby und in ihrem Kopf begannen die Gedanken zu rasen. New York. Das klang unerreichbar fern und unfassbar fremd. Ihr Herz raste. "Nach New York...", wiederholte sie langsam. Der Gedanke war aufregend und beängstigend zugleich.
Clary lächelte. "Wir wissen, wie es dir geht", sagte sie vorsichtig, "und wie unglücklich du in Alicante bist. Wir können es vielleicht nicht ganz verstehen, aber dein Vater kennt die Situation, wenn man das Gefühl hat, keine eigene Person mehr zu sein. Also dachten wir uns, dass du es vielleicht schön fändest, an einen Ort zu kommen, an dem dich niemand kennt und an dem du ganz du selbst sein kannst."
Ruby blinzelte. Die Vorstellung war verlockend. Verlockender, als sich ihre Eltern vielleicht vorstellen konnten. Frei sein. Sie selbst sein. Sie biss sich auf die Lippen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Egal ob die mich dort kennen - sie wissen trotzdem, was Herondale bedeutet. Oder Morgenstern." New York. Ihr Herz schlug noch immer zum zerspringen, trotz ihrer Zweifel.
"Aber nicht Fairchild", sagte Jace. "Du könntest den Namen deiner Großmutter annehmen. Er ist nicht unbekannt, aber heute wissen die meisten jungen Leute eher, wer Jocelyn Morgenstern ist. Sie kennen Fairchild nur noch als eine alte Familie, von der kaum noch jemand lebt. Dass deine Großmutter damals nach New York ging, hat sie aus dem Blickfeld verschwinden lassen und da sie jetzt noch immer dort lebt und sich als Irdische ausgibt, ist sie auch weiterhin ziemlich unbekannt."
Ruby nickte nachdenklich. In der Schule waren ihnen viele Dinge über den Aufstand beigebracht worden, bei dem Jocelyn Morgenstern eine große Rolle gespielt hatte, doch ihr Name war selten gefallen. Als Kind hatte sie einmal ihre Eltern dazu befragt - noch bevor die Bedeutung ihrer berühmte Familie ihr so bewusst geworden war - und hatte erfahren, dass Jocelyn mit dem Rat ausgehandelt hatte, dass man sie in Ruhe ließ und ihren Namen in der Geschichte nicht allzu oft erwähnte. Dazu trug auch die Tatsache bei, dass sie jetzt mit Lucian Graymark verheiratet war, einem ehemaligen Schattenjäger, genau wie sie selbst. Ruby wusste nicht viel über die beiden, außer dass sie sich aus der Schattenjägerwelt zurückgezogen hatten.
"Also werde ich bei Großmutter wohnen?", fragte sie unsicher. Sie hatte ihre Großmutter gerade zwei oder drei mal in ihrem Leben gesehen, was lange genug her war, dass sie sich nicht mehr daran erinnern konnte. Jocelyn kam nicht gern nach Alicante und ihr Mann mied die Stadt vollkommen. Sie hatte Bilder von ihm gesehen, ein ernster Mann mit braunen Locken, einem Vollbart und einer Brille, die seinem Gesicht etwas von einem Bibliothekar verlieh.
Ihre Eltern warfen sich einen Blick zu. "Nein, Schatz", antwortete Clary ihr. "Du bist eine Schattenjägerin und deine Großmutter hat sich so weit davon entfernt, dass sie nichts mehr damit zu tun haben will. Natürlich liebt sie dich trotzdem und du kannst sie dort so oft besuchen, wie du willst!", beeilte sie sich hinzuzufügen, irgendwie klang sie traurig dabei. "Aber du wirst im New Yorker Institut wohnen. Bei deiner Tante Isabelle und deinem Onkel Alexander. Sie leiten das Institut."
"Toll...", grummelte Ruby. "Noch jemand, den ich nicht kenne und die euch garantiert genauso verehren wie alle hier. Die werden mich sicher nicht ich selbst sein lassen."
"Verehren!", Jace konnte nicht anders, als laut los zu lachen, und auch Clary kicherte vor sich hin. "Also Verehrung ist glaube ich das letzte, das die beiden mir entgegenbringen", erklärte er breit grinsend. "Ich bin mit ihnen zusammen aufgewachsen, seit meinem zehnten Lebensjahr." Ruby konnte sich dunkel daran erinnern, dass er mal sowas erzählt hatte. "Und Izzy und Alec kennen mich viel zu gut, um irgendwie zu mir aufzusehen."
"Du wirst wirklich gut bei ihnen aufgehoben sein", warf Clary ein. "Genau so, wie du es dir wünschst. Sonst wären wir doch gar nicht auf die Idee gekommen."
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Right by your Side
FanfictionWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...