57 - Prelude

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"Ruhe bitte!", Isabelle schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, aber das Geräusch versank in dem vielzähligen, aufgeregten Stimmengewirr. "Ruhe bitte, Ruhe!" Niemand beachtete sie und zähneknirschend entschied sie, dass Höflichkeit manchmal einfach überbewertet wurde. "Haltet endlich alle mal die Klappe!"

Ihr Gebrüll ließ die Gespräche verstummen und zwölf Augenpaare starrten sie verblüfft an. Sie fühlte sich rot werden, war aber zu aufgebracht, um sich zu entschuldigen. "Danke", sagte sie trotzdem und würgte ein Lächeln hervor.

"Nicht gleich laut werden", knurrte Joffrey Townsend, ein Mann im mittleren Alter, nur ein paar Jahre trennten sie, aber seine Schläfen wurden schon grau. Sie erinnerte sich dunkel, dass das bei allen Männern seiner Familie recht früh passierte.

"Ich denke, in dieser Situation können wir uns auch mal erlauben, auf gute Manieren zu verzichten", erwiderte sie gerade höflich genug, um ihm nur ein unwirsches Schnauben zu entlocken. "Und jetzt bitte einzeln. Ich kann alle Fragen beantworten, aber nicht alle auf einmal."

"Zuerst mal würde ich gern wissen, ob das ein Witz sein soll", erklärte eine schmale Frau, die mit verschränkten Armen in der Gruppe stand. Ihr Name fiel Isabelle erst nach einigen Sekunden ein: Luise Ravenscar. Ihr kurzgeschnittenes Haar stand wie Igelstacheln von ihrem Kopf ab, die Farbe tendierte irgendwo zwischen hellem Braun und einem leblosen Fuchsrot.

Isabelle konnte nicht anders, als ihrem Bruder und Jace einen hilfesuchenden Blick zu zu werfen, aber sie hatten sich in den wenigen Minuten, die ihnen noch vor der Ankunft der restlichen Besucher blieben, darauf geeinigt, dass sie als Institutsleiterin das Gespräch allein leiten sollte. Also straffte sie die Schultern und lächelte, so gequält es auch wirken mochte.

"Leider ist das kein Witz", begann sie, der Drang, unruhig von einem Fuß auf den anderen zu treten, machte sich in ihr breit. Es war, wie als Kind vor einer Gruppe Erwachsener zu stehen, die einen für irgendwelchen Unsinn bestrafen wollten. "Aus sicheren Quellen haben wir die Information erhalten, dass bei den Beschwörungen in der Nacht vom achtundzwanzigsten August möglicherweise die Dämonin Lilith frei gekommen ist."

Erneut wurde Stimmengewirr laut, doch Joffrey Townsend kümmerte sich nicht darum, als er fragte: "Wie sicher sind diese Quellen denn?" Keiner fragte, ob sie nicht vielleicht verrückt geworden war. Das beruhigte sie zumindest etwas.

Diesmal sprach Jace, er hatte sich eigentlich nicht einmischen wollen, schien aber nicht anders zu können: "Eine davon ist Magnus Bane, der oberste Hexenmeister von Brooklyn. Er wurde beauftragt, die Ritualkreise zustudieren und ist zu der Ansicht gekommen, dass dabei Lilith beschworen werden sollte. Da die Hexenmeister des zweiten gefundenen Rituals alle tot waren - und das nicht durch Schattenjäger - geht er davon aus, dass die Beschwörung erfolgreich war."

Diesmal gab es keine lauten Rufe, kein Gemurmel. Es gab nur Stille, während die Schattenjäger diese Eröffnung auf sich wirken ließen. Mehrere Augenpaare waren spöttisch, doch Isabelle erwiderte die Blicke nur ruhig und ernsthaft, bis auch der letzte bemerkt haben musste, dass sie keine Witze machten.

"Und es gibt keinen Zweifel an den Beweisen?", sagte jemand aus der Gruppe. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, es war ein Mann, und allein der Versuch, sich gerade an alle Namen zu erinnern - obwohl sie jeden persönlich begrüßt hatte - verursachte ihr Kopfschmerzen.

"Der Verdacht war ernst genug, so dass wir bis jetzt in aller Stille geforscht haben, um keine unnötige Panik auszulösen." Panik mochte das falsche Wort sein. Schattenjäger gerieten nicht in Panik. Aber jeder verstand, was sie meinte.

"Eigentlich hatten wir geplant, diese Besprechung erst morgen einzuberufen, da es bisher keine eindeutigen Hinweise gab. Selbst Magnus Bane sagte, man könnte nicht sicher sein, dass es sich bei dem Wesen, das beschworen wurde, tatsächlich um Lilith handelt. Aber inzwischen haben wir eine Nachricht von ihr ... bekommen." Sie verzog den Mund. Sie hatte davon nicht erzählen wollen, aber Alec hatte darauf bestanden, egal wie lächerlich es auf die Schattenjäger wirken würde.

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