36 - Machtkampf

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"Ich hab sie." Victor trat förmlich die Tür auf und Jolene zuckte zusammen.

"Toll", grollte sie. "Besser spät als nie, hm? Aber egal. Wir haben was gefunden." Sie zeigte auf Alec, der bereits auf einer Internetseite Flugzeiten prüfte.

"JFK", sagte der dunkelhaarige Schattenjäger. "In acht Stunden." Erlehnte sich zufrieden zurück. "Schlau, unser Edward. Aber nicht schlau genug." Er sah die beiden Jugendlichen an. "Er hat gerade mit seiner Karte irgendwo in Paris Bargeld geholt. Vielleicht dachte er ja, wir suchen nicht weiter, sobald wir das sehen. Oder kommen nicht darauf, dass er vielleicht jemanden beklaut hat. Jedenfalls hat er mit meiner Karte", er räusperte sich, als er das zu gab, "auch noch zwei Tickets gekauft. Das Flugzeug landet kurz nach vier am JFK."

Victor starrte ihn an und nach einem Moment wanderten seine Augen zum Bildschirm. "Neun Stunden", sagte er und hielt Alec dann den Zettel hin.

Der dunkelhaarige Schattenjäger runzelte die Stirn. "Egal..."

"Falls er doch daran gedacht hat, dass wir drauf kommen", knurrte Victor und sah zu, wie Alec genervt in die Tasten hämmerte.

Nach ein paar Sekunden gab er einen verblüfften Laut von sich. "Noch zwei Tickets. Ankunft zwei Stunden später. Der kleine Mistkerl... das sind fast viertausend Dollar..."

"Ganz schön teuer, so ein Flug", warf Jolene ein.

"Es geht...", murmelte Alec, während er alle Konten noch mal prüfte, um sicher zu gehen, dass Edward nicht noch mehr Tickets besorgt hatte, um sie zu verwirren. "Er hat jetzt zweitausend Dollar in bar und zwei Flüge nach New York. Beide zum JFK. Da werdet ihr ne Weile warten müssen."


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"Gott, ich bin so müde...", flüsterte Ruby und stolperte hinter Edward her. "Wo zur Hölle sind wir eigentlich?" Sie hatten das Flugzeug verlassen, um sie herum strömten Menschen durch die Halle und vor den großen Fenstern des Terminals wurde es bereits dunkel. Die Skyline von Manhattan glitzerte in der Ferne.

"Newark", sagte Edward knapp und sah sich um, als suche er jemanden.

"Newark", wiederholte Ruby verwirrt. Sie kannte New York inzwischen ziemlich gut, aber Newark... War das überhaupt noch New York? Nicht so richtig jedenfalls. Und es war auf jeden Fall verdammt weit weg von ihrem Bett.

Edward hatte sie ziemlich angetrieben, nachdem sie in Idris diese kleine Pause gemacht hatten. Es ging von irgendwo in Deutschland nach Paris und während er die Tickets kaufte, schlief sie schon im Warteraum ein, aber leider war das nur von kurzer Dauer, denn er kam schnell zurück und schleifte sie gnadenlos durch die Flughalle zum Check In. Als sie endlich ins Flugzeug stiegen, fielen Ruby sofort die Augen zu, aber selbst da ließ er sie nicht in Ruhe. Und umgeben von vielen neugierigen Irdischen wollte sie ihm keine Szene machen. Vermutlich war er einfach nur sauer, dass sie ihn am Morgen so angeschrien hatte, und ärgerte sie jetzt, indem er ihre Bitte, sie wach zu halten, einfach etwas zu wörtlich nahm.

Und so stand sie jetzt hier, trotz neun Stunden ruhigem Flug so müde, dass sie fast im Stehen einschlief. "Newark ist scheiße", sagte sie und steuerte auf den Ausgang zu. Zumindest den fand sie noch, das Schild war groß genug.

"Nicht da lang." Edward packte sie an der Hand und zog sie mit sich. Eine Frau musterte Ruby kritisch und sie streckte ihr die Zunge heraus, bevor sie sich auf die Umgebung konzentrierte. Statt zum Ausgang liefen sie weiter durch den Flughafen.

"Brauchst du noch Souvenirs?", fragte sie spöttisch, aber größtenteils war es ihr egal, wohin er sie noch bringen wollte. Solange sie dort schlafen konnte.

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