"Simon!", wiederholte Isabelle und ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. Sie konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, auf ihn zu zu rennen. Ihr Herz sprengte alle Rekorde und sie hatte Angst. Wenn sie jetzt nur noch einen Millimeter weiter ging, würde sie wieder siebzehn sein und einfach zerfließen.
Gelbe Augen leuchteten hinter ihm auf, ein Paar, dann ein weiteres in der Dunkelheit. Wie Straßenlaternen bei Einsetzen der Dämmerung glühten sie in der Nacht auf, und mit wachsendem Schrecken beobachtete Isabelle, wie sich die Reihe fort setzte, immer mehr der gelben, schimmernden Lichter schienen zu erwachen. Sie hörte bei sechs auf zu zählen und wollte sich nicht umdrehen, weil sie sicher war, dass es dort weiterging.
Simon stand immer noch dort, er beobachtete sie abwartend, als müsste sie den ersten Schritt tun. Und das musste sie. Isabelle lockerte die goldene Peitsche und ließ sie mit einem leisen Sirren durch die Luft schnellen, als Rauch zwischen den Bäumen hervor zu quellen begann. Die einsame Laterne, die sie an diesen Teich gelockt hatte, beleuchtete einen kleinen, halb runden Platz, der sich ans Ufer schmiegte.
"Na los, kommt schon!", knurrte sie grimmig und stemmte ihre Beine in den gleichmäßigen Kies. Wenn diese Dinger glaubten, Isabelle Lightwood sei leicht zu besiegen, dann würden sie gleich eine Überraschung erleben.
Der erste der Iblis-Dämonen bewegte sich aus dem Schatten. Der beißende Qualm, der seinen menschenähnlichen Körper umhüllte, ließ die Luft verbrannt schmecken. Er war klein, kleiner als gewöhnlich, doch sie waren viele. Zehn vielleicht, schätzte sie wahllos. Vielleicht fünfzehn. Ihre Peitsche schnellte vor und wickelte sich zischend in den Körper unter all dem Rauch. Das Wesen fauchte wütend, als sie es zu sich heran zog und ihm mit einem heftigen Schlag den Kopf abtrennte. Die gelben Augen erloschen und der Körper fiel noch immer, während sie sich schon um den nächsten kümmerte.
Qualm stieg ihr in die Nase, als die Dämonen ihren Kreis um sie schlossen, und Isabelle bemühte sich, so wenig wie möglich zu atmen, während sie kämpfte. Es würde sie ersticken, wenn sie nachgab, oder zu langsam war. Ihre Engelsklinge hackte in schwarzes Fleisch und der Ruß ließ ihre Haut schmierig werden. Etwas verbrannte ihre Hand, als einer der Dämonen nach ihr griff. Sein Körper strömte eine unnatürliche Hitze aus, und unwillkürlich holte sie Luft und bekam eine Lunge voll Rauch ab.
Fünf waren es noch, als sie sich mit Schwung gegen den Iblis warf, er stolperte und sie kam frei aus dem Kreis, den die Wesen um sie geschlossen hatten. Ihr blieben ein paar Sekunden, um hustend und keuchend Luft zu holen, dann beendete sie es. Die Peitsche sirrte, sie riss einen der fünf von den Füßen und schleuderte ihn gegen zwei seiner Kameraden, die von der Wucht wie Bowlingkegel auseinander stoben. Mit einer Bewegung aus dem Handgelenk löste sie die Peitsche und stürmte vorwärts. Ihr Schwert trennte einen weiteren Kopf ab, zerteilte den nächsten in zwei Hälften - noch drei zählte ihr Hirn emotionslos mit.
Die letzten drei griffen gemeinsam an, ihre Bewegungen waren schnell, aber sie warf das Messer, das sie immer im Ausschnitt hatte, genau zwischen ihren Brüsten in einer kleinen Lederscheide. Es bohrte sich dem einen in den Teil seines Körpers, der bei einem Menschen der Hals gewesen wäre, und setzte ihn Sekundenlang außer Gefecht, während sie seine Kameraden mit drei schnellen Streichen in ihre Dimension zurückschickte. Er selbst zerbröckelte gerade zu rauchender Asche, als sie ihm ebenfalls den Kopf abtrennen wollte. Sie wartete kurz, bis er zu einem schwelenden Haufen Ruß zusammen gefallen war, dann trat sie seine Überreste auseinander, bis ihr Dolch zum Vorschein kam.
Während sie ihn grob abwischte und an seinen Platz zurück steckte, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Gerade noch war es ruhig gewesen. Emotionslos, während sie kämpfte. Doch jetzt würde sie sich umdrehen. Sie würde ihn sehen, so wie sie ihn damals gesehen hatte. Seine klugen, wissenden Augen würden fragend über ihr Gesicht wandern und dort das siebzehnjährige Mädchen suchen, das sie damals gewesen war.
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Right by your Side
FanfictionWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...