"Zufrieden?", grollte Victor entnervt und drehte sich zu Jace um, der sich mit verschränkten Armen finster im Raum umsah. "Niemand hier." Victor kickte sich die Schuhe von den Füßen. "Willst du vielleicht noch im Bad nachsehen? Oder unterm Tisch?"
"Schon gut", knurrte Jace zurück, schien aber dennoch einen Moment lang so, als ob er Victors Vorschlägen folgen wollte. "Ich wollte nur sicher gehen."
"Mach die Tür hinter dir zu, ich will in Ruhe duschen." Fast hätte er sich für diesen Spruch geohrfeigt, doch Jace kniff nur die Augen zusammen, sagte aber nichts.
"Schlaf dich gut aus", erklärt er statt dessen, zog die Tür ein Stück zu sich heran und ließ Victor nicht aus den Augen, während er herum griff und den innen steckenden Schlüssel entfernte. Seine Augen blitzten amüsiert.
"Willst du mich einschließen?" Victor lachte auf, aber der Ausdruck auf Jaces Gesicht belehrte ihn eines besseren. "Du willst mich einschließen?! Bist du bescheuert? Machst du jetzt einen auf Daddy? Ich würd vielleicht gern noch was essen!"
"Ich hab Isabelle schon Bescheid gegeben. Sie hat dir etwas bringen lassen." Jace grinste und wies zum Tisch, wo ein abgedecktes Tablett stand.
"Kann ich wenigstens noch Lizzy gute Nacht sagen?"
"Ich werd's ihr ausrichten." Jace begann die Tür zuzuziehen.
"Ja sicher..." Victor wäre ihn am liebsten angesprungen, doch er riss sich zusammen. Seine Gedanken rasten, während er sich umdrehte, um sich auszuziehen und nicht den sich schließenden Türspalt anstarren zu müssen. Ein Handgriff startete die Musikanlage und er drehte den Regler weit auf, um nicht hören zu müssen, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Vielleicht wäre ja irgendwann jemand so genervt, dass sie ihn wieder raus ließen, nur um ihm zu sagen, dass er leiser machen sollte, aber das glaubte er nicht. Eingesperrt wie ein kleines, ungezogenes Kind. Er warf das verschwitzte Hemd von sich, während er seine Hose öffnete und zum Fenster starrte. Es waren einpaar Stockwerke nach unten, aber die Fenstersimse waren breit, und vielleicht fand er ein offenes Fenster in einem unbenutzten Raum und...
Als er sich umdrehte, starrte Ruby ihn an und er war so verblüfft, dass er im ersten Moment nicht mehr wusste, was er gerade tun wollte.
"Ich denke, das reicht erstmal", sagte sie mit schiefem Grinsen und roten Wangen, kaum zu verstehen über die laute Musik und ihm wurde bewusst, dass er nur noch seine Boxershorts trug. Was sie wohl getan hätte, wenn er sich nicht umgedreht hätte?
"Lizzy!" Mehr brachte er nicht hervor. Er war nicht sicher ob er seinen Augen trauen konnte. "Hast du dich hinter der Tür versteckt?" Seine Gedanken begannen zu rasen und plötzlich waren sein Hunger und sein Bedürfnis nach einer Dusche nicht mehr die Hauptsache in seiner Abendplanung. Na ja, die Dusche vielleicht doch. Wenn auch nicht unbedingt alleine... Er verzichtete darauf, sich selbst eine Ohrfeige zu geben, um seinen Kopf frei zu bekommen.
"Dir ist schon klar, dass wir hier jetzt eingesperrt sind?", er griff nach der Anlage, um die Musik leiser zu stellen, aber sie schüttelte schnell den Kopf und nickte zur Tür. Vermutlich musste er sie ziemlich blöd angesehen haben, denn sie verdrehte schließlich die Augen und ihre Lippen formten die Worte "zu auffällig".
Victor nickte langsam, drehte den Ton aber trotzdem ein Stück herunter. Sie konnten sich schlecht den ganzen Abend anschreien. Und für Flüstern ganz nah beieinander...
"Gott, Mädchen!", er raufte sich die Haare und drehte sich wieder zum Fenster. Wenn er sie jetzt noch eine Sekunde länger ansehen würde, würde er vielleicht nicht mehr raus finden, was sie hier tat. Oder vielleicht doch, und ein paar seiner schmutzigen Träume würden wahr werden...
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Right by your Side
FanfictionWas macht man, wenn man trotz einer Extraportion Engelsblut keine besonderen Fähigkeiten hat? Zum ersten mal verknallt und todunglücklich im öden Alicante zögert Ruby (fast) gar nicht, als sie die Chance bekommt, ins New York Institut zu wechseln. U...