Es begann...

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Der Ausblick von hier oben war einfach der Wahnsinn. Eine so große Stadt wie Augusta, deren Skyline in der Abenddämmerung, ist einfach unbezahlbar anzusehen. Die orange-rote Sonne spiegelte sich in den hunderten von Fenstern wieder und strahlte auf die, im Schatten liegenden Häuser.

Ob dies meine letzten Augenblicke im Leben sein könnten? Vielleicht, ich hatte jetzt keine Chance zu entkommen. Ich setzte mich an den Rand des Hochhauses, ließ meine Beine hängen und starrte nach unten. Mindestens fünfzig Meter waren es, bis ganz unten. Und dort warteten sie auf uns. Hunderte gefräßige Mäuler, die nichts anderes im Sinn hatten als frisches Menschenfleisch. Ihre verfaulten Hände griffen nach oben, doch nur ihr beißender Gestank drang zu uns hoch. Und dieses ewige stöhnen und ächzen...

Mein voriges Leben war sehr anstrengend, doch ich wünschte es mir jeden verdammten Tag zurück.

Ich war Personenschützerin, naja, ich war in der Ausbildung. Das Leben als Personenschützerin ist hart, denn alle männlichen Kollegen glaubten nie, dass eine Frau irgendjemanden beschützen könnte. Ich war nicht groß und auch nicht kräftig gebaut. Nein, ich hatte eher den athletischen Körper. Wendigkeit und Schnelligkeit, dass waren meine potenziale, auch in der jetzigen Situation.

Eine entfernte Explosion riss mich aus meiner Erinnerung.

„Jane! Von wo kam das?", rief mir, meine kleine Schwester Alice, zu. Sie stand im Wind, ihre schwarzen Haare flatterten und sie suchte mit ihrem Fernglas die Stelle ab, wo der Rauch aufstieg. Sie war so wild darauf noch andere, Überlebende, zu finden. So viel Leid wie sie in den letzten anderthalb Jahren erlebt hatte... Sie war doch erst 13 Jahre alt!

„Alice, du hast es doch schon längst erspäht! Das wird nur eine Gasleitung gewesen sein...", sprach ich ruhig und war demotiviert.

Sie stöhnte auf, "Man! Und wenn dass doch Überlebende waren?"

„Dann sind sie spätestens jetzt Tod!", gab ich gleichgültig zurück und fuhr mit durch die Haare.

„Wahrscheinlich hast du Recht, die Explosion war zu heftig.... Aber sieh runter! Schau, sie verziehen sich!" Freudig zeigte sie nach unten, sie hatte Recht.

„Die Explosion zieht sie an, das sind echt bekloppte Wesen! Ein bisschen Lärm und schon ziehen sie dort hin!", lachte ich auf und beobachtete die verkorkste Situation unten.

„IHR IDIOTEN!", schrie Alice hinunter. Es schallte in den Gassen wieder, mahnend sah ich sie an.

„Entschuldige Jane, ein paar Manieren behalten." Ich nickte ihr zu, als sie das sprach.

Die Dachterrasse, auf der wir waren war ziemlich groß, sie war auf einem Einkaufszentrum, Happy Shopping hieß das Ding. Shopping ja, Happy, nicht wirklich. Wir waren gerade auf einer Plünderung, als uns diese Viecher überraschten. Sie kamen von den Türen die sie einschlugen, zu hunderten strömten sie hinein. Vorher wusste ich noch nicht einmal, dass diese Dinger Steine aufheben konnten.

Wir waren zu viert. Cookie und Miranda hatten es nicht geschafft. Beide versuchten die Türen zu verbarrikadieren und wurden dabei gebissen und verwandelten sich kurze Zeit danach in diese Dinger. Ein kleiner Biss reichte schon aus um sowas, wie die zu werden.

Ich besaß eine Halbautomatische neun Millimeter, die ich von meinem Vater damals gestohlen, hatte. Sie baten mich kurz vor ihrer Wiederauferstehung, sie zu erschießen. Es war furchtbar, ich kannte sie erst seit ein paar Monaten, doch sie sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich schickte Alice hoch, damit sie es nicht mit ansehen musste. Sie lagen beide im sterben, doch nur kurz danach, öffneten sie wieder die Augen und noch bevor sie wieder aufstanden, erschoss ich sie. Ein Schuss in den Kopf, die einzige Möglichkeit einen von ihnen zu töten.

Viele Waffen zur Verteidigung hatten wir nicht. Bis auf meinen Revolver hatten wir noch eine uralte Winchester Model 1897, vier Messer mit einer Klingenlänge von 13 Zentimetern und 21 Zentimetern, je zwei. Und noch eine rostige Brechstange.

Ich hatte Alice verboten sich in Gefahr zu bringen, sie trug zwar die Winchester, doch ich wollte nicht, dass sie einen 'Menschen' tötete. Bisher konnte ich sie davor beschützen, aber trotzdem übte ich mit ihr, so oft es ging. Ich wusste, dass sie es irgendwann musste, denn ich werde sicher nicht immer da sein. Und ich wollte auf Nummer sicher gehen.

Zurück zu unsere Situation: Wir konnten uns in den zweiten Stock des Einkaufszentrums retten und verbarrikadierten die Treppen. Dies hatte aber nicht lange gehalten, sie drückten dagegen und es wurden immer mehr. Sie stapelten sich übereinander und kletterten über die Barrikade.

Wir stürmten nach oben und verschanzten uns nun auf der Dachterrasse, die Tür dazu könnte man verschließen, der Schlüssel dazu half! Wasser und Nahrung hatten wir noch für zwei Tage, doch drei Tage saßen wir hier oben schon fest. Es war heiß und es gab kaum Schatten, nur der gelegentliche Wind brachte Abkühlung. Wir hörten öfters mal an der Einzigen Tür die hier rauf führte. Doch immer wieder hörten wir grollendes Stöhnen, das von mehreren dutzend Dingern stammte. Es waren einfach zu viele, ich hätte uns niemals sicher runter bringen können und wurden so gezwungen hierzubleiben, auch eine Feuerleiter gab es nicht und das nächste Haus war auch zu weit weg, rüber springen war unmöglich.

Ich hörte etwas, etwas was für diese Zeit eigentlich nicht ungewöhnlich war, zumindest am Anfang, doch jetzt hörte man es selten, sehr selten. Ich hörte Schüsse und das nicht allzu weit entfernt. Ich sprang auf und suchte die Straßen ab, hunderte dieser Dinger, aber keine Menschen.

„Alice, hast du das auch gehört?", fragte ich skeptisch und dachte ich hätte mich verhört.

„Hmm, ja. Ich wusste es! Es gibt hier noch Überlebende!" Sie rannte zu ihrem Rucksack und holte die Winchester heraus und schoss in die Luft.

„HIER HER! HIER SIND WIR!", schrie sie laut und es schallte zu uns zurück.

„ALICE! Sei ruhig! Auch wenn dort Überlebende sind, müssen wir hier erstmal raus! Das ist unsere Chance, diese Leute lenken sie von uns ab!" Ich legte eine Hand auf ihrer Schulter und wir sahen nach unten, sämtliche Biester gingen alle schnell in eine Richtung.

„Ich verspreche dir, wenn wir hier raus sind, dann finden wir andere Leute!" Sie stellte die Winchester hin und nickte mir zu.

„Jetzt ist unsere Zeit, jetzt verschwinden wir."

The Walking Dead - JaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt