Das letzte Heim

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Es verging wieder eine Ewigkeit, wir richteten uns in dem Gutsahaus ein, es waren große, geräumige Zimmer, jeder von uns konnte dort wohnen, jeder konnte sein eigenes Reich beziehen.

Die Zimmer waren mit Parkett ausgelegt und hatten dicke dunkelrote Vorhänge, auf jeden fall meines. Die Sachen dort drinnen, waren alt und eingestaubt. Die Betten waren weich und groß, die Bewohner halfen uns, unsere Sachen in den Zimmern zu verteilen.

Die Flure waren breit und ein langer Läufer lag auf dem Boden, wir alle Teilten uns den ersten Stock, er reichte uns vollkommen aus, es gab noch viel mehr Räume, doch ich bin dort so gut wie nie reingegangen. Ein Speisesaal, Aufenthaltsräume und Büros. Mich interessierte dies alles Recht wenig, ich war nur noch eine Seelenlose Hülle.

Alice gewöhnte sich schnell an das Virus in ihr, sie war gut darin, ihre Schmerzen zu verstecken, sie musste nicht mit dem Gedanken leben, ein Monster zu sein. Sie lernte schnell damit umzugehen und wie sie es beherrschen konnte. Carl ging es auch bald besser, Daryls Schusswunde verheilte gut, nach wenigen Wochen konnte er seinen Arm wieder voll belasten. Auch freuten sich die Kinder über Leila, sie war damals ihre Erzieherin gewesen, ich drohte ihr nicht, nein ich nahm es einfach hin, aber trotzdem blieben die Kinder bei uns. Sie wollte es so.

Aiden und die anderen Leute waren wirklich Nett, sie halfen uns und wir ihnen. Sie gaben uns von ihrer Nahrung und wir gingen für sie auf das Festland und machten die wichtigsten Besorgungen, wir kannten uns da draußen aus und wussten, wie man Beißer umgeht, die Bewohner hier hätten sicher nur wild drauf losgeschossen.

Jeden Tag stand ich an Moms Grab und betrachtete einfach nur das Holzkreuz. Ich weinte noch immer nicht, doch auch lächeln konnte ich nicht. Auch nicht als Aiden mir mein Mustang brachte und wieder reparierte, ich lächelte zwar, aber es kam nicht von Herzen und es war eher ein gedrungenes lächeln. Es war doch nur ein Auto...

Der Winter war recht mild und wir hatten kaum Stürme abbekommen. Kein Schnee blieb liegen. Ich hätte mit Judi zu gerne einen Schneemann gebaut, auch feierten wir Geburtstage und Weihnachten, ich versuchte alles zu überspielen und immer glücklich auszusehen, aber glücklich sein, ging einfach nicht. Das Lustigste war, das es keiner merkte, was mich auch nicht weiter Interessierte, oder sie wollten es nicht sehen. Zu oft schon war ich der Mittelpunkt, um den sich alles drehte, sie wollten nun ihr eigenes Leben führen. Und sich nicht ständig Gedanken über mich machen...

Wir hatten Strom, Wasser und Nahrung, wir müssten eigentlich wirklich glücklich sein, doch mich beklemmte der Tod meiner Mom immer noch. Das Ambiente und die Festlichkeiten, wie Weihnachten oder Silvester nahm ich nur am Rande wahr. Ich stand irgendwie auf Stand by.

Ich suchte in mir den Knopf, er war klein und ich musste erstmal alle Sachen beiseite schieben, bevor ich ihn fand, ein kleiner verkümmerter Knopf inmitten meines Herzens, Neustart.

Der Wind wehte Südwärts und brachte milde Luft zu uns, die Kinder hatten einen Kalender gebastelt, sie wollten immer wissen, welchen Tag wir Heute hatten. Ich saß in der Küche und starrte diesen beschissenen Kalender an. 3.Februar... Verfickter 3.Februar!

Alles was in der Yacht noch brauchbar war haben wir ausgeschlachtet, wirklich bis auf jeden Nagel, ich konnte meine Wut mit einem Vorschlag Hammer endlich mal richtig raus lassen. Alles was wir nicht mehr als brauchbar ansahen, wurde von mir kurz und klein gehauen. Sämtliche Zimmer Wände riss ich ein, keuchend und schnaubend stand ich im Staub meiner Verwüstung, ich schwitze und der Staub blieb an mir haften.

Daryl sah mich an als der Staub sich langsam legte, er wusste warum ich jetzt so aggressiv war, den jedes mal wenn der Hammer flog, fluchte ich oder schrie einfach. Aber es tat wirklich gut!

Er reichte mir seine Hand, doch ich gab ihm den Hammer, skeptisch betrachtete er den Hammer und dann mich.

"Es ist eine Erleichterungen!" Sagte ich knapp und trat eine Tür ein, nur wenig später machte Daryl aus den letzten Wänden und Schränken Klein Holz.

Danach haben wir es angezündet und auf das Meer raus treiben lassen, es war mein Wunsch es zu tun, es würde mich immer wieder runter ziehen und würde immer in Mom denken, wenn ich es betrete, es war eine bedrückte Stimmung am Strand, noch lange konnte man das brennende Wrack in der Dunkelheit sehen. Ich beschloss den Abend endlich wieder richtig glücklich zu sein, nicht nur so tun als ob. Und versuchte es erst mit Daryl und überraschte ihn bei der Dusche, er war sichtlich überrascht, seid meine Mom gestorben war, habe ich ihn nicht mehr geküsst, selbst berührungen konnte ich nicht ertragen, von keinem mehr. Er war nicht wie sonst immer, wild und ungezähmt, nein, er war zärtlich und liebevoll und so sanft. Er strich mich vorsichtig und behutsam an meinen Armen und legte sanft seine Lippen auf meine, er dachte sicherlich das ich jeder Zeit wieder abblocken könnte und genoss es.

Er wusste jetzt wohl alles mehr zu schätzen und ergab sich dieser Philosophie, auch wurde er nicht mehr so schnell sauer, wenn man ihn auf den falschen Fuß erwischte.

Er war seid dem Schuss ganz anders geworden, aber es gefiel mir. Er musste nicht mehr der starke Beschützer sein, er war einfach nur ein Mann, der versucht zu Leben, normal zu Leben.

The Walking Dead - JaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt