Kapitel 2

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Neugierig sah ich mich um und versuchte, ihn unter all den Menschen irgendwo zu erkennen, doch unmöglich. Entweder war er gar nicht dabei oder ich konnte ihn nirgends ausmachen. Keins von beidem konnte ich mit Gewissheit sagen. Ohne, dass ich weiter darüber nachdenken konnte, zog Kayla mich weiter ins Gebäude herein. Wir waren spät dran und auch wenn es unseren Mathe Lehrer überhaupt nicht interessierte und eigentlich jeder Lehrer Verständnis dafür hatte, dass man zwischen den Stunden ein paar Minuten zu spät zum Unterricht kam, wollten wir nicht unbedingt wertvolle Minuten des Leistungskurses verpassen. Warum wir Mathe Lk hatten? Ich weiß es nicht mehr. Ehrlich, ich habe keine Ahnung.

Eigentlich kam ich sogar ganz gut mit in Mathe, doch gerade waren meine Gedanken einfach ganz woanders. Verträumt schrieb ich die Zahlen von der Tafel und versuchte mich irgendwie darauf zu konzentrieren, was mein Mathe Lehrer vor sich hin murmelte. Noch vor ein paar Tagen war mir das noch viel schwerer gefallen, weil ich nur mit Mühe erkennen konnte, was er an die Tafel geschrieben hatte. Mittlerweile aber hatte ich endlich meine Brille. Um genau zu sein nicht nur eine, sondern gleich zwei. Mit einem Optiker als Vater genoss ich den Vorteil, ordentlich Rabatt zu bekommen, weswegen ich letztendlich zwei super teure Brillengestelle von RayBen und Dolce&Gabana stark reduziert bekam.

Natürlich hatte auch ich nicht damit gerechnet, eine Brille zu brauchen, schließlich schrieb mein Mathe Lehrer einfach wahnsinnig klein und die anderen konnten das ja auch nicht lesen. Oder?

Als ich jedoch den Sehtest für meinen Führerschein machen musste, stellte sich ganz schnell heraus: "Nein Rebecca, du kannst nicht gut gucken und das ist nicht normal." Irgendwie hievte mich mein Vater trotzdem duch den Test und bestätigte, dass meine Sehstärke im Normalbereich war, sodass ich nicht verpflichtet war, am Steuer eine Brille zu tragen. Da ich aber selber wusste, dass ich vielleicht besser eine tragen sollte, wenn ich schon die Tafel nicht lesen konnte, entschied ich mich freiwillig dazu.

"Och nein, Rebecca nicht traurig sein!", weckte mich mein Lehrer aus den Tag Träumerein. Anfangs hatte es mich noch amüsiert, dass er immer dachte, ich wäre traurig, wenn ich ein paar Minuten nicht aufpasste und in die Gegend schaute oder verzweifelt auf meine Aufgaben hinab blickte. Manchmal fragte er sichtlich erheitert, ob ich gerade Liebeskummer hatte. Nicht selten machte er sich über bestimmte, teilweise emotionale Themen lustig, doch weil wir alle wussten, dass er das nie böse meinte, konnten wir meistens nur darüber lachen.

Weil schon wieder drei weitere Rechnungen an der Tafel, aber nicht in meinem Heft standen, konzentrierte ich mich jetzt wieder auf den Unterricht und so verging die Zeit im Mathe Lk immer recht zügig, obwohl wir alle keine Lust hatten. Gerade waren wir dabei eine uns äußerst ungelegen kommende Aufgabe zu lösen, die uns alle zum Verzweifeln brachte, als man von draußen laute Musik hörte und jemand an die Tür klopfte.

"Wir sind überhaupt nicht da", versuchte mein Mathe Lehrer noch, uns in seinen Plan einzuweihen, doch da war es schon zu spät. Die Tür öffnete sich und eine Herde Abiturienten strümte in die Klasse.

Mal ganz ehrlich: Wir wären eh nicht auf seiner Seite gewesen...

yearning for loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt