Kapitel 12

132 9 0
                                    

Ich spürte regelrecht wie ein riesiger Stein von ihm fiel, als ich den letzten Schritt tat. Hinter meinen geschlossenen Lidern fand ich seine Lippen. Viel weicher als ich sie mir vorgestellte hatte, erfühlte ich dieseinen mit Meinen. Forsch drang sich seine Zunge sofort in meinen Mund. Etwas perplex von seiner Eile wusste ich nicht gleich, was ich tun sollte. Doch als seine Zunge meine berührte, empfand ich ein Gefühl, welches ich so vorher noch nicht gefühlt hatte.

Es war mein erster Kuss gewesen. Naja, außer man zählte den "Wahrheit-oder-Pflicht-Kuss" mit meinem Grundschulfreund, was ich eigentlich immer nur bei dämlichen Spielen wie "Ich hab noch nie" getan hatte. Aus diesem Grund war ich zunächst auch ein bisschen überfordert, als Benjamins Zunge in meinen Mund glitt.

Doch dieser Sprung ins kalte Wasser war schnell erledigt. Ich klammerte mich mit meinen Händen an seinem Rücken fest und erwiderte seinen Kuss genau wie er es tat. Das Gefühl von seinen Lippen auf Meinen und seiner Zunge, die sanft mit meiner spielte, konnte ich einfach nicht beschreiben. Ich hielt mich mit meinen Händen an seiner Jacke fest, weil ich mich nicht auch noch darauf konzentrieren konnte, was ich mit diesen anfing. Seine Jacke war wahnsinnig weich, fast wie Samt, doch unter ihr spürte ich ganz deutlich Benjamins Körper, der von kräftigen Muskeln gezeichnet sein musste. Er war eigentlich ein ziemlich schlanker Typ mit recht dünnen Beinen, doch offensichtlich konnten sich erste Eindrücke auch täuschen.

Während meine Zunge sanft in seinen Mund eindrang und mit Seiner spielte, hörte ich seinen äußerst schweren Atem an meinem Ohr. Das gab mir nicht nur einmal das Zeichen, genauso weiter zu machen. Es war einfach fantastisch.

Als Benjamin mich nach einer gefühlten Ewigkeit noch ein Stückchen näher zu sich heranziehen wollte, kam ein seltsames Gefühl über mich. Wie eine große Welle überschwappte mich plötzliche Panik. Was machte ich hier für einen Blödsinn? Warum verschwendete ich meinen ersten Kuss an einen völlig Fremden auf einer Party, der wahrscheinlich eh nichts mit mir zu tun haben wollte?

Die Tatsache, dass sich dieser Kuss einfach unglaublich gut anfühlte, ließ mich noch einige Sekunden weitermachen, doch dann knickte ich ein. Plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung unterbrach ich den Kuss und sank mit meinem Kopf gegen seine Schulter. Trotz der Panik, die sich heiß und ungemütlich immer weiter in meinem Körper auszubreiten drohte, konnte ich mich seltsamerweise nicht wirklich bewegen.

"Alles okay?", fragte Benjamin beunruhigt und strich mir mit einer Hand eine Strähne aus dem Gesicht. Ich nickte bloß in seine Schulter hinein, was er zum Anlass nahm mein Kinn zu ihm hochzudrücken. Er schaute mich eine Weile an, ehe er mir sanft einen weiteren Kuss auf die Lippen drückte. Seine Zunge glitt federleicht in meinen Mund und auch wenn ich den Kuss zunächst leidenschaftlich erwiderte, ging mein Gefühl nicht weg.

Wieder unterbrach ich den Kuss, nahm seine Hände und führte sie von meinem Körper weg. Dann murmelte ich nur ein leises "Sorry, ich kann nicht", ohne ihn auch nur eine Sekunde anzugucken, rutschte schnell von der Tischtennisplatte und rannte einfach weg.

yearning for loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt