Kapitel 6

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Ich ging ein paar Minuten früher von der Fahrschule nach Hause, weil mich mal wieder extreme Bauchschmerzen quälten. Leider hatte ich die schon eine ganze Weile, mal mehr und mal weniger schlimm, und ich hatte keinen blassen Schimmer, woher die kamen. Jedenfalls konnte ich damit unmöglich feiern gehen. Traurig legte ich mich in mein Bett und antwortete meiner Freundin Karla, dass ich wahrscheinlich doch nicht mitkommen würde. Sie sprach mir gut zu, dass das dann vermutlich besser wäre.

Nachdem ich eine Viertelstunde in meinem Bett verbracht hatte, ging es mir schon deutlich besser. Ich wunderte mich darüber, ob ich wieder nur einer der für mich typischen Schübe hatte oder ob die Bauchschmerzen gleich wieder kommen würden. Nachdenklich schrieb ich Karla wieder, die versuchte mich zu überreden, doch noch zu kommen. Sie waren alle noch bei Kayla, wollten sich jedoch gleich auf den Weg machen. Mittlerweile war es circa neun Uhr, die Sonne war schon seit einer Weile nirgends mehr zu sehen.

Ich wollte nichts lieber, als zu dieser Party zu gehen, weshalb ich mich relativ leicht überreden ließ. Ich schlüpfte schnell in eine Jeans, zog mir einen Pulli und meine dicke rote Winterjacke an und schnappte mir eine Flasche Berenzen aus dem Gefrierfach. Ich wollte so gerne feiern gehen, doch in letzter Zeit machten mir meine Bauchschmerzen des Öfteren einen Strich durch die Rechnung. Mit Magenkrämpfen und tierischen Schmerzen im Oberbauch, Alkohol zu trinken war einfach keine gute Idee, das konnte selbst ich mir meistens eingestehen, auch wenn ich wohl diejenige aus unserem Freundeskreis war, die am meisten Alkohol trank und auch vertrug. Mein Vater machte sich immer über mich lustig und nannte mich ab und zu scherzhaft "kleiner Alki". Ich allerdings plädierte meistens darauf, dass die Anderen einfach nichts vertrugen. Gerade im Vergleich zu Kayla, konnte ich nur wie eine Alkoholikerin dastehen.

Da meine Bauchschmerzen schon fast wieder verschwunden waren, entschied ich mich dazu, dem Ganzen einfach einen Versuch zu geben. Wendehammerparty war nun mal nicht jedes Wochenende und außerdem wohnte ich nur eine Viertelstunde von der Schule entfernt, sodass ich jederzeit nach Hause gehen konnte, wenn es mir wieder schlechter ging.

Eilig schlüpfte ich in meine Schuhe und machte mich auf den Weg zu Kayla. Auf der Straße sah ich eine kleine Gruppe lachend mit Plastikbechern in den Händen. Das konnten nur meine Freunde sein. Ich schrie so lange, bis Karla sich umdrehte und alle auf mich warteten. Während ich den Berenzen in ihre Tasche steckte, drückte sie mir sofort einen Becher in die Hand, in den sie zwei nicht erkennbare Flüssigkeiten kippte. Langsam nahm ich einen kleinen Schluck, weil ich meinen Magen nicht sofort überfordern wollte. Erst später stellte sich heraus, dass ich eine Mische aus Rum und russischer Fanta bekommen hatte, die beste Mische, die ich je getrunken hatte, um ehrlich zu sein.

Lachend machten wir uns auf den Weg zur Schule und hörten schon von Weitem die Musik aus den Boxen. Ein seltsames Gefühl mit Alkohol und ohne Schulsachen zu einer Party an der Schule zu gehen, aber ich hatte ein gutes Gefühl, dass dieser Abend toll werden würde.

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