Kapitel 36

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Auch wenn ich etwas abgelenkt in der Aula gesessen hatte, weil ich die ganze Zeit an Benjamin denken musste, hatte sein Geburtstag mir wie versprochen Glück gebracht. Ein paar Tage später bekam ich meine Shakespeare Klausur mit 14 Punkten zurück. Ich schrieb ziemlich viel mit ihm und hatte ihm um Punkt 0 Uhr einen super süßen Text geschickt. Seine Reaktion war einfach nur zu niedlich. Er hatte mir eine Sprachnachricht geschickt, in der er sich mega gefreut hatte und erzählte, dass ihm noch nie jemand so eine schöne Nachricht zum Geburtstag geschrieben hatte. Ich fühlte mich gerührt und geschmeichelt zugleich. In den letzten Wochen hatte ich manchmal irgendwie das Geühl gehabt, nichts sonderlich Besonderes mehr für ihn zu sein.

Am Freitag hatte er seine mündliche Prüfung. Während ich ihm super viel Glück wünschte, hatte er offenbar vor lauter Nervosität vergessen, dass auch ich heute eine Prüfung hatte. Eventuell würde ich heute meine Theorie bestehen, was ich sehr hoffte. Auch wenn ich extrem aufgeregt war, weil die ganze Situation einfach neu war, hatte ich ein gutes Gefühl. In den letzten Wochen hatte ich super viel gelernt und die letzten 15 Prüfungssimulationen alle mit weniger als 5 Fehlerpunkten bestanden. 10 durfte ich haben.

Es war halb acht Uhr morgens und verdammt kalt, sodass ich die Atemwölkchen vor meinem Mund sah. Im Warteraum traf ich eine Freundin, die offensichtlich heute auch ihre Theorie machte. Gegenseitig steckten wir uns über eine Stunde mit unserer Aufregung an, ehe sie aufgerufen wurde. Von da an war ich mit meiner Nervosität alleine und auch Benjamin hatte mir noch nicht geantwortet. Seufzend schaltete ich mein Handy aus und konzentrierte mich völlig auf die bevorstehende Prüfung.

Etwa eine halbe Stunde später war ich fertig. Ich hatte erstaunlich schnell meine Fragen beantwortet und zur Kontrolle gegeben. Bis auf bei einer Frage bezüglich der Scheinwerferglühlampen war ich mir bei allen Antworten sicher. Ich konnte eigentlich nur bestanden haben. Dennoch war ich ein bisschen skeptisch als ich nach vorne ging und meinen Zettel entgegen nahm. "Herzlichen Glückwunsch", sagte der etwas ältere Mann vor mir und mir fiel ein riesen Stein vom Herzen. "Danke", grinste ich überglücklich. Endlich konnte ich das aus meinem Kopf streichen.

Als ich nach draußen ging schickte ich zuerst ein Bild in unsere Familiengruppe, um meinen Eltern und meinem Bruder die frohe Botschaft zu verkünden. Dann ging ich langsam zur Bushaltestelle. Irgendwie konnte ich es noch gar nicht richtig glauben. Sieben Wochen lang war ich zum Theorieunterricht gegangen, etliche Wochen hatte ich auf meine Papiere gewartet und zahlreiche Stunden mit dem Lernen verbracht. Mit einem Ziel: Ich hatte meine Theorie Prüfung bestanden. Auch wenn das bei manchen vielleicht gar nicht so ein großes Ereignis war, hatte ich keine Lust sofort wieder in die Schule zu fahren, sondern wollte viel lieber ein bisschen mit meiner Familie feiern. Also setzte ich mich in den Bus zu meiner Oma, mit der mein Vater gerade beim Einkaufen war. Diesen rief ich schnell an, sodass er mir auch was zum Frühstücken mitbrachte.

Nach meiner Familie und natürlich Kayla war Benjamin die erste Person, der ich davon erzählte. Aufgeregt machte ich ihm eine Sprachnachricht. "Rate mal, wer die Theorieprüfung bestanden hat", quietschte ich hysterisch in mein Handy. "Ich bin soooo glücklich gerade. Habe einfach nur zwei Fehlerpunkte. Endlich hinter mir puh."

Überglücklich setzte ich mich in den Bus ans Fenster und konnte es immer noch nicht ganz glauben.

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