Ein seltsames Gefühl überkam mich und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund war ich auf einmal gar nicht mehr so aufgeregt, sondern wollte viel mehr mein Bestes geben und damit gegen ihn gewinnen. Ich traute mich nicht, ihn anzugucken, obwohl ich spürte, dass er mich gerade von oben bis unten abcheckte. Stattdessen konzentrierte ich mich lieber auf den Typen, der gerade einen Besenstiel zu einer improvisierten Limbostange umfunktionierte. Und dann ging es auch schon los.
Die erste Runde war noch sehr einfach, dennoch war ich froh, dass er von alleine anfing. Runde für Runde beobachtete ich, wie er sich unter dem Stock her wand und machte ihm das Ganze sogleich nach. Mittlerweile hielt der Typ den Besenstiel auf Höhe meiner Taille, doch ich merkte wie ich langsam an meine Grenzen kam. Glücklicherweise tat sich Benjamin genauso schwer. Ich hatte einen kleinen Vorteil im Limbo, weil ich bis vor kurzem in einem Turnverein gewesen war, was allerdings nicht allzu viel heißen sollte. Dass Benjamin sich genauso tapfer schlug und noch immer dabei war, weckte den Ehrgeiz in mir. Ich wollte in dem Moment nichts lieber, als dieses lächerliche Spiel zu gewinnen, auch wenn die ganzen Abiturienten natürlich gegen mich waren und das auch deutlich machten. Runde für Runde kämpfte ich mich unter der Stange durch und versuchte mir neue Taktiken auszudenken, wie ich die nächste Stufe schaffen könnte.
Weil dem Typen das Spiel offensichtlich zu lange dauerte, gab es in der darauffolgenden Runde einen großen Sprung, in der der Besenstiel gute zehn Zentimeter weiter unten gehalten wurde. Damit befand er sich jetzt ungefähr auf Höhe meiner Hüften. Ich beobachtete Benjamin, wie er die Stange fest in den Blick nahm. Auch er fragte sich offensichtlich, wie um alles in der Welt er das noch schaffen sollte. Für eine Millisekunde schaute er mir in die Augen, in seinem Blick lag Verzweiflung und Ehrgeiz zugleich. Ertappt wannte ich meinen Blick von ihm ab und sah erst wieder wie er zufrieden lächelnd auf der anderen Seite ankam. Auf einmal spürte ich, wie die übrigen Abiturienten nun auch mich anfeuerten und darauf warteten, dass ich loslegte. Dummerweise hatte ich nicht gesehen, wie er das geschafft hatte und konnte mir somit leider keine Tipps abgucken.
Weil mir diese Aufmerksamkeit überhaupt gar nicht gefiel, legte ich auch gleich los. Mein Rücken beschwerte sich leise über das enorme Hohlkreuz, in dem ich mich befand. Ich spürte, wie ich ganz leicht nach hinten zu kippen drohte, doch ich setzte einfach immer wieder einen Fuß vor den anderen. Meine Beine, Hüfte und Bauch waren schon mal auf der anderen Seite, doch meine Schultern fehlten noch. Verzweifelt versuchte ich noch ein Stückchen tiefer zu kommen, was letztendlich kaum möglich gewesen war. Schon passierte, was wohl passieren musste und ich streifte die Stange ganz leicht mit meinen Brüsten. Ich hörte ein paar Mädels aus der Stufe über mir aufschreien, das sei ja jetzt auch unfair, ich solle weiter machen, doch ich wollte ehrlich bleiben und hatte eh kaum noch Kraft. Resigniert ließ ich mich die letzten paar Zentimeter auf den Boden fallen und gab mich geschlagen. Verdammt.
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yearning for love
Novela JuvenilAls Rebecca die letzten zwei Tage vor den Osterferien zur Schule ging, hätte sie niemals gedacht, dass sich auf einmal alles verändern würde. Nicht in den schönsten Träumen hatte sie geglaubt, dass die Dinge derartig ihren Lauf nehmen würden. Doch g...