Kapitel 57

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Und wieder lag ich abends in meinem Bett und wusste nicht, wohin mit meinen Gedanken. Morgen war Sonntag, deshalb konnte ich mich dieses Mal nicht mit dem Gedanken an Schule morgen zum Schlafen bringen. Alles woran ich denken konnte, waren Benny und seine nicht ausreichenden Gefühle zu mir. Es war nicht die Tatsache, dass wir noch nicht in einer Beziehung waren, die mich traurig machte. Vielmehr wunderte ich mich, woran es liegen könnte. Ein bisschen bekam ich das Gefühl, dass ich Schuld daran war, dass man mich einfach nicht lieben konnte, auch wenn ich ganz genau wusste, dass das nicht die Wahrheit war. Er hatte mir von Anfang an gestanden, dass er damit Probleme hatte. Eigentlich hätte ich mich jetzt nicht schlecht fühlen können, doch das tat ich und selbst dafür fühlte ich mich schlecht.

Er hatte es nicht verdient, dass ich sauer oder enttäuscht war, im Grunde genommen hatte er ja überhaupt nichts gemacht, das mich hätte verletzen können. Ab wann war man normalerweise ein Paar? Schon nach zwei Monaten? Ich wusste es nicht.

Benny schrieb mir den ganzen Abend nicht. Nachdem ich fast den ganzen Weg zum Hauptbahnhof zurück geschwiegen hatte, merkte er vermutlich, dass ich ein bisschen Abstand brauchte. Ich wusste, dass ich ihm verzeihen würde. Schon morgen war für mich wahrscheinlich schon alles wieder vergessen und ich würde mich freuen, ihn bald wiedersehen zu können, doch gerade jetzt ertrug ich es einfach nicht. Etwas in meiner Brust schmerzte und ich sollte mich zuerst darum kümmern und herausfinden, wie ich damit in Zukunft klarkommen würde. Auch wenn morgen wieder alles gut sein würde, die Sache war nicht vergessen und Benny würde seine Meinung nicht von heute auf morgen ändern. Ich musste einen Weg finden, wie ich damit auf Dauer klarkommen würde.

Jetzt in dem Moment jedoch spürte ich, dass sich meine Augen mit Tränen füllten und ich nichts dagegen machen konnte. Sauer über meine Emotionalität wickelte ich mich in meiner Decke ein und vergrub das Gesicht in meinem Kissen. Schon nach wenigen Sekunden spürte ich wie der Stoff feucht wurde. Meine Brust hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen, doch ein beklemmendes Gefühl weckte in mir den Eindruck, als würde ich keine Luft mehr bekommen.

Abgesehen von meinem Bruder, der beim Zocken sowieso nichts mitbekam, war niemand mehr wach. Seufzend drehte ich mich wieder auf den Rücken und starrte gegen die Decke. Ich versuchte mir klar zu machen, was ich genau gerade fühlte, doch irgendwie war das unmöglich. Stattdessen lag ich hier, dachte über Dinge nach, über die es sich gar nicht nachzudenken lohnte und schlief erst nach einer gefühlten Ewigkeit endlich ein.

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