"Wer spielt denn da vorne?", fragte ich Marie, die glücklicherweise einen Platz vor mir ergattert hatte und ein Stück größer war als ich. Alles, was ich sehen konnte, waren die ganzen Mädels der Q2, die auf der Tischtennisplatte abgingen. Vor ihnen spielte eine Gruppe Lehrer "Reise nach Jerusalem". Obwohl ich rein gar nichts sehen konnte, fieberte ich mit und lachte jedes Mal wenn jemand "ahhh" oder "uhhh" rief.
Natürlich hatte ich auch nach Benjamin Ausschau gehalten. Er stand bei seinen Leuten, was aber nicht allzu weit von mir weg war. Jedenfalls konnte ich ihn ab und zu zwischen all den Köpfen ganz gut erkennen. Lächelnd beobachtete ich wie er ab und zu lachend in die Hände klatschte. Immer wenn ich mich wieder auf etwas anderes konzentrierte, um nicht völlig gestört zu wirken, schaute er zu mir rüber. Es war seltsam, aber irgendwie spürte ich das einfach. Außerdem drehte er seinen Kopf jedes Mal weg, wenn ich wieder zu ihm herüber schaute.
Die Spiele dauerten eine gute halbe Stunde, ehe die ganzen kleinen Kinder in die Osterferien entlassen wurden. Die meisten Oberstufenschüler blieben noch eine Weile, weil die Abschlussfeier zum ersten Mal seit ich auf der Schule war, wirklich gut und nicht übertrieben langweilig war. Meine Freunde und ich blieben also auch noch und das zahlte sich aus. Die Stimmung war jetzt noch viel besser, weil nur noch Menschen da waren, die wirklich Lust hatten, noch ein bisschen zu feiern.
Ich betrachtete Benjamin, wie er mit allen seinen Freunden in ein riesiges Moshpit sprang und entdeckte ihn danach kaum wieder. Es machte unglaublich Spaß diese Gruppe feiern zu sehen. Irgendwann wurde See You Again von Wiz Khalifa feat. Charlie Puth gespielt. Die komplette Stufe über uns lag sich in einem großen Kreis in den Armen. Auf einmal fing jeder an zu weinen, der noch zuvor super happy gewesen war. Selbst mir kamen ein bisschen die Tränen, wenn ich daran dachte, dass ich in genau einem Jahr an dieser Stelle stand und mich von dem allen verabschieden musste. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken. Als ich sah, dass auch Benjamin sich lachend die Augen rieb, ging mir regelrecht das Herz auf. Ich hatte dieses seltsame Bedürfnis, ihn in den Arm zu nehmen und zu trösten, was natürlich kompletter Schwachsinn war, weil ich nicht einmal in seiner Stufe war.
Nach einer weiteren halben Stunde war die Feier fast vorbei. Einige meiner Freunde hatten sowieso schon das ein oder andere Mal gefragt, ob wir auch langsam gehen sollten. Ich richtete mich wie immer hauptsächlich nach Kayla. Da die Q2 sich jetzt aber auf den Weg in den Wendehammer machte, um noch ein Stufenbild zu machen, folgten wir ihnen. Ich hatte ein mulmiges Gefühl, während ich so den Berg hinunter lief. Es war klar, dass ich hier nicht mehr hoch gehen würde und doch hatte ich dieses brennende Bedürfnis, nochmal richtig mit Benjamin zu reden.
Dennoch folgte ich meinen Freunden auf den Weg nach Hause, während ich ihn die ganze Zeit beobachtete. Er hockte sich in die erste Reihe und schaute sich um. Offensichtlich suchte er etwas - bis sein Blick an mir hängen blieb. Auch von Weitem spürte ich die Spannung zwischen unseren Blicken, die mich nicht von ihm abwenden ließ. Er sah ein bisschen enttäuscht aus, dass ich ging und irgendetwas in mir wünschte sich, er würde kurz zu mir kommen, doch er musste für das Bild da bleiben.
"Hast du noch mit Benjamin geredet?", riss mich Kayla aus meinen Gedanken. Ich schaute kurz zu ihr und als ich wieder Benjamin anschaute, hatte dieser sich der Kamera zugewandt. "Nein", sagte ich nur nüchtern. Kayla blieb kurz stehen und sah mir in die Augen. "Willst du? Ich warte auch", meinte sie und ich wusste, dass sie es durchaus ernst meinte. Sie würde eine Stunde auf mich warten, wenn ich das so wollte, doch ich schüttelte den Kopf. "Nein, kein Problem. Lass uns gehen", sagte ich.
Ich konnte nicht glauben, dass das vermutlich das letzte Mal war, dass ich Benjamin sehen würde. Er kam nach den Osterferien nicht mehr zur Schule und ich hatte ja nicht mal seine Nummer. Doch was sollte ich schon machen? Ohne weiter darüber nachzudenken warf ich ihm noch einen letzten Blick zu und ging dann um die Ecke.
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yearning for love
Teen FictionAls Rebecca die letzten zwei Tage vor den Osterferien zur Schule ging, hätte sie niemals gedacht, dass sich auf einmal alles verändern würde. Nicht in den schönsten Träumen hatte sie geglaubt, dass die Dinge derartig ihren Lauf nehmen würden. Doch g...