Kapitel 89

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Es kam genauso wie ich es erwartet hatte. Die ersten beiden Tagen, in denen Benny mir fast gar nicht schrieb waren die schlimmsten. Da er keine Flat fürs Ausland hatte und mit seiner Familie mit dem Auto nach Griechenland fuhr, also inklusive Fähre sehr viele Stunden unterwegs sein würde, schrieb er mir nur einmal am Tag die ersten beiden Tage. Ich war ihm dankbar dafür, dass er sein Guthaben dafür opferte, damit ich zumindest wusste, dass er noch lebte.

Ich vermisste ihn unheimlich und die Tatsache, dass ich das schon jetzt tat, machte mir extrem Angst. Wie um alles in der Welt sollte ich vier Wochen so aushalten? Es war doch nur logisch, dass ich ihn immer mehr vermissen würde, oder?

In der ersten Woche beschäftigte ich mich durchgehend mit irgendeinem Scheiß, nur um mich abzulenken. Die meiste Zeit schrieb ich mir Lernzettel aus dem vergangenen Schuljahr, um sie fürs Abi in weniger als einem Jahr zu nutzen. Benny hatte mir gezeigt, wie viel man lernen musste, wenn man unglaublich gut in der Schule war. Ich wollte mich nicht vorstellen, wie viel ich dann kurz vorher lernen würde, denn notentechnisch war ich deutlich schlechter als er.

Meine Familie erklärte mich dafür bescheuert, dass ich irgendwie schon jetzt anfing, für mein Abitur zu lernen, doch ich wusste, dass ich damit nur Vorteile hatte. Außerdem hatte ich gerade sowieso nicht wirklich etwas zu tun.

Am Ende der ersten Woche hatte sich Benny in Griechenland eingelebt und schickte mir das erste Mal wieder eine Sprachnachricht. Ich wusste nicht, was mit mir los war, doch in dem Moment verstand ich, dass ich ihn offensichtlich wirklich schon sehr vermisste. Er erzählte mir irgendwelche irrelevanten Dinge von seinem Tag und den Ausflügen der letzten Tage und trotzdem fing ich grundlos einfach an zu heulen. Seine Stimme brachte eine gewisse Ruhe in meinen Körper und ließ mich verstehen, dass ich auch sie unheimlich vermisste.

Ich hatte keine Idee, wie ich die nächsten Wochen überleben sollte, wenn ich schon nach einer Woche weinte. Lachend schickte ich meinen Freunden Snaps davon wie ich heulte und wie absurd das doch war. Sie versprachen mir, etwas mit mir zu unternehmen, wenn ich mal raus und mich ablenken wollte. Ein Grund, warum ich meine Freunde einfach über alles liebte. Auch wenn ich in letzter Zeit viel mit Benny gemacht hatte waren sie immer noch bedingungslos für mich da.

Ein paar Tage später ging ich den ersten Tag zur Arbeit. Zwar versprach das jede Menge Stress, der mir aber gerade recht gelegen kam. Ich hatte extrem viel zu tun und auch wenn ich hin und wieder an Benny dachte, war das jedoch kein Vergleich zu den vorherigen Tagen. Ich freute mich extrem, ein paar Leute aus dem letzten Jahr wiederzusehen, mit denen ich mich auch sofort gut verstand. Ich hatte das Gefühl, dass diese Zeit wirklich schön werden konnte und ich freute mich extrem darauf.

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