Natürlich war auch Benjamin unter ihnen, auch wenn ich ihn zuerst nicht gesehen hatte. Er saß nicht wie die meisten anderen an der Tischreihe der Abiturienten, sondern hatte sich mit ein paar seiner Freunde an das Ende der Tischreihe gesetzt, an der auch Kayla und die Anderen saßen. Ich wollte mich nicht zu ihr setzen, hatte keine Lust so nah bei Benjamin zu sein, denn dann war ich fast gezwungen, ihn anzuschauen.
Kayla jedoch machte mir einen Strich durch die Rechnung und befreite einen Stuhl neben sich von Jacken und Taschen. "Komm, setz dich", meinte sie und ich hätte sie fast dafür erwürgt. Alles in mir sträubte sich dagegen, mich jetzt dorthin zu setzen, doch wie konnte ich anders? Ich konnte Kayla ja schlecht ignorieren und mich irgendwo alleine hinsetzen, viel zu auffällig. Also setzte ich mich seufzend neben sie und ließ meine Tasche unsanft auf den Boden fallen. Benjamin und mich trennten gerade einmal vier Stühle. Er saß am Kopf des Tisches und konnte mich quasi direkt anschauen, weshalb ich mich demonstrativ in die andere Richtung zu Kayla drehte. Ich schaute sie an und versuchte mit ihr und Marie in ein Gespräch zu kommen, was mir nur weniger gut gelang, da meine Gedanken nie bei der Sache waren.
"Ich hab Hunger", seufzte Kayla irgendwann, was nichts neues war. Sie hatte immer und überall Hunger, da sie sich auch nie etwas mitnahm. "Och hör bitte auf", stöhnte ich. "Allein bei dem Gedanken wird mir schlecht." Ich hatte heute nichts weiteres als ein trockenes Toast gegessen, was wiederum bei einem Kater auch nicht unüblich war bei mir.
Alle fünf Minuten schaute ich auf die Uhr und hoffte einfach nur, dass die Zeit schnell rumging. Mittlerweile hatten alle ihren absoluten Tiefpunkt bekommen. Auch ich schloss mich nicht aus. Nach dem Aufstehen hatte ich zumindest noch Energie, aber auch die war mittlerweile verloren gegangen, selbst wenn meine Kopfschmerzen dafür deutlich nachgelassen hatten. Obwohl ich nicht wirklich wusste, was ich machen sollte, gewöhnte ich mich immer mehr an die Tatsache, dass Benjamin nur wenige Meter entfernt an meinem Tisch saß. Ich wusste nicht, ob er mich anschaute, aber übersehen konnte er mich definitiv nicht.
Nach einer guten halben Stunde beschloss die Q2, mit den Vorbereitungen für die große Feier anzufangen und verließ gemeinschaftlich die Mensa. Ich spürte, wie einige Menschen hinter mir durch die Tür gingen und aus irgendeinem Grund hoffte ich, dass Benjamin nicht unter ihnen war. Ein paar Leute gingen auch an mir vorbei und nahmen einen anderen Ausgang. Als bereits fast alle die Mensa verlassen hatten und ich mit meinen Freunden nahezu alleine war, spürte ich eine Hand auf meiner linken Schulter, die aber sofort wieder verschwand. "Hey", sagte er, woraufhin ich mich verwirrt zu Benjamin umdrehte. "Wie geht es dir?" Wow, er erinnerte sich nicht nur, er sprach auch noch mit mir. Ich konnte es nicht fassen. "Gut", meinte ich nur, weil ich nicht zu viel mehr in der Lage war. "Und dir?" Ich konnte aus seinem Gesichtsausdruck nicht besonders viel lesen, da er noch immer seine schwarze Sonnenbrille trug. Ein bisschen wirkte er so, als hätte er eigentlich gar keine Lust mit mir zu reden und tat es nur, weil er höflich war.
"Joa, muss oder?", lachte er. "Sorry, ich nehme die mal ab, wenn ich mit dir rede, das ist unhöflich. Ich bin nur sau müde, da hilft die Sonnenbrille ein bisschen." Grinsend rieb er sich die Augen und fuhr sich durch seine seidig glänzenden Haare. "Alles gut", lachte ich ebenfalls. "Du...", stotterte Benjamin ein wenig. "Du erinnerst dich, oder?", fragte er leise. "Ja, klar. Du?", meinte ich und hätte mich am liebsten selber geschlagen. Natürlich erinnerte er sich, sonst hätte er ja wohl kaum nachgefragt. Vielleicht wollte mein Unterbewusstsein einfach nochmal die Bestätigung, um mir auch wirklich ganz sicher sein zu können. "Ja", lachte er. "Ich glaube ich muss weiter", sagte er dann. "Man sieht sich."
Man sieht sich?
Man sieht sich.
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yearning for love
Ficțiune adolescențiAls Rebecca die letzten zwei Tage vor den Osterferien zur Schule ging, hätte sie niemals gedacht, dass sich auf einmal alles verändern würde. Nicht in den schönsten Träumen hatte sie geglaubt, dass die Dinge derartig ihren Lauf nehmen würden. Doch g...