In den nächsten Tagen trafen Benny und ich uns noch das ein oder andere Mal bei ihm. Ich liebte diese Art von Dates, die eigentlich gar keine Dates mehr waren. Von Mal zu Mal kamen wir uns näher, was mir sehr gut gefiel. Zwar war ich immer noch sehr unsicher und vor allem unerfahren, doch mit Benny an meiner Seite ging das alles viel einfacher. Wenn ich Dinge falsch machte beziehungsweise verbessern konnte wies er mich freundlich darauf hin. Auch wenn ich anfangs manchmal etwas verletzt war, weil ich doch einfach nur alles richtig machen wollte, wusste ich im Endeffekt, dass es mir extrem weiterhalf, Feedback von ihm zu bekommen.
In meinem Leben abgesehen von Benny erlebte ich momentan relativ viel, auch wenn ich das nicht ganz so wahrnahm, weil ich mich mental auf ihn konzentrierte. In Wahrheit feierte mein Onkel seinen Geburtstag, was mich extrem freute, weil er einfach die besten Cocktails machen konnte und in der Schule wurde alles ein bisschen entspannter, weil sich die Sommerferien schon langsam ankündigten. Zwar zogen ein paar wenige Lehrer deshalb nochmal extra durch, doch in den meisten Fächern sah es eher ruhig aus. Deshalb hatte ich auch die Gelegenheit auf mehrere Exkursionen zu gehen. So besuchte ich zum Beispiel mit meinem Chemie Kurs einen riesigen Steinbruch und machte mich mit dem Reli Kurs auf eine Exkursion in die Jugendstrafanstalt. Ich bekam nicht nur die Möglichkeit, eine riesige Explosion mit anzusehen, sondern konnte persönlich mit einem Häftling reden. Was ich in diesem Gespräch herausfand, war nicht nur extrem angsteinflößend, sondern irgendwie auch bereichernd. Dennoch war ich froh, nach zwei Stunden wieder in der normalen Welt zu sein. Die Tatsache, dass ich noch vor wenigen Minuten mit einem Häftling über Mörder und Vergewaltiger geredet hatte, schockierte mich immer noch ein wenig.
Es beruhigte mich extrem, am Abend mit jemandem darüber reden zu können. "Keine Ahnung, das war einfach mega seltsam", sagte ich am Telefon zu Benny. "Einer hat erzählt, ein anderer Gefangener habe angeblich sein neugeborenes Kind in einem Mixer getötet. EIN MIXER, BENNY!" Allein bei dem Gedanken daran bekam ich wieder eine Gänsehaut. Wie konnte man nur so grausam sein? Was konnte im Kopf eines Menschen vorgehen, dass man sein eigenes neugeborenes Kind in einen Mixer steckt? Heutzutage gab es so viele gute Möglichkeiten, wenn man nicht dazu in der Lage war, ein Kind großzuziehen, aber in meinem Kopf gab es keine einzige Rechtfertigung dafür, sein eigenes Kind auf so eine grausame Art und Weise umzubringen. Das war einfach nur schlimm.
Doch auch die anderen Geschichten waren nicht viel besser. Manche Häftlinge erzählten von Drohungen, Vergewaltigungen und Selbstmorden innerhalb der Gitter. Ich war ein unglaublich naiver Mensch und glaubte grundsätzlich an das Gute im Menschen, auch wenn ich natürlich wusste, dass es auch böse Menschen auf dieser Welt gab. Kaum jemand hat noch nie gegen das Gesetz gehandelt, und selbst wenn es nur um ein nicht eingehaltenes Parkverbot ging. Dennoch verunsicherten mich all diese Gespräche mit den Gefangenen. Viele von ihnen waren nicht viel älter als ich und doch hatten sie schon so viel grausamere Dinge in ihrem Leben erlebt und selbst getan als ich jemals im Stande sein würde. Auf eine komische Art und Weise bewunderte ich sie sogar auch bisschen für ihre mentale Stärke, das alles auszuhalten, während es mich allein bei den Erzählungen fertig machte.
"Mach dir keine Sorgen, Becca. In dieser Welt gibt es viele böse Menschen, aber noch viel viel mehr Gute", sagte Benny, um mich ein bisschen zu beruhigen. Im Grunde genommen machte es mir gar nicht so viel Angst, dass mir persönlich etwas passierte. Viel mehr war ich schockiert davon, dass diese Welt so böse sein konnte, wenn ich immer geglaubt hatte, dass am Ende alles gut werden würde.
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yearning for love
Teen FictionAls Rebecca die letzten zwei Tage vor den Osterferien zur Schule ging, hätte sie niemals gedacht, dass sich auf einmal alles verändern würde. Nicht in den schönsten Träumen hatte sie geglaubt, dass die Dinge derartig ihren Lauf nehmen würden. Doch g...