Als Benjamin mir endlich antwortete, war es bereits abends. "Wie war Deutsch?", fragte ich ihn. "10 Punkte", war das einzige, was er dazu sagte. Fuck.
Ein paar Minuten später rief ich ihn einfach an, sodass wir ein bisschen zusammen quatschen konnten. Er erzählte mir davon, wie enttäuscht er gewesen war, als er die Lyrik Aufgaben vor sich liegen hatte. Ich konnte seine Gefühle nur zu gut nachvollziehen, da ich jegliche Lyrik über alles hasste. "Herr Müller hat einfach extrem streng bewertet habe ich das Gefühl", sagte er traurig. "Ich hatte seit drei Jahren in Deutsch eine 1, das kann doch nicht sein, oder?" Ich versuchte, ihn ein wenig zu beruhigen, was mir natürlich nur bedingt gelang. Auch wenn es nur eine Note war, für ihn war jeder Punkt wichtig. Er wollte Arzt werden und da zählte eben einfach nur 1,0. Es kam jetzt darauf an, was er in den Klausuren geschrieben hatte und das würde entscheiden, ob er den NC für Medizin erfüllte oder nicht. Zwischen 1,1 und 1,4 war noch alles drin.
Wir redeten noch eine ganze Stunde, doch ich konnte ihn einfach nicht ablenken, weshalb er dann entschied, schlafen zu gehen. "Ich freue mich auf Montag", meinte ich noch. "Da kannst du feiern, dass alle anderen gerade ihre mündliche Prüfung haben und du schon durch bist." Tatsächlich hatte ich es geschafft, ihn zum Lachen zu bringen. Ich wünschte ihm eine gute Nacht und legte schließlich auf.
Ich freute mich wirklich wahnsinnig auf Montag. Vor ein paar Tagen hatten wir abgesprochen, dass wir uns da wieder sehen würden. Ich hatte eine Werbung auf Instagram gesehen, dass das Phantasialand wieder eine Aktion mit einmal zahlen, zwei Mal Spaß hatte und Benjamin davon erzählt. Er hatte zugestimmt, dass wir da unbedingt hinmussten. Und da ich Montag frei hatte, weil alle Abiturienten ihre mündliche Prüfung hatten, Benjamin aber einer der wenigen war, die schon vorgezogen worden sind, war das die perfekte Gelegenheit, um dorthin zu fahren.
Ich freute mich nicht nur wahnsinnig auf das Phantasialand, sondern vor allem Benny endlich wieder zu sehen. Wie verrückt, dass wir unser eigentlich erst zweites Date einen ganzen Tag in einem Freizeitpark verbrachten. Unruhig drehte ich mich in meinem Bett hin und her. Auch wenn ich bezweifelte, dass irgendetwas nicht gut ausgehen könnte, hatte ich ein bisschen Angst. Immerhin kannten wir uns immer noch nicht richtig und trotzdem machte ich einen ganzen Tag einen Ausflug mit ihm. Alleine, weit weg von zuhause. Obwohl ich mich auf diese Zeit mit ihm freute, war mir bei dem Gedanken, nicht so einfach von dort weg zu kommen, ein bisschen mulmig zumute. Was war, wenn wir uns auf einmal doch nicht so gut verstanden, wie wir geglaubt hatten? Ich konnte dann ja wohl schlecht einfach gehen.
Außerdem machte ich mir ein bisschen Sorgen, Menschen aus meiner Stufe zu sehen. Ich wusste, dass eine bestimmte Gruppe diese freien Tage so gut wie immer nutzte, um ins Phantasialand zu fahren. Im Grunde genommen konnte mir das völlig egal sein, mit Benjamin gesehen zu werden, er mir auch nicht peinlich oder so, dennoch würde ich die Begegnung mit Luis vor allem vermeiden wenn ich konnte.
Luis war ein guter Freund von mir. Wir quatschten ab und zu, besonders über unser Liebesleben, weil ihn das immer am meisten interessierte. Er war mit einem Mädchen aus der Q2 zusammen. Natürlich hatte auch er irgendwie mitbekommen, dass ich was mit Benny am laufen hatte und war davon gar nicht begeistert. Aus irgendeinem Grund hatte er etwas gegen ihn, doch ich wusste nicht, was genau es war. Wenn ich ihn dazu fragte, konnte er mir selber nicht mal eine Antwort geben. Das einzige, was er mir erzählen wollte, war, dass Benny offensichtlich der Ex seiner Freundin war und laut ihren Erzählungen ein ganz komischer und gefährlicher Typ. Ich kannte seine Freundin nicht besonders gut, aber das konnte sie nur aus Rache gesagt haben, oder? Benny? Ein gefährlicher Typ?
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yearning for love
Novela JuvenilAls Rebecca die letzten zwei Tage vor den Osterferien zur Schule ging, hätte sie niemals gedacht, dass sich auf einmal alles verändern würde. Nicht in den schönsten Träumen hatte sie geglaubt, dass die Dinge derartig ihren Lauf nehmen würden. Doch g...