Als wir wieder draußen waren, war ich für einen Moment überfordert. Um die Tür hinter uns wieder zu schließen, ließ ich einen Moment Benjamins Hand los. Auf einmal war um uns herum wieder Trubel, Menschen die mehr oder weniger hektisch von A nach B liefen. Deshalb nahm ich ohne nachzudenken wieder seine Hand, weil ich das komische Gefühl hatte, sonst verloren zu gehen und fühlte mich sogleich wieder geborgen. Seine Hand war warm und ein wenig rau und doch konnte ich mir jetzt gerade nichts besseres vorstellen, als seine Haut unter meiner zu spüren. Ich hatte ein unheimliches Verlangen danach, ihn irgendwie zu berühren. Ob sich unsere Oberschenkel beim Sitzen in den Zügen berührten oder ich aus Versehen seinen Arm striff - ganz egal.
Als wir endlich etwas zu essen gefunden hatten, ließ er meine Hand los. Ich wusste, dass das nur aufgrund dessen war, dass er sein Portemonnaie herausholen wollte, doch auf eine merkwürdige Art und Weise fühlte ich mich zurückgewiesen, auch wenn das total dumm war. Hätte er meine Hand nicht halten wollen, hätte er das doch von vornherein klar gemacht, oder? Ich hatte zwei Mal ohne Probleme nach seiner Hand greifen können, also konnte er nichts dagegen gehabt haben, oder?
Ich wusste nicht, was mit mir los war, aber irgendwie konnte ich mein Essen heute einfach nicht aufessen. Nachdem ich heute Morgen schon nicht mein Crêpe geschafft hatte, schob ich Benny nun auch meine halb aufgegessenen Pommes rüber. Er beschwerte sich zwar, dass er immer mein Essen aufessen musste, aber ich wusste, dass er extrem viel essen konnte. Wenn er sich wirklich anstrengte, konnte er, nach seinen Erzählungen zufolge, locker vier bis fünf Mal das essen, was ich schaffte. Ich grinste ihn an, während er die letzte Pommes aufspießte und in seinen Mund schob.
"Du schuldest mir was", meinte er als er die Schachteln in den Mülleimer warf. "Ich weiß nur noch nicht genau was." Er grinste mich schelmisch an, weshalb mir etwas warm wurde.
Eine Weile streiften wir durch die Gegend, um das Essen zu verdauen und uns zu überlegen, was wir als nächstes machen würden. Nachdem wir uns in einer Runde "Maus Au Chocolat" battelten, in der Benny übrigens nach anfänglichem Vorsprung von mir haushoch gewann, trafen wir genau die Menschen, vor denen ich die ganze Zeit schon Angst hatte, sie zu treffen. Nachdem ich Benjamin heute Morgen erzählt hatte, dass einige aus meiner Stufe auch hier waren, hatte ich das Ganze schon wieder fast vergessen, doch dann hörte ich, wie auf einmal ein paar Typen, die direkt auf mich zu kamen, meinen Namen riefen.
Komplett überfordert mit Menschen, die was von mir wollten, wusste ich gar nicht mit wem ich reden sollte. Luca setzte sich gegen die anderen am meisten durch, weswegen ich mich zwangsweise ihm widmen musste. Ich hatte das seltsame Gefühl, dass Luca es ausnutzen würde, mich mit Benny gesehen zu haben. Wobei mittlerweile eh schon fast jeder davon wusste. Ich beantwortete seine Fragen mit einfachen Ja- und Nein-Antworten, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. Ich war keinen von ihnen Rechenschaft schuldig und doch war ich froh, dass Benny sich gerade mit Ash unterhielt, den er offensichtlich ganz gut kannte.
Hinter Luca sah ich Luis. In seinem Blick lag Verwunderung und Erstaunen. "Du hier?", fragte er auch ein wenig belustigt. "Mit ihm?" Ich bejahte seine Fragen und versuchte seinen Blick zu deuten. Neben der Überraschung sah ich auch ein kleines bisschen Enttäuschung. Ich hatte ihm nicht erzählt, dass ich Benny datete. Schon gar nicht, dass ich mit ihm am selben Tag ins Phantasialand gehen würde. Und das alles, obwohl er mich vor ihm gewarnt hatte. "Er ist kein guter Kerl", hörte ich seine Worte in meinen Ohren, doch ich hatte sie auf seine Eifersucht geschoben. Natürlich fand er die Exfreunde seiner Freundin nicht gut, dagegen war nichts auszusetzen, aber deswegen war Benjamin noch lange kein schlechter Mensch. Vor allem, weil er bei mir das komplette Gegenteil war. Er war so ein Gentleman, dass es mich schon fast einschüchterte.
"Na schön, dann viel Spaß noch", lachte Luis, doch ich wusste, dass er die Situation nicht wirklich lustig fand. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen, hoffte aber dennoch, dass er sich irgendwann für mich freuen würde.
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yearning for love
Roman pour AdolescentsAls Rebecca die letzten zwei Tage vor den Osterferien zur Schule ging, hätte sie niemals gedacht, dass sich auf einmal alles verändern würde. Nicht in den schönsten Träumen hatte sie geglaubt, dass die Dinge derartig ihren Lauf nehmen würden. Doch g...