Kapitel 80

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Als Benny aufwachte, hatten wir die Hälfte des Tages bereits hinter uns gebracht. Da wir von der Fahrt doch sehr ausgelaugt waren, hatten wir uns alle dazu entschieden, eine kleine Pause auf unseren Zimmern zu machen, die mittlerweile fertig waren. Nachdem ich die Flure und das Treppenhaus gesehen hatte, war ich doch positiv überrascht von diesen. Zwar entfernte ich schnell den Bettüberzug, der so aussah, als wäre er seit Jahrzehnten nicht gewaschen worden, lüftete einmal gut durch und ignorierte die Dusche, dessen Boden ein bisschen eklig aussah, doch ansonsten konnte ich mich für den Preis nicht sonderlich beschweren. Irgendwie gehörte es ja auch dazu, dass man auf Reisen mit der Schule, mit weniger Luxus klar kommen musste.

Das Einzige, was mich trotzdem störte war, dass das Internet zu schlecht war, um meinen Eltern oder Benny ein Bild schicken zu können. Eine Weile schrieb ich mit ihm, bevor wir uns wieder auf den Weg in die Innenstadt machten. Auch wenn wir unser Programm mit unserer Lehrerin frei wählen konnten und auch immer sagen konnten, wenn wir irgendwas alleine machen wollten, folgten wir ihrem strikten Plan, da wir dadurch wohl am meisten von der Stadt mitbekamen. Wer hatte schon mehr Ahnung von Paris als eine Französisch Lehrerin?

Als wir gegen 20 Uhr zurück kamen, waren wir alle unglaublich geschafft. Nach circa 36 Stunden ohne richtigen Schlaf, konnten wir alle nur noch an unser Bett denken, weshalb wir auch nicht mehr lange draußen blieben. Stattdessen konnten wir es kaum erwarten, unter die Dusche zu springen und endlich für einen Moment zu entspannen. Mit drei weiteren Mädels auf dem Zimmer, dauerte es entsprechend bis wir alle im Bad fertig waren und uns noch zusammen auf das Doppelbett setzten, um ein bisschen Karten zu spielen. Gerade als wir bettfertig waren und eigentlich schlafen gehen wollten, bemerkte ich, dass das Fenster noch immer auf war. Da ich direkt daneben schlafen sollte und wir an einer relativ stark befahrenen Straße wohnten, wollte ich dieses schließen, was dummerweise nicht ging.

Da ich aber nicht hinterher dafür aufkommen wollte, weil wir nichts gesagt hatten, fragte ich die anderen, was wir tun sollten. Kayla meinte nur, ich solle mal unserer Lehrerin schreiben, woraufhin diese uns nur riet, nach unten zur Rezeption zu gehen und zumindest Bescheid zu sagen. Nachdem wir fünf Minuten lachend diskutiert hatten, wer mit seinem gebrochenen Französisch jetzt herunter gehen musste, entschlossen wir uns dazu, einfach Englisch zu reden, sodass Kayla und ich uns auf den Weg machten.

Da ich nur noch meine Schlafsachen, eine kurze Hose und ein dünnes Top, trug und keine Lust hatte extra wieder meinen BH oder ein Paar Schuhe anzuziehen, zog ich mir einen weiten Pullover über den Kopf und schlüpfte in meine Badelatschen. Kayla tat es mir gleich und so nahmen wir den Aufzug nach unten in der Hoffnung, keinem über den Weg zu laufen. Da dieser aber schon so alt war, dass er geradezu gefährlich wirkte, waren wir uns schnell einig, dass das das erste und letzte Mal gewesen sein würde.

Unten angekommen stand ein anderer Mann hinter der Theke als der, der uns heute Morgen willkommen geheißen hatte. Der Mann jetzt war kleiner mit einem runderem Bauch und sah mir schon von dem ersten Augenblick an unsympathischer aus. Etwas unfreundlich fragte er uns auf Französisch, was wir von ihm wollten, woraufhin Kayla die Situation in perfektem Englisch schilderte. Offensichtlich hatte er uns nicht gerade gut verstanden, weshalb er mehrmals nachfragte. Kayla versuchte ruhig zu bleiben und erklärte das Problem ein weiteres Mal, während ich ihr schweigend den Rücken stärkte.

Der Rezeptionist sah uns etwas böse an, als würden wir etwas dafür können. Dann auf einmal zeichnete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht ab, doch in seinen Augen sah ich keinen einzigen Funken Freundlichkeit. Ich hasste es, ihm in die Augen zu schauen, da diese extrem dunkel waren und seltsamerweise nichts gutes versprachen. Mein anfängliches Gefühl verstärkte sich in jeder Sekunde, die verstrich, ohne dass er ein einziges Wort zu uns sagte. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, in der er vor uns stand und uns einfach nur eklig grinsend anstarrte. Die Situation wurde immer unangenehmer und die Tatsache, dass uns mittlerweile nicht einmal die Theke der Rezeption von ihm trennte, bereitete mir ein mulmiges Gefühl.

In gebrochenem Englisch bedeutete er uns, hier unten zu bleiben, ging an uns vorbei und stieg in den Aufzug. Bevor sich die Türen schlossen wiederholte er noch einmal, dass wir hier auf ihn warten sollten, was sich in meinen Ohren wie eine Drohung anhörte. Selten hatte mich eine Person so unsicher gemacht, wie er es gerade tat. Schockiert starrten Kayla und ich uns an.

"Was war das denn?", durchbrach ich die Stille. "Er wirkt einfach wie ein Vergewaltiger, kein Scheiß!", unterstützte Kayla meine Meinung, die ich von diesem Typen hatte. Die gesamte Situation kam mir vor wie in einem gruseligen Horrorfilm bis mir bei ihren Worten ein Licht aufging. "Amelie und Lara sind noch oben", platzte es aus mir heraus, woraufhin sich Kaylas Augen weiteten. Dumm wie wir waren, hatte keiner von uns beiden ein Handy mitgenommen, sodass wir die beiden nicht vorwarnen konnten. Bestürzt schauten wir einander an und wussten sofort, was wir machen mussten. So schnell wir konnten, rasten wir die Treppe hoch und hofften, dass wir noch rechtzeitig da sein würden.

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