Kapitel 98

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In den nächsten Tagen fing ich langsam wieder an, mit Benny zu kommunizieren. Mittlerweile war so viel Zeit vergangen, dass ich es wieder schaffte, mit ihm zu schreiben, ohne direkt in Tränen auszubrechen. Trotzdem war die Konversation sehr komisch. Nachdem von mir am Freitag nicht mehr viel gekommen war, hatte er es aufgegeben, mich um Verzeihung zu bitten, was ich ehrlich gesagt ziemlich schade fand.

Auch wenn ich noch immer enttäuscht und verletzt war, hatte ich den Schock mittlerweile verarbeitet und war bereit dazu, eine Lösung zu finden. Jedoch kam nur wenig von Bennys Seite. Immer wenn ich etwas schrieb, bekam ich zwar eine Antwort, jedoch zog sich das Gespräch sehr schleppend und ging nur selten über Small Talk hinaus.

Ich konnte nicht sagen, ob ich ihm verziehen hatte oder nicht, da mein Herz bei dem Gedanken daran noch immer brannte. Trotzdem wollte ich ihm gegenüber offen sein und ihm zumindest eine Chance geben, sich zu rechtfertigen. Stattdessen kam dabei am Ende aber höchstens ein Streit bei raus.

Vorher hatten wir uns nie richtig gestritten. Ganz am Anfang hatten wir hin und wieder die Diskussion, was genau wir waren, doch auch die waren verschwunden, weswegen ich naiv wie ich war in meinem Inneren geglaubt hatte, dass sich das Thema erledigt hätte.

Doch jetzt stritten wir uns fast durchgängig. Ich mussste zugeben, dass ich meinen Teil dazu beitrug, weil ich irgendwann sauer wurde, dass sich Benny nicht einmal die Mühe machte, Dinge richtig zu stellen. An einem Abend hatte er auf einmal nicht mehr auf meine Nachricht geantwortet und ihm fiel auch über 24 Stunden keine andere Nachricht ein. Ich konnte nicht verstehen, was ich getan hatte, dass er sich nicht mal mehr bei mir melden konnte.

"Also reden wir jetzt einfach gar nicht mehr?", schrieb ich ihm am nächsten Abend, nachdem er nach 26 Stunden immer noch nicht geantwortet hatte. Starke Wut über sein Verhalten mischte sich mit meiner Enttäuschung. Irgendwie war ich davon ausgegangen, dass er mehr um mich kämpfte als nach ein paar nicht angenommenen Anrufen am selben Abend direkt aufzugeben. Doch offensichtlich war ich ihm schon ziemlich egal geworden.

Die Tatsache verletzte mich ein weiteres Mal so, dass ich nicht anders konnte als mit purem Sarkasmus auf seine Nachrichten zu antworten, was die Situation natürlich nicht besser machte. Dennoch musste ich ihm deutlich machen, dass es mir nicht gut ging. Ich musste einfach wissen, ob er sich darum scherte und ob er etwas dagegen machen würde, doch nein. Im Grunde genommen fühlte er sich von meinen Worten einfach nur angegriffen, wodurch die Konversation kein bisschen aufgelockert wurde.

Da mittlerweile die letzten Tage der Sommerferien angebrochen waren, beschäftigte ich mich viel mit mir selber. Ich gönnte mir ein paar Tage Ruhe, in denen ich mich nur in meinem Bett verkroch, um Serien durchzusuchten oder mich hin und wieder auch nach draußen in die Sonne legte. Leider hatte ich dadurch auch viel Zeit zum Nachdenken. Ich wusste nicht genau, was aus Benny und mir werden würde. Natürlich hielt ich Kayla die ganze Zeit auf dem Laufenden, weil ich einfach jemanden zum Reden brauchte, doch auch diese konnte mir keinen guten Rat geben. Die Situation war einfach scheiße.

Als ich am Freitag endlich wieder in die Schule gehen konnte, freute ich mich ehrlich gesagt sehr. Zwar hatte ich nur eine Infoveranstaltung und konnte danach wieder nach Hause gehen, doch diese eine Stunde reichte aus, um mich ein bisschen auf andere Gedanken zu bringen und motivierte mich, mich auf die wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren. In weniger als einem Jahr hatte ich hoffentlich meinen Abschluss und ich quälte mich hier mit einem Typen herum, der im Grunde genommen sowieso keine Zukunft mit mir wollte.

Leider war ich verliebt in diesen Typen und das Hals über Kopf, weswegen ich alles daran setzte, dass wir das wieder hin bekamen. Ich wollte ihn nicht hergeben. Auch wenn er mich zutiefst verletzt hatte und ich noch immer nicht genau wusste, wie ich damit umgehen sollte, hatte ich die Hoffnung, dass wir uns wieder versöhnen würden.

Da uns beiden klar war, dass wir dringend persönlich miteinander reden mussten, verabredeten wir uns für Dienstag. Mir war es so wichtig, die Situation zu klären, dass ich ihn sogar das erste Mal zu mir nach Hause einlud und das war bei mir eine absolute Seltenheit. Ich freute mich darauf, ihn meinen Eltern vorzustellen, was wieder nur bewies wie naiv ich war.

Nachdem wir uns Montag Abend ein weiteres Mal gestritten hatten, gehörte mein Vorschlag zum Glück der Vergangenheit an. Benny entschied, dass es vielleicht sinnvoller war, sich in einem Café zu treffen, als bei einem von uns zuhause, weswegen wir uns schon am nächsten Nachmittag in unserem Lieblingscafé zu einem Milchshake verabredeten.

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