Kapitel 45

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"Ach, keine Ahnung", erwiderte ich nachdenklich. "Ich habe einfach keine Lust, wieder verarscht zu werden, weißt du? Ich war noch nicht oft verliebt, aber jedes Mal wurden Spielchen mit mir gespielt", fügte ich traurig hinzu. "Und das will ich nicht mehr."

Benny griff nach meiner Hand und hielt sie in beiden Händen auf seinem Schoß fest. Sanft fuhr er mit seinem Daumen über meine Nägel und war davon sichtlich begeistert. "Sind die echt?" Ich nickte. "Wow, ehrlich? Wieso sind die so lang? Und so - glatt?", fragte er belustigt. Ich lachte. "Das nennt sich Überlack?" Er staunte immer noch vor sich hin.

"Weißt du", sagte er nach einer Weile. "Ich verarsche dich nicht. Und ich spiele auch keine Spielchen mit dir. Ich mag dich, Rebecca." Er fuhr mir seinen Daumen sanft über meinen Handrücken und spielte mit meinen Fingern. "Okay?" Ich nickte. "Sag es", forderte er grinsend. "Okay! Ich mag dich auch."

Nach einer guten Viertelstunde machten wir uns auf den Rückweg, denn noch einen Zug wollten wir jetzt wirklich nicht verpassen. Mittlerweile war es gute zwei Stunden her seit wir das Phantasialand verlassen hatten und deshalb wurde es auch langsam schon kalt. Benny bot mir seine Jacke an, doch ich lehnte dankend ab. Zwar hätte ich sie liebend gerne angezogen, doch ich hatte meine eigene Jacke und deshalb würde ich nicht zulassen, dass er wegen mir frierte.

Die Stimmung zwischen uns beiden war seltsam angespannt auf dem Rückweg. "Schweigen wir uns jetzt nur an?", fragte Benny merklich genervt. "Nein, du kannst mir gerne etwas erzählen." An unserem Gleis angekommen, sahen wir die komplette Truppe aus meiner Stufe wieder. Wie konnte es auch anders kommen? Ich bildete mir ein, dass einige von ihnen mich ebenfalls gesehen hatten, doch glücklicherweise kam von keinem ein Kommentar. Immerhin wussten wir, dass wir auf dem richtigen Gleis waren und so stellten Benny und ich uns einfach ein paar Meter weit weg und warteten bis der Zug kam.

Als hätte es nicht noch schlimmer kommen können, hatte dieser gute 20 Minuten Verspätung. Benny und ich standen herum, wussten nicht, was wir mit uns anfangen sollten und auch die Gesprächsthemen gingen uns nach einem ganzen Tag so langsam aus.

Die aufkommende Müdigkeit verschwand nach einer guten halben Stunde aber gänzlich. Über 50 Leute am Bahnsteig sprangen erfreut auf als ein Zug in Sichtweite war. Übermüdet und doch froh, dass der Zug endlich da war, gingen auch Benny und ich weiter in Richtung Gleis, da der Zug in wenigen Sekunden einfahren würde. Das tat er auch, jedoch ohne anzuhalten oder den Anschein zu machen, halten zu wollen. Noch bevor ich selber verstand, was gerade passierte, zog mich Benny, der hinter mir stand, näher zu sich. Keine Sekunde später rauschte der Zug mit einem ohrenbetäubend lauten Hupen und in einer rasenden Geschwindigkeit an mir vorbei, dass mir das Herz spürbar in die Hose rutschte.

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