Kapitel 8

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Vor lauter Schock rutschte mir das Herz regelrecht in die Hose. Ich wusste nicht mehr, wo oben und wo unten war, einfach viel zu überfordert war ich mit der Situation. Dummerweise konnte ich gar nicht wirklich lange über irgendetwas nachdenken, denn sonst würde ich mich komplett zum Affen machen. Wenn das nicht eh schon geschehen war...

Lächelnd streckte Benjamin mir die Hand hin und forderte mich damit offensichtlich auf. "Rebecca", sagte ich nur lachend und nahm seine Hand. Ich war immer noch viel zu überfordert mit der Situation, aber schon mal recht froh darüber, überhaupt meinen Namen über die Lippen bekommen zu haben. Insgeheim machte mich das sogar ziemlich stolz, weil ich so überhaupt gar nicht darauf vorbereitet war, ihn heute Abend zu treffen, geschweigedenn noch einmal mit ihm zu reden. Warum wusste ich auch, denn so unwahrscheinlich war das nicht, ihn auf seiner eigenen Wendehammerparty zu treffen. Dennoch hatte ich jetzt schon seit ein paar Stunden nicht an ihn gedacht, weshalb mich diese Begegnung momentan noch viel mehr traf.

"Freut mich, Rebecca!", meinte er und obwohl es dunkel war, sah ich wie er mich anstrahlte. "Ihr zwei seid befreundet?", fragte er und schaute dabei von mir zu Kayla. Er nahm seine linke Hand und legte sie auf meine, während er sie mit seiner Rechten weiterhin festhielt. Verwirrt schaute ich erst ihn und dann Kayla an. "Ihr kennt euch?", fragte ich fassungslos. "Benny und ich waren zusammen im Kindergarten", sagte meine beste Freundin, als wäre nichts dabei. Mir fiel erstaunt die Kinnlade herunter. Ich konnte nicht glauben, dass Kayla Benjamin kannte und mir rein gar nichts davon gesagt hatte. Verräterin!

"Ach ja, das waren noch Zeiten...", meinte Benjamin. "Wie geht's dir?" "Sehr gut und dir", antwortete Kayla nett. Ich fühlte mich ziemlich fehl am Platz und wäre vermutlich einfach gegangen, wenn Benjamin nicht immer noch meine Hand in Seinen halten würde. "Weißt du ob die Klos auf sind?", fragte Kayla ihn und zu meinem Erstaunen nickte er. "Komm, lass mich dir helfen", sagte er und half mir elegant über das Flatterband. Dann endlich ließ er meine Hand los, worüber ich mich zunächst freute, weil es irgendwie seltsam war, dass er sie die ganze Zeit nonstop gehalten hatte, aber irgendwie fühlte es sich auch seltsam einsam an. Seine Hände waren im Gegensatz zu Meinen so schön warm gewesen.

Damit war das Gespräch also beendet und Kayla und ich verließen ihn in Richtung der Toiletten. Ich wollte sie anschreien, warum sie mir nichts erzählt hatte und alles aus ihr herausquetschen, was sie über ihn wusste, doch vor lauter Überforderung rutschte mir noch immer kein einziges Wort über die Lippen. Erst auf dem Klo konnte ich auf ihre Bemerkung eingehen. "Nein, keine Ahnung, ich habe nur heute Morgen gegen ihn Limbo gemacht", sagte ich. Ich liebte Toilettengespräche zwischen Kayla und mir, irgendwie waren die immer derartig deep und emotional, aber heute war ich einfach viel zu verwirrt und deswegen verließen wir den Container auch schnell wieder.

Als Kayla irgendjemanden traf, den sie kannte und eine gefühlte Ewigkeit mit ihm redete, entschied ich mich dazu, einfach schon mal alleine wieder nach unten zu gehen. Ohne, dass ich irgendwie diese Intention hatte, traf ich auf dem Weg Benjamin. Ich fühlte mich selbst wie in einem Film, weshalb ich mir kurz in den Arm kniff, doch er stand wirklich immer noch vor mir.

"Hey", sagte er und streifte meinen Arm. "Du schon wieder. Wie geht's dir?", fragte er neugierig. Ich war verwirrt davon, dass jemand Fremdes Interesse daran hatte, wie es mir ging, das war ich einfach nicht gewohnt. "Gut und dir?", antwortete ich.

Ehe er mir antworten konnte, bemerkte ich wie jemand Drittes sich zu uns gesellte. Jasmin, ein Mädchen aus meiner Stufe, mit der ich aber noch nie geredet hatte. "Hi, kann ich kurz mit dir reden?", fragte sie an Benjamin gewandt und würdigte mir nicht einen Blick. Benjamin schaute mich weiter an, in seinen Augen eine offene Frage. Perplex schaute ich zwischen den beiden hin und her und verstand schon wieder nicht wirklich, was hier abging. "Ich komme gleich zu dir", meinte Benjamin und richtete sich somit an Jasmin. Ein wenig enttäuscht, aber auch unheimlich genervt ging ich zurück zu Kayla, weil ich gerade irgendwie keine Lust hatte, unten in der Menge zu verschwinden.

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