Irgendwann merkte ich wie alle Menschen, die zuvor noch neben mir saßen oder standen, auf einmal weg waren. Bis auf einer. Benjamin.
Wie das passiert war, wusste ich nicht mehr so genau. Er musste sich irgendwann mit zu der Gruppe gestellt haben. Irgendetwas hatte ich noch von Herrn Malk im Ohr, der den Anderen irgendetwas zugeflüstert hatte. Doch wahrscheinlich war ich mit meinen Gedanken ganz woanders gewesen.
"Hey, warum bist du weggegangen?", fragte er mich und stellte sich direkt vor mich vor die Tischtennisplatte. Das konnte nicht sein Ernst sein. Er fragte mich nicht gerade, warum ich weggegangen war, wenn er zuvor mit Jasmin verschwunden war. Das konnte nur ein lächerlicher Scherz von ihm sein.
"Ehm, weil du mit Jasmin geredet hast?!", sagte ich, was aber irgendwie nach einer Frage klang. "Ja gut, hast Recht, sorry", lachte er und ich konnte nur mit einstimmen. Hatte er ehrlich geglaubt, ich hätte, wir irgend so eine Göre, die ganze Zeit dort auf ihn gewartet? Alleine? Wow, vielleicht war er noch mehr Fuckboy, als ich es manchmal eh schon vermutete.
Ich konnte ihm nicht wirklich ausweichen, weil ich noch immer auf der Tischtennisplatte saß und er mir direkt gegenüber stand und damit quasi meinen Fluchtweg versperrte. Doch je länger wir uns unterhielten, desto wohler fühlte ich mich und desto weniger wollte ich überhaupt von ihm weg. Wir quatschten über dies und das, hauptsächlich natürlich über die Schule, was aber ganz angenehm war. "Morgen ist einfach mein letzter Schultag", meinte er und raufte sich durch die Haare. Ich grinste ihn nur an. In dem nicht vorhandenen Licht wirkten seine Haare rabenschwarz, aber unglaublich weich, sodass ich das starke Bedürfnis hatte, mit meinen Fingern hindurchzufahren. Zu meiner eigenen Sicherheit setzte ich mich auf meine Hände, damit ich keine Gelegenheit hatte, ihn irgendwie anzufassen, was ihm offensichtlich nicht allzu wichtig war. Behutsam legte er seine Hände auf meine Oberschenkel und schaute mich weiter an.
"Was hast du für Vornoten?", fragte ich neugierig. Er zögerte eine Weile und rückte ein Stück von mir ab, weshalb ich die Frage schon fast ein bisschen bereute, doch dann antwortete er mir: "Ehm, also du darfst jetzt nicht falsch von mir denken. Ich meine, du hast gefragt und ich will damit echt nicht angeben." Ich schaute ihn fragend an und war mehr als gespannt, was jetzt kam. "Aber theoretisch, wenn es den Schnitt überhaupt geben würde, würde ich mit 0,9 ins Abi gehen."
Mir musste alles aus dem Gesicht gefallen sein. Wie von automatisch schob ich ihn ein kleines Stück weiter von mir weg, weil ich es einfach nicht fassen konnte. 0,9? Wollte er mich irgendwie verarschen? Das konnte doch nicht richtig sein, oder? Wollte er einfach nur einen guten Eindruck machen? "Du verarschst mich?", fragte ich verblüfft. "Nein", lachte er. "Aber wie gesagt, ich will damit nicht angeben." Ich konnte es einfach nicht fassen. Wie konnte ein Mensch so gut in der Schule sein und gleichzeitig nicht wie ein kompletter Idiot aussehen?
"Und wie ist dein Schnitt?", fragte Benjamin neugierig. "Wow, jetzt kommt mir das richtig schlecht vor, aber 2,0." Er versicherte mir, dass er das mega gut fand und dass es ihm im Allgemeinen auch nicht wirklich auf die Noten ankam. Dann erzählte er mir, dass er Arzt werden wollte und sich deswegen die vergangenen Jahre so extrem angestrengt hatte.
Wir quatschten noch eine Weile weiter, sodass keiner von uns merkte, wie viel Zeit gerade vergangen war, in der wir genauso hier verharrten. Noch nie zuvor hatte mich auf Anhieb so gut mit jemand völlig Fremden verstanden und war regelrecht stolz auf mich, dass ich so offen war, da ich mich sonst eher introvertiert verhielt.
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yearning for love
Genç KurguAls Rebecca die letzten zwei Tage vor den Osterferien zur Schule ging, hätte sie niemals gedacht, dass sich auf einmal alles verändern würde. Nicht in den schönsten Träumen hatte sie geglaubt, dass die Dinge derartig ihren Lauf nehmen würden. Doch g...