Als wir die Busfahrt endlich hinter uns gebracht hatten, hielt Benny noch immer meine Hand fest. Erst als er sich hinter sich her durch die Menge geleitet hatte, ließ er sie los. Völlig kaputt von der Panik im Bus gestand ich Benny, dass wir unseren Zug gerade verpasst hatten und der Nächste erst wieder in 30 Minuten kommen würde. Eine weitere halbe Stunde warten hieß das.
Ratlos standen wir vor dem kleinen Bahnhofsgebäude und überlegten, was wir machen sollten. Im Grunde genommen hatten wir ja gar keine andere Wahl als zu warten, doch eine halbe Stunde in der Gegend herumstehen war lang. "Komm wir gehen ein bisschen spazieren", sagte Benny und machte sich schon in Bewegung. "Weißt du noch das Schloss, was wir heute Morgen gesehen haben?", fragte er und ich nickte. "Lass uns dahin gehen."
Die Rede war von einem riesigen Gebäude in der Nähe der Bushaltestelle, welches einem Schloss unglaublich ähnlich sah, so pompös war es. Die einzige Tatsache, die uns davon abhielt zu glauben, hier würde irgendein Präsident wohnen war, dass jeder das Grundstück erst einmal frei betreten konnte. Nur ein winziger Innenhof war mit einem Tor abgesperrt von der Öffentlichkeit. Die kleine Mauer um das Gebäude herum war wohl mehr zu Dekorationszwecken, als dass sie wirklich Besucher abhalten würde.
Der lange Schotterweg zum Schloss führte links noch in einen Schlossgarten ähnlichen Park. "Na, hab ich zu viel versprochen?", fragte Benny grinsend, doch er war genauso überrascht und beeindruckt wie ich. Rechts und links waren kleinere Schotterwege verlegt, die jeweils von einer Allee aus Bäumen geziert wurde. Alle paar Meter wurde eine Bank gesetzt, von der aus man Blick auf den fantastischen Garten in der Mitte hatte. Tausende von bunten Blumen schlängelten sich in extra geschnittenen Formen und Mustern um einen Brunnen herum. Auf kleineren Wegen für den Gärtner waschelten vereinzelte Enten mit Vögeln um die Wette. Es war einfach nur traumhaft schön.
Um die Atmosphäre noch besser aufnehmen zu können, setzten wir uns auf eine der Bänke in die Sonne. Unauffällig legte Benny seinen Arm um mich, doch natürlich bekam ich das mit und kuschelte mich bereitwillig ein bisschen näher an ihn. Eine Weile schauten wir uns einfach nur stillschweigend die Umgebung an und genossen die Ruhe.
"Darf ich dich etwas fragen?", meinte er nach ein paar Minuten ganz leise. "Klar, frag mich was du willst." Ich schaute kurz zu ihm hoch und lächelte ihn an. Ich wusste nicht, warum er überhaupt fragte, ob er mir eine Frage stellen durfte und sie nicht einfach stellte, deshalb stieg mein Puls ein wenig an. Was konnte er nur wissen wollen, wovor er erst fragen musste?
"Erinnerst du dich noch an das Gespräch vor ein paar Tagen?", fragte er. "Du weißt welches ich meine..." Und tatsächlich wusste ich sehr gut, welches Gespräch er meinte. Das Gespräch, welches mir extrem unangenehm gewesen war. Das Gespräch, welches ich so sehr verdrängt hatte. Mit Erfolg, doch jetzt brachte er es wieder auf und das gefiel mir gerade ganz und gar nicht.
DU LIEST GERADE
yearning for love
Teen FictionAls Rebecca die letzten zwei Tage vor den Osterferien zur Schule ging, hätte sie niemals gedacht, dass sich auf einmal alles verändern würde. Nicht in den schönsten Träumen hatte sie geglaubt, dass die Dinge derartig ihren Lauf nehmen würden. Doch g...