Als wir oben ankamen, sah ich, dass die Tür zu unserem Zimmer offen stand. Ganz kurz drehte ich mich zu Kayla um in der Hoffnung, in ihren Augen Beruhigung finden zu können, doch auch auf ihrem Gesicht stand pure Angst. Langsam drückte ich die Tür auf, die wie immer ein wenig im Schanier hakte.
Was sich mir dann darbot, war zum Glück nicht das, was ich in meinen schlimmsten Befürchtungen geglaubt hatte. Amelie und Lara lagen wie schon zuvor ganz normal auf ihrem Bett, während der Rezeptionist gerade das Fenster schloss. Erleichtert ließ ich mich neben Lara fallen, die mich nur verwirrt anschaute.
"Bon soir!", wünschte der Mann noch, bevor er Kayla und mich noch mit seinem ekligen Grinsen anschaute und dann die Tür hinter sich schloss. Ich merkte erst, dass ich die Luft angehalten hatte, als diese plötzlich aus mir wich. Seufzend ließ ich mich nach hinten auf mein Bett fallen und starrte einen Augenblick an die Decke. "Der war irgendwie komisch, oder?", fragte Amelie nichtsahnend, woraufhin wir ihr die ganze Geschichte erzählten. Da die beiden im Anschluss aber genauso viel Angst wie wir hatten, schafften wir es nicht, uns gegenseitig wieder zu beruhigen. Nachdem wir eine Weile alle sämtlichen Szenarien durchgegangen waren, stellten wir fest, dass das zu nichts führte, weshalb Lara eine Nachricht in unsere Französisch Gruppe schickte, in der sie dringend darum bat, dass alle in unser Zimmer kamen.
Und so saßen wir hier nur wenige Minuten später zu 15. in unserem kleinen Zimmer auf den Betten und auf dem Boden, während Kayla die gesamte Geschichte noch einmal erzählte. Sie hatte sich mittlerweile wieder im Griff und ging realistisch an die ganze Sache heran, während in mir immer noch jede Menge Panik bei dem Gedanken an den Typen aufkam.
Ich liebte die Tatsache, dass unser ganzer Kurs - oder zumindest diejenigen, die mitgekommen waren - durch diese Reise extrem zusammen geschweißt wurde. Bis auf einer, der schon schlief, hatten sich alle in unserem Zimmer versammelt, um uns aufzumuntern. Und so kam es, dass wir uns die halbe Nacht irgendwelche Geschichten aus unserem Leben erzählten, sodass selbst ich irgendwann müde wurde.
Nachdem nach und nach alle wieder auf ihre Zimmer gegangen waren, um doch noch ein paar Stunden Schlaf abzubekommen, diskutierten wir noch eine Weile, wie wir jetzt in Ruhe schlafen sollten. Im Endeffekt hatten wir nur die Option, die Tür abzuschließen, auch wenn der Typ vermutlich einen eigenen Schlüssel hatte. Abgesehen von Kayla waren deshalb alle dafür, noch den Schreibtisch vor die Tür zu schieben, doch sie überzeugte uns, dass das keine gute Idee war, da einer von uns sterben würde, wenn es dann in der Nacht plötzlich anfing zu brennen. Resigniert gaben wir ihr schließlich Recht und versuchten uns letztlich alle irgendwie abzulenken, um zur Ruhe zu kommen.
Ich entschied mich dazu, Benny noch zu schreiben, um ihm von dem Erlebnis eben zu erzählen. Natürlich war er noch wach und glaubte mir zunächst nicht wirklich, was ich da erzählte. "Nur ich darf nachts in dein Zimmer", schrieb er mir mit einem Lachemoji. Zwar brachte mich das ein bisschen auf andere Gedanken, wofür ich ihm sehr dankbar war, dennoch erklärte ich ihm die Situation nochmals und fügte hinzu, dass ich ernsthaft Angst hatte zu schlafen. Irgendwo wusste ich natürlich, dass das totaler Quatsch war, denn der Mann würde niemals ungefragt in unser Zimmer kommen, um sich mit vier Mädels gleichzeitig anzulegen. Egal ob er ein Vergewaltiger war oder nicht, das wäre einfach nur leichtsinnig und eine Garantie dafür, seinen Job los zu sein. Dennoch wollte die Angst in meinem Kopf einfach nicht weggehen, gerade als es in unserem Zimmer leise wurde und die anderen langsam wegnickten. Sein Blick hatte sich in meine Netzhaut gebrannt und den würde ich nicht mehr so schnell loswerden.
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yearning for love
Ficção AdolescenteAls Rebecca die letzten zwei Tage vor den Osterferien zur Schule ging, hätte sie niemals gedacht, dass sich auf einmal alles verändern würde. Nicht in den schönsten Träumen hatte sie geglaubt, dass die Dinge derartig ihren Lauf nehmen würden. Doch g...