1. "Eine neue Chance!"

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In einer Bar in Tokyo, irgendwo in einer Seitenstraße:

Der junge Mann saß am Tresen in der Bar, starrte in sein Glas, an dem kondensierte Wassertropfen runterrannen und war unzufrieden. Er nahm einen Schluck des teuren Whiskeys, genoss die leichte Schärfe des Getränkes in seinem Mund und schüttelte unwillig den Kopf. Sein hellgraues Haar, das nichts mit seinem Alter zu tun hatte, stand ihm wirr um den Kopf und seine roten Augen starrten ins Leere, während ihm die Unzufriedenheit ein Seufzen entlockte. Der Barkeeper sah auf, trocknete ein weiteres Glas ab, sah ihn kurz kontrollierend an und schwieg. Er wusste ganz genau, egal was er jetzt sagen würde, der Grauhaarige bekäme es ohnehin in den falschen Hals. Deswegen ließ er es und nahm sich stattdessen ein weiteres der vielen Gläser, die er eben noch gespült hatte und die jetzt auf seine geschickten Finger warteten, damit er ihnen mittel eines Trockentuchs zu Glanz verhalf.

Wieder kam es dem Mund des Grauhaarigen ein frustrierter Laut. Wie lange, dass schon so ging, konnte er fast auf den Tag genau wiedergeben. Seit „All for One", ihr Boss verhaftet worden war, die Nomus nicht mehr existierten und diese Rotzblagen von der Klasse 1 A der UA, ihnen ihren Trumpf gestohlen hatten, Katsuki Bakugo. Sie hatten fliehen müssen - untertauchen. Ihr Versteck war aufgeflogen, fast alles war aufgeflogen und sie hatten sogar einiges an Verlusten hinnehmen müssen. Nicht nur die Nomus.

Allem voran natürlich ihr Boss, der zwar noch lebte, mehr schlecht als Recht wohlgemerkt, aber nicht mehr wirklich eingreifen konnte. Man hatte ihn weggesperrt – nach Tartaros, dem Hochsicherheits-Gefängnis für Schurken, einem ausbruchsicheren Schuppen auf einer Insel. Und er wurde derart scharf bewacht, dass jeder Furz, den er ließ, sein Todesurteil sein konnte, wenn man ihn als gefährlich einstufte. Dem Barkeeper glitt ein Lächeln über sein Gesicht, das allerdings eher spöttisch gemeint war, dann glitt sein Blick zurück zu seinem Boss und Freund.

„Es wird langsam Zeit, dass etwas passiert. Ich halte diese dumme Warterei nicht aus, sie zehrt an meinen Nerven und wenn nicht bald eine gute Nachricht von unserem Spitzel kommt, dann ...", angespannt sah der Grauhaarige auf seinen Drink und führte fort: „...werde ich hier noch zum Alkoholiker." Der Barkeeper zog nur eine Augenbraue hoch, was man jedoch nicht wirklich erkannte, da sein Gesicht nur aus schwarzem Nebel bestand. Dann glitt sein Blick zur Uhr, die über der Bar hing und lachte leise: „Ja, das könnte passieren!" Seine Stimme war dunkel und hörte sich so an, als würde sie ein Echo enthalten. „Ich kann dir aber auch einfach etwas anderes zu Trinken geben und du lässt die Finger so früh am Morgen vom Alkohol!" Jetzt rechnete er jede Sekunde mit einem Ausbruch und zählte innerlich einen Countdown runter: 'Drei, zwei, ... eins' „Halt dein dummes Maul, Kurogiri. Wenn du nicht einer meiner wichtigsten Männer wärst, hätte ich dich schon längst zu Asche verarbeitet. Sag mir lieber, ob du schon irgendwas gehört hast ... irgendwas!"

„Nicht wirklich, Boss. Die Klasse 1 A plant wohl eine Klassenfahrt nach Tokyo, um Heldenagenturen abzuchecken. Die jungen Superhelden sollen denn Pro's bei der Arbeit zusehen. Vermutlich noch in dieser Woche. Da sie dabei von den Pro's natürlich beschützt werden, weiß ich nicht, ob es eine gute Idee wäre, da einzugreifen!" „Siehst du, Kurogiri? Und genau aus dem Grund bin ICH der Boss und du nur mein Handlanger!", zischte der Grauhaarige genervt, spülte seinen Whiskey runter, knallte das Glas auf den Tisch und sah hoch, bevor er meinte: „Das ist doch mal ein Fortschritt, wenn wir nicht zu ihnen kommen müssen, um ihrer habhaft zu werden. Dann wollen wir doch mal sehen, wie viele dieser Nervensägen wir ausschalten können. Gib mir noch einen Drink. Und sag bitte den anderen Bescheid, dass heute Nachmittag eine Besprechung stattfindet!"

Bereits am Montagabend wussten sie über die genaueren Pläne der UA Bescheid und bereiteten der Klasse 1 A eine hübsche Überraschung vor. „Es wäre doch wirklich schade, wenn die 1 A glauben müsste, wir - die LoV, hätte sie vergessen oder würde ihnen keine Beachtung mehr schenken. Wir werden sie bereits kurz vor Tokyo in Empfang nehmen und ihnen zeigen, dass wir immer noch da sind!"

Ich will doch nur Stress machenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt