103. "Sorry!"

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PoV Izuku:

All Might zögerte keine Sekunde. Nach Beendigung des Frühstücks stand er auf und forderte mich auf, ihm zu folgen. Wir gingen in den Flur, wo er mich fragend ansah und da ich dem peinlichen Gespräch wohl eh nicht entkommen konnte, nickte ich zu meiner Zimmertür. Wir setzten uns. Ich auf's Bett mit angezogenen Knien und dem Rücken an die Wand gelehnt, er blieb erst mal stehen, bis ich ihm den Schreibtischstuhl anbot. Da All Might in seiner „Small-Might"-Form war, gab es keine Probleme. In seiner Muskelform hätte ich ihm den Stuhl nicht angeboten. Zu unsicher!

Kaum hatte er es sich gemütlich gemacht, sah er sich im Zimmer um, als wäre er zum ersten Mal hier drin. Ich sah mich ebenfalls um und wurde schlagartig rot. Mein All Might Fan-Zimmer war noch genauso allmightig, wie zu meiner Mittelschulzeit. Seit ich in das Wohnheim gezogen war, ist zwar ein Teil ins Wohnheim mit umgezogen, aber ein guter Teil stand immer noch hier. Auch die Poster an den Wänden, die Figuren und natürlich meine Bettwäsche. Wie sich das wohl für ihn anfühlte? „Du bist wirklich ein großer Fan gewesen", stellte All Might lächelnd fest und ich traute mich kaum ihn anzusehen, grinste aber trotzdem stolz. „Ja, und ich bin es immer noch. Niemand in der Heldenwelt kommt an dich ran, All Might!" „Mmh, na gut. Dann erzähl mal, was die Freundschaft mit dem jungen Bakugo so ausgemacht hat. Inko hat schon etwas seltsam reagiert und ihr Frust war deutlich spürbar. Also?"

Ich wurde wieder rot und räusperte mich, bekam den Kloß im Hals jedoch nicht weg. 'Ganz ruhig, Izuku. Du musst ihm ja nicht alles offenbaren', sagte ich mir selbst und atmete tief durch, um mich zu wappnen. Dann erzählte ich ihm in groben Zügen von unserer Freundschaft, die ab dem vierten Lebensjahr so radikal anders geworden war.

All Might hörte zu, fragte nach, lachte zwischendurch und sah mich tröstend an, als ich ihm sagte, dass ich den Schmerz über Kacchan's Ablehnung oft runtergeschluckt und überspielt hatte. „Und wie kam es jetzt zu dieser Veränderung? Du hast ihm doch sicher nicht gestanden, dass ... du ihn schon immer mochtest, einfach so?" Ich schüttelte lachend den Kopf, denn schon der Gedanke war absurd. Dann berichtete ich ihm, was nach der Übernachtung bei Shoto passiert war und wie das Ganze ins Rollen gekommen war. Im Grunde genommen kannte er vieles davon ja bereits, aber ich gab ihm jetzt eine etwas ausführlichere Geschichte, damit er auch die Zusammenhänge mit Kiri und Damian und dem Rudel verstand. Ich sah ihm an, dass er fasziniert zuhörte und ihm einige Lichter aufgingen. „Ihr seid mir schon ein paar Schlingel. Jetzt verstehe ich auch, warum er vorher so auf dich losgegangen ist. Er konnte dir seine Gefühle erst nicht zeigen und dann, als es ging fühlte er sich verarscht. Vom Leben vernarrt - nicht von dir. Das muss ihn ziemlich aus der Bahn geworfen haben." Ich nickte, fühlte mich aber gleichzeitig von der Aussage überrumpelt. Ich hatte bisher noch nicht so ganz verstanden, warum Kacchan so ein Arsch gewesen war, doch jetzt ... begriff auch ich endlich die Zusammenhänge. Hatte ja auch verdammt lange gedauert!

Gerade, als All Might sich zum Aufstehen bereit machte, klingelte es an der Tür und ich wusste bereits, WER da draußen stand. Was ich nicht wusste war, wie ich damit jetzt umgehen sollte, denn verletzt war ich immer noch. Ich schaute um die Ecke zur Wohnungstür, wo meine Mom schon geöffnet hatte und irritiert nach draußen sah. Das Erste, was ich sah, war ein riesengroßer, bunter Blumenstrauß, in der Mitte prangte ein großes „SORRY!"

Dann hörte ich ein ziemlich zerknirschtes: „Guten Morgen. Ist ... Izuku schon wach?"

Blitzschnell zog ich mich zurück und prallte gegen einen verdutzten All Might.

PoV Katsuki:

Zuerst kam ich mir vor wie ein Depp, mit dem Blumenstrauß, aber als ich Tante Inko's Gesichtsausdruck sah, war klar, dass die Entscheidung, die Richtige gewesen war. Erst war ihre Miene ernst, dann überrascht und schließlich lächelte sie nachsichtig und sagte: „Guten Morgen Katsuki, komm doch rein. Izuku ist schon lange wach. Magst du Frühstück? Kaffee?" Langsam folgte ich ihr in die Wohnung, zog die Schuhe aus und stellte sie ordentlich neben die anderen, dann sagte ich: „Kaffee wäre toll, danke!" Von Deku war keine Spur zu sehen.

Inko klapperte in der Küche mit Tassen herum und ich fragte mich gerade, ob Deku mich nicht gehört hatte, als er hinter All Might aus seinem Zimmer kam. „Guten Morgen junger Bakugo!", grüßte er laut wie immer, dann sah er mich kontrollierend an und zog fragend die Brauen hoch. 'FUCK! Hat Deku etwa was gesagt?', fragte ich mich und fühlte mich, wie unter einem Insektenbeobachtungs-Glas. Dann klatschte er mir seine Hand auf die Schulter und drückte sie kurz ermutigend, als auch Deku rauskam, den Blick auf den Boden gerichtet. Ich schluckte hart und wusste nicht so Recht, was ich jetzt sagen sollte. All Might sah zwischen uns hin und her, dann ging er zu Inko in die Küche und schloss die Tür.

Jetzt waren wir allein und ich hatte mich noch nie so unsicher gefühlt. Deku sah noch immer nicht hoch, war sich aber meiner Anwesenheit sehr bewusst, denn ich spürte, wie unwohl er sich fühlte und wie nervös er war. Schließlich packte ich ihn an der Schulter, drehte ihn zu mir um und hob sein Gesicht mit einem Finger unterm Kinn an, damit er mich ansah. Scheiße, in seinen Augen schimmerten Tränen und sein Blick war schmerzerfüllt. Ohne zu überlegen, zog ich ihn in meine Arme und drückte sein Gesicht an meine Halsbeuge, wo ich etwas Nasses spürte, dann hörte ich sein leises, verzweifeltes Schluchzen.

„Es tut mir so Leid, Baby. Ich war gestern Abend so wütend auf Endeavor, dass ich die Kontrolle über mich verloren habe und ... ich wollte dich nie, nie wieder verletzen, Baby. Bitte glaub mir", redete ich sanft auf ihn ein, während ich mit der Nase in seinen weichen, grünen Haaren war. Er duftete so gut, dass mir leicht schwindelig wurde und ich bemerkte, wie sich in unteren Regionen bereits wieder etwas regte, was im Moment vollkommen unpassend war. Ich umarmte ihn fest und strich mit der freien Hand über seinen Rücken, während ich etwas besorgt war, die Blumen zu zerquetschen. „Baby? Verzeihst du mir? Ich verspreche, dass ich es wieder gut machen werde und ... morgen ist Weihnachten." „Was hat das denn jetzt damit zu tun?", fragte Deku mich mit belegter Stimme und zog den Rotz hoch, was mich dazu brachte ihn Richtung Küche zu schieben. Wenn ich ihm die Einladung gab, dann konnte ich sie gleich allen mitteilen.

Als wir den Raum betraten verstummte das Gespräch zwischen Tante Inko und All Might und beide starrten uns an. „Setzt euch und trinkt erst mal was", sagte Inko und All Might zog für Izuku einen Stuhl zurück, während ich mich auf die andere Seite setzte und einen Kaffee mir vor abgestellt bekam. „Hier bitte, Katsuki. Dein Kaffee!" „Danke", gab ich zurück und lächelte sie an.

Dann nahm Inko die Blumen aus meiner Hand und sagte lächelnd: „Das ist aber lieb von dir, Katsuki. Ich stelle sie mal in die Vase", dann ging sie an den Schrank und holte eine Tasse raus. „Izuku? Noch einen Tee?", fragte Inko und Deku nickte rasch. Dann gab ich ihm ein Papiertuch und er putzte sich geräuschvoll die Nase und wischte sich die Tränen weg. „Also?", fragte All Might.

„Meine Eltern laden euch alle zum Weihnachtsfest ein, Shoto und seine Geschwister sollen auch kommen. Shoto soll heute entlassen werden und zu Hause bei ihm ...", sagte ich, doch All Might unterbrach mich: „... ist Endeavor. Ich verstehe. Inko? Wäre das für dich in Ordnung?"

Inko nickte, nachdem Izuku ihr sachte zugenickt hatte. Dann stimmte auch All Might der Einladung zu und machte gleich darauf klar: „Dann müssen wir aber gleich noch einkaufen gehen. Wir wollen schließlich nicht mit leeren Händen kommen. Was ist mit dir, Izuku?" Izuku zuckte zusammen und sah hoch, als hätte er im Unterricht gepennt. Ich lachte leise und sein Blick fiel auf mich.

„Wir werden auf jeden Fall nachher Shoto abholen, wenn das okay ist. Und wir wollten uns mit einigen Klassenkameraden bei ihm treffen. Sollen wir noch etwas besorgen, Mama?", fragte er dann und hörte sich noch immer nicht glücklich an, was ich nachvollziehen konnte. Ich war so ein Arsch gewesen! Hoffentlich bekam ich das gleich wieder hingebogen. „Nein, Schatz. Ich werde das mit Toshinori schon allein schaffen. Seht ihr lieber zu, dass ihr eure Differenzen beigelegt bekommt. Ich möchte nicht, dass ihr euch streitet. Das hat mir schon früher nicht gefallen!", machte Tante Inko klar und sah mich böse an. Ob sie wohl wusste, dass wir inzwischen sogar schon ein Kind gezeugt hatten?

Ich kicherte leise und sah dann Deku an, der mir mit Blicken klar machte, dass ich bloß die Klappe halten sollte. 'Tja, Baby. Ich fürchte, sie wird es spätestens morgen von meiner Mutter erfahren, oder?', teilte ich ihm telepathisch mit und sah zu, wie mein Schatz plötzlich blass wurde.

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Das obere Bild ist NICHT von mir und ist nur geliehen, um die Geschichte zu untermalen. Bei rechtlichen Problemen bitte ich um kurze Meldung. Danke!

Ich will doch nur Stress machenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt