Kapitel 82

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„Was ist mit meinem Baby?" fragte Nora erschöpft und schaute mich ängstlich an, als das heiß ersehnte schreien anfing. Das Baby hatte die Augen geschlossen, doch schrie es aus vollem Halse. So klein und schon so laut.

„Es scheint der kleinen gut zu gehen" erklärte ich leise und klemmte vorsichtig die Nabelschnur ab. Anschließend wickelte ich es vorsichtig in eine Decke ein und legte es Nora, nachdem sie ihr T-Shirt hochgezogen hat, auf ihre Brust. Neugierig beobachte ich das kleine, wie es ihre Brust suchte und mit ein bisschen Unterstützung von Laura fand sie es und fing zu trinken an.

„So ein süßes kleines Mädchen" schwärmte Laura und war hin und weg. Ich kümmerte mich erstmal um die Nachgeburt und versorgte Nora. Zum Schluss säuberte ich sie noch, während sie ihr mittlerweile schlafendes Baby betrachtete. Ob der Vater von der kleinen noch lebt?

Im Anschluss informierte ich mich in den Büchern, was bei der Nabelschnur zu beachten war und wie es nun weiterging.

„Ich müsste dir das Baby nochmal abnehmen..." erklärte ich Nora später.

„Sie heißt Robin. So heißt ihr Vater..." erklärte sie leise und reichte mir das Kleine. Vorsichtig nahm ich sie und legte sie auf den Tisch.

„Was ist mit ihm? Ist er hier? Sollen wir ihn holen?" erkundigte ich mich, während ich Robin vorsichtig aus der Decke wickelte.

„Nein... Ich weiß nicht, wo er ist... Und ob er noch lebt..." erklärte sie leise und behielt Robin die ganze Zeit im Auge.

„Das tut mir leid..." erwiderte ich leise und kümmerte mich nun um die Nabelschnur. „Der Rest wird in wenigen Wochen von allein abfallen" erklärte ich leise. Unsicher starrte ich Robin an, die von dem ganzen Trubel um ihr herum nichts mitbekam. „Sie müsste jetzt gewaschen werden..." murmelte ich leise vor mir hin.

„Das kann ich machen" freudig stand Laura schon neben mir und machte einen sauberen Waschlappen nass. Nur zu gerne machte ich ihr Platz. Ich half Nora auf einen Stuhl, anschließend entfernte ich die dreckigen Decken, säuberte die Liege und verteilte Kissen und eine saubere Decke darauf. Zum Schluss half ich Nora noch in frische Sachen und half ihr wieder auf die Liege, wo sie es sich bequem machte. Als Laura fertig war, zog sie Robin ein paar Sachen an, die ein wenig zu groß waren und legte sie in Noras Arme. Lächelnd strich diese der kleinen sanft übers Köpfchen.

„Ich schaue später nochmal nach euch. Ruh dich etwas aus" meinte ich leise zu Nora und verließ die kleine Hütte. Mehrmals atmete ich tief ein und aus. Sog die frische Luft regelrecht ein und merklich konnte ich spüren, wie ein Teil der Anspannung langsam wich. Langsam setzte ich mich in Bewegung. Lief den kleinen Trampelpfad an der Küste entlang. Mein Ziel waren die Felsen, die dort zu erkennen waren. Geschickt kletterte ich die wenigen Meter hoch und ließ mich oben nieder. Schaute aufs Meer hinaus, während ich meine Beine baumeln ließ. Die Sonne stand nicht mehr hoch am Himmel, es musste somit schon nachmittags sein. Hat das ganze so lange gedauert?

Ich schloss meine Augen und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut, während meine Gedanken sich selbstständig machten. Ich hatte eben ein Baby auf die Welt geholfen. So winzig klein, doch schreien konnte es schon wie ein großer. Babys und Kinder machten Lärm, wollten spielen und essen, sie machten Dreck und ständig wollen sie was von einem. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich jemals Kinder wollte. Irgendwie sträubte sich in mir alles bei dem Gedanken. Aber was, wenn er welche möchte? Er konnte gut mit Kindern umgehen. Hatte immer ein Lächeln auf den Lippen, wenn er mit Kindern sprach. Seine Augen, sie strahlten dann.

„Ich hab gehört, dass erste Inselbaby ist da. Wie geht es dir?" holte mich eine wunderschöne Stimme ins hier und jetzt zurück, während er sich neben mich setzte.

„Ganz gut soweit. Nur etwas ausgelaugt. Kaum zu glauben, wie anstrengend sowas sein kann, auch wenn man es nur auf die Welt holt" leicht grinste ich und legte meinen Kopf auf Newt seine Schulter. „Es schreit. Es schreit verdammt laut" ergänzte ich noch, während er seinen Arm um mich legte. Leise lachte er auf.

„Das haben Baby so an sich. Schließlich können sie sich nicht anders bemerkbar machen" erwiderte er schmunzelnd.

„Das könnten sie aber auch leiser tun. Man ist ja nicht taub" erklärte ich wissend und genoss seine Wärme. Den männlich herben Duft, der von ihm ausging und ich spürte, wie die letzte Anspannung meinen Körper verließ. Ich weiß nicht, wie er das schafft, dass ich mich bei ihm so viel besser entspannen kann. Doch es gefiel mir. So durfte es gerne bleiben.

Eine Weile saßen wir schweigend Arm in Arm auf dem Felsen und schauten aufs Meer hinaus, während wir unsere Gedanken schweifen ließen.

Es war komisch, dass man sich nicht mehr vor Angst fürchten musste. Das man sich nicht mehr ständig umdrehen musste. Nicht mehr dauernd auf der Hut sein und sich nicht immer verstecken musste. Doch es war zur Abwechslung auch mal ganz schön. Irgendwie war es beruhigend zu wissen, dass nun alle in Sicherheit waren. Das man sich hier etwas aufbauen konnte. Das sich hier nun unsere Zukunft abspielen würde, auch wenn das noch ein weiter Weg war. Allerdings würden wir auch vieles dafür brauchen. Kleidung, Bücher, Medikamente, Hygieneartikel, Spielzeuge, Stoffe, Nähzeug, Baumaterialien, Samen für Gemüse und Obst und noch so vieles mehr. Es würden welche zurück aufs Festland müssen, um so vieles zu besorgen. Doch darüber wollte ich mir jetzt noch keine weiteren Gedanken machen.

Etwas später ging ich mit Newt zur Hütte zurück, um noch einmal nach Nora und Robin zu schauen. Nora schien die Geburt sehr geschafft zu haben, sie schlief tief und fest, doch Robin lag wach in ihren Armen und schaute uns neugierig an.

„Sie ist so niedlich" bemerkte Newt und strich ihr sanft über die Wange, „Sie braucht eine kleine Wiege oder ein Bettchen, wo sie drin schlafen kann."

Zustimmend nickte ich nur, wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, stattdessen beobachtete ich ihn, wie er sie behutsam auf seinen Arm nahm. Mit ihr in der Hütte langsam auf und ablief und sie dabei sanft wiegte. Auch dieses bekannte Glitzern in seinen Augen blieb mir nicht verborgen.

„Sie ist unsere Zukunft. Für sie und alle weiteren Babys müssen wir diesen Ort zu einem Zuhause aufbauen. Zu unserem Zuhause" erklärte er leise und sah mir dabei fest in die Augen.

„Das werden wir" pflichtete ich ihm bei und lächeltein liebevoll an. Nun lächelte er mich an und es war dieses glückliche Lächeln.Glücklich und zufrieden.

Die Lichter in der Dunkelheit (Maze Runner, Newt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt